Mertingen. „Es muss halten und einfach zu bedienen sein“. Das ist die Maxime im Job von Leo Berchtenbreiter. Der Maschinenbautechniker leitet die Abteilung Entwicklung und Konstruktion beim Wohnwagenhersteller Fendt-Caravan in Mertingen (Schwaben). Er ist ein Camper mit vollem Herzen, war früher mit Motorrad und Zelt unterwegs, heute mit Frau und Enkelkind im Caravan! „Das war schon immer meine Urlaubswelt“, sagt Berchtenbreiter. „Ich will immer wieder was Neues sehen und erleben.“

Wohnen im Caravan – und für manch eine oder einen auch arbeiten – trifft den Nerv der Zeit. Die Branche boomt, die Verkäufe in Deutschland und Europa gehen durch die Decke.

„Im Caravan ist man flexibel und hat sein Bett immer dabei“

„Viele Menschen sind in der Pandemie erstmals auf diese Urlaubsform aufmerksam geworden, als Alternative zum Hotel“, sagt Andreas Dirr, der technische Geschäftsführer von Fendt-Caravan. Und sie haben schnell zwei Vorteile entdeckt, wie Berchtenbreiter ergänzt: „Mit einem Caravan ist man flexibel. Man stellt ihn immer wieder woandershin und hat doch immer sein Bett dabei.“

Entwicklungsleiter Berchtenbreiter ist bereits seit 29 Jahren bei der Firma. Sein Hobby, neben Campen, ist das Tüfteln. Mit seinem 20-köpfigen Team hat er sich schon viele praktische Lösungen für die Wohnwagen ausgedacht. Etwa den ausziehbaren Lattenrost, bei Kunden eines der beliebtesten Zubehöre. Er macht aus zwei Einzelbetten eine große Liegefläche – das schafft Platz, zum Beispiel für das Enkelkind.

Vier Baureihen hat der Hersteller im Programm, mit jeweils verschiedenen Ausführungen – vom gediegenen „Diamant“ bis zum Einsteiger-Modell „Apero“, das es erst seit ein paar Monaten gibt. Allen gemeinsam ist der Aufbau: Alublech als Außenhaut, darunter Holz, „wie beim Fachwerkhaus“, Isolierung und als Abschluss eine Sperrholzplatte mit Dekorfolie fürs Innere des Caravans.

Für Wintercamping sind Heizschlangen im Boden

Weil Wintercamping im Kommen ist, gibt es die „Norway Edition“ mit Fußbodentemperierung: Unter den Bodenplatten sind Heizschlangen verlegt.

Erkennungszeichen aller Fahrzeuge aus Mertingen ist das spezielle Heck mit den langen, schmalen Leuchten. Berchtenbreiter: „Kenner sehen gleich von hinten: Das ist ein Fendt!“

Die App wirft vom Strand aus die Klimaanlage an

Über die Jahre kam einiges an Technik hinzu, etwa WLAN im Wohnwagen mit dem Modul „Stream and Surf“. „Damit ist man unabhängig vom Netz auf dem Campingplatz.“ Mit dem WLAN-Verstärker kann man im Caravan daddeln und gleichzeitig Filme streamen in 4K-Qualität. Auch eine App hat das Unternehmen entwickeln lassen. Damit steuern die Camper zum Beispiel das Licht oder schalten vom Strand aus über Bluetooth im Nahbereich schon mal die Klimaanlage an.

Bald kommt ein neuer Ausbildungsberuf

Immer mehr Gimmicks, immer mehr Caravans, da braucht es auch viel Fachkräfte-Nachwuchs. Doch der fehlt, wie in so vielen Branchen. Ändern soll das ab Herbst ein neuer Ausbildungsberuf, der Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker mit Fachrichtung „Caravan- und Reisemobiltechnik“. Das Unternehmen Fendt-Caravan ist dabei und will ab dem Ausbildungsjahr 2024 die ersten Azubis dieses neuen Zweigs bei sich in Mertingen am Start haben.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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