Düsseldorf. Die schönen Stunden mit den Kleinkindern lassen sich nicht nachholen: Das weiß auch David Juncke (44) von der Beratungsfirma Prognos, selbst Vater von zwei kleinen Söhnen. Er ist einer der Autoren einer neuen Väterstudie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums.
Sie haben Firmen und Väter befragt – was sind die zentralen Ergebnisse?
Väter möchten sich heute mehr in die Familie einbringen – und das hat Folgen. Die Männer sind jetzt eher geneigt, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht klappt.
Gibt es da Zahlen?
450.000 haben schon den Arbeitgeber gewechselt. Und 1,7 Millionen denken zumindest hin und wieder darüber nach, es zu tun. Das haben wir aus den Ergebnissen unserer Studie hochgerechnet. Väterfreundlichkeit – das ist kein Nischenthema.
Wissen das die Personalchefs?
Leider längst nicht alle. Dabei sollten sie das Thema wegen des Fachkräftemangels auf dem Zettel haben. Viele Firmen sollten mehr für die Väter tun.
Aber es geschieht doch schon viel.
Klar, ein Viertel der Firmen sind da schon richtig gut – bieten die große Palette von Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten, Kita und Elternzeit. 15 Prozent haben kaum etwas im Angebot.
Und die große Masse dazwischen?
Die sind unterschiedlich gut aufgestellt, haben aber vor allem die Mütter im Fokus. Dazu kommt: Wichtig ist es, die flexiblen Regelungen hinsichtlich der Arbeitszeit auch zu leben. Wenn eine Führungskraft nicht ganz Vollzeit arbeitet, entsteht eine Unternehmenskultur, bei der Männer eher den Mut aufbringen, ihre Erwartungen an eine gute Balance von Familie und Beruf zu äußern.
Wo hakt es noch besonders?
In Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Da, wo überdurchschnittlich viele Männer arbeiten. Aber auch hier kommt einiges in Bewegung. Väter, die beruflich zurückstecken, gelten nicht mehr gleich als Weicheier.
Führungskräfte, die das Thema vorantreiben …
… sind äußerst wichtig. Betriebe mit männlichen und weiblichen Führungskräften nehmen Väterfreundlichkeit ernster als Betriebe, in denen die Führungsebene nur aus Männern besteht – egal in welcher Branche.