Endlich Sommer! Aber die hohen Temperaturen können vor allem während der Arbeit ein echtes Problem werden, wenn man nicht gerade in voll klimatisierten Räumen sitzt. Denn zu viel Hitze belastet unseren Organismus. „Der Körper reagiert bei hohen Temperaturen, der Puls erhöht sich, der Blutdruck sackt ab, wir schwitzen, um uns mit Verdunstungskälte zu kühlen, verdampfen also Wasser“, erklärt Diplom-Ingenieur Dr. Kersten Bux, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und dort Experte für das Fachgebiet Klima am Arbeitsplatz. „Das ist körperlich anstrengend, und die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt bei hohen Temperaturen, das zeigt die Praxis und ist auch in vielen Studien nachgewiesen.“

Aber man muss zwischen körperlicher Leistungsfähigkeit und der geistigen Leistungsfähigkeit unterscheiden. „Bei Letzterer ist es so, dass die Auswirkungen weniger ausgeprägt sind“, sagt der Experte. „Allerdings wirkt große Hitze bei geistiger Arbeit auch nicht gerade motivierend, die Leistungsbereitschaft nimmt ab.“ Und: Nicht jeder Mensch ist gleich. Das heißt, es gibt verschiedene Hitzetypen: Manche verkraften das Arbeiten bei heißen Temperaturen einfach besser als andere. Für alle gibt es aber ein paar hilfreiche Tipps, wie man bei der Arbeit nicht nur einen kühlen Kopf, sondern auch einen kühlen Körper bei heißen Temperaturen behält.

Gebotenen Sonnenschutz auch nutzen

„Der Arbeitgeber muss für eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur sorgen. 26 Grad gilt dabei als eine Obergrenze, aber es handelt sich rechtlich um eine Sollbestimmung, die natürlich auch davon abhängig ist, welche Außenlufttemperaturen herrschen“, erklärt Bux. „Der Arbeitgeber soll ab 26 Grad weitere Maßnahmen ergreifen, und ab 30 Grad im Arbeitsraum muss er es.“ Dazu zählt auch eine wirksame Beschattung. „Als Arbeitnehmer sollte ich den gebotenen Sonnenschutz dann auch wirklich nutzen und Fenster abdunkeln, die Rollos auch nach Feierabend unten lassen“, so der Experte. Es hilft also nichts, wenn man meint, man brauche das Rollo nicht herunterzuziehen, wenn es draußen heiß ist. Es muss runter.

Richtig lüften und sonst die Fenster geschlossen halten

„Fenster nach 10 Uhr nicht mehr für längere Zeit öffnen und die Hitze ins Büro lassen“, sagt der Experte. „Regelmäßiges Stoßlüften ist aber auch im Sommer nötig.“ Übrigens: Das Tagesmaximum in Sachen Temperatur wird nicht, wie landläufig angenommen, um 12 Uhr erreicht, sondern gegen 16 Uhr. „Das ist ein Verschleppungseffekt, Wände und Co. heizen sich langsam auf und geben dann ihre Wärme etwas später am Tag ab.“ Also auch nachmittags nicht einfach die Fenster lange aufreißen.

Nicht benötigte Geräte ausschalten

Elektrische Geräte, wie Drucker und Computer, sowie Lampen, die Hitze abgeben und nicht unbedingt benötigt werden, immer ausschalten – und wirklich nur bei Bedarf einschalten. Nach Benutzung dann sofort wieder abschalten.

Die Bekleidung anpassen

Möglichst luft- und feuchtigkeitsdurchlässige Kleidung tragen. „Diese Garderobe erleichtert das Schwitzen und verringert die Hitzebelastung“, so der Experte der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Natürlich ist das nur möglich, wenn es keine besonderen Kleidungsvorschriften am Arbeitsplatz gibt. Das heißt übrigens nicht, dass man ohne oder mit einem gelockerten Dresscode dann leicht bekleidet zur Arbeit erscheint – mit möglichst viel nackter Haut. „Sondern, dass man auf luftige, weite Kleidung aus Baumwolle oder Leinen setzt, die kühlt“, sagt Bux.

Deutlich mehr trinken

Der Körper verliert durch das Schwitzen viel Flüssigkeit. „Während bei 24 Grad Raumtemperatur etwa zwei Liter Flüssigkeit an einem Arbeitstag reichen, sollte man bei hohen Temperaturen etwa drei Liter oder mehr trinken“, empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Ab 30 Grad muss der Arbeitgeber Getränke bereitstellen. „Aber: Da reicht auch schlicht das Wasser aus dem Wasserhahn aus.“ Wenn man lieber andere Getränke zu sich nimmt, sollte man diese selbst mitbringen und fleißig trinken.

Ernährung anpassen

Die Currywurst oder das Schnitzel in der Kantine sind nicht gerade das ideale Essen an heißen Tagen – viel zu fettig und schwer. „Lieber über den Tag verteilt leichte Kost zu sich nehmen statt deftiger Speisen in großen Mengen auf einmal“, weiß Bux. So beuge man auch Magenproblemen und weiteren Beschwerden vor, die bei Hitze häufiger auftreten.

Einzelne Körperpartien kühlen

Es hilft, sich die Handgelenke zwischendurch mit kaltem Wasser zu benetzen. Auch ein feuchtes Tuch im Nacken oder an den Knöcheln verschafft Erfrischung. Seine Füße in eine Schüssel mit kaltem Wasser zu stellen, ist nicht überall erlaubt. Aber da kann vielleicht ein Cool Pack helfen, das man sich auf die Füße legt. Wenn Ventilatoren zur Verfügung gestellt werden, sollte man sie auch nutzen. Für einen Kühlungseffekt müssen sie nicht direkt dauerhaft auf den Kopf oder Körper gerichtet werden.

Je nach Standort richtig klimatisieren

„Es ist wichtig, dort zu handeln, wo es am heißesten wird“, sagt Experte Bux. „Ein Büro in Nordlage braucht keine Klimaanlage, eines in Südwestlage aber vielleicht schon.“ Ist also dort eine Klimaanlage vorhanden, sollte sie auch eingeschaltet werden. Eine Nachtabkühlung, indem man über Nacht die Fenster offen lässt und lüftet, ist hingegen nicht überall möglich, schon aus Sicherheitsgründen. „Aber dort, wo es geht und wo es Sinn macht, ist es eine Erleichterung, wenn man morgens in ein frisch gelüftetes Büro kommt“, sagt der Experte.

Gleitzeit nutzen, wenn sie angeboten wird

Wenn der Arbeitgeber Gleitzeit erlaubt, sollte man von diesem Angebot auch Gebrauch machen und im Sommer möglichst früh zur Arbeit kommen. Dann ist man in den heißesten Stunden am Nachmittag schon mit der Arbeit durch. Die Signale des eigenen Körpers beachten Wenn man spürt, dass die Hitze einem so stark zu schaffen macht, dass einem beispielsweise schwindelig wird, dann sollte man sofort einen kühleren Raum aufsuchen, etwas trinken und einzelne Körperpartien unter dem Wasserhahn kühlen.

Marie Schäfers
Autorin

Marie Schäfers hat ihren Studienabschluss in Geschichte und Journalistik an der Universität Gießen gemacht. Sie volontierte bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund und ist Leitende Redakteurin der Zeitung Sonntag-EXPRESS in Köln. Für aktiv beschäftigt sie sich als freie Autorin mit den Themen Verbraucher, Geld und Job.

Alle Beiträge der Autorin