Dingden. Routiniert schneidet Ragda Hamo am Konfektionsautomaten den Rand von einer etwa zwei Meter breiten Gewebebahn. „Sie hat etwas Überlänge“, sagt die Maschinenführerin, „damit die Anlage das verarbeiten kann, müssen die Maße stimmen.“ Dann läuft der graue Stoff weiter durch die Anlage, wird über Rollen umgelenkt, bekommt einen Reißverschluss eingesetzt und fällt schließlich auf einen Stapel fertiger Deckbettbezüge. Mit dem passenden Kissenbezug versehen ist die Garnitur komplett.

„Allein von solchen Garnituren produzieren wir jährlich eine halbe Million Stück“, sagt Maximilian Schmänk, Geschäftsführer des Bettwäscheproduzenten Biberna, beim aktiv-Besuch in Hamminkeln-Dingden. Hinzu kommen Spannbetttücher, Matratzenschutz, Bademäntel und Wohndecken – aber auch Bühnenmolton, Gewebe für Berufsbekleidung oder Schuhfutter.

Derzeit gefragt: Gedeckte Farben und nordisch kühles Design

„Wir sind damit breit im Markt aufgestellt. Läuft etwas mal nicht so gut, können wir es durch andere Produkte auffangen“, so Schmänk. Die eigene Bettwäsche-Marke Biberna findet man bei Versandhäusern und Einzelhandelsketten ebenso wie in Möbelhäusern.

Stets gilt es, den Geschmack der Kundschaft zu treffen. „Gedeckte Farben, verbunden mit einem nordisch kühlen Design, sind derzeit gefragt“, erklärt der Geschäftsführer.

Im Atelier hängen Farb- und Motivmuster für die eigene Marke wie für Bettwäsche von Tom Tailor und von Designerin Jette Joop. Beide Marken vertreibt Biberna in Lizenz. „Mit der Bettwäsche ‚Jette‘ ist unser Produktprogramm femininer geworden“, so Schmänk. Dabei heißt „feminin“ nicht „bunt“ oder „verspielt“: Es dürfen auch graue, braune oder grüne Töne sein, aufgelockert mit geometrischen Motiven. Modischer Spürsinn ist da gefragt. Interessant: Was in der Damenmode vor etwa zwei Jahren aktuell war, findet sich jetzt oft bei Heimtextilien wieder.

Weltweit vernetzt durch globale Zulieferer

Etwa 30.000 Quadratmeter Stoff durchlaufen täglich die Produktion in diesem Betrieb. „Wir lassen aber auch in Osteuropa und Asien fertigen“, sagt Schmänk, „nur so können wir wettbewerbsfähig bleiben.“ Denn der Preis für Qualitätsbettwäsche verharre seit Jahren bei etwa 50 Euro – trotz der hierzulande stark gestiegenen Kosten.

Biberna will zu seiner Verantwortung stehen: Die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern werden von unternehmenseigenen Experten vor Ort überprüft. Ein Zulieferer hat gerade eine neue Qualität geliefert: Garnituren aus Edel-Perkal – das ist ein sehr fester, dicht gewebter Baumwollstoff. Solche Bettwäsche gibt ein kühlendes Hautgefühl – ideal für heiße Sommertemperaturen.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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