Hemer. Mit dem Praktikum hat es für David Zuzanski gerade noch so geklappt vor Corona. Drei Wochen war er in einer Firma. Konstruktion, Werkzeugbau, Qualitätssicherung. Danach stand für den Realschüler fest: „Den ganzen Tag am Computer sitzen, war nicht meins. Das ist mir zu langweilig. Ich wollte was mit den Händen machen.“
Machen kann der 17-Jährige bei Ing. Lang + Menke inzwischen eine Menge. Seit eineinhalb Jahren wird er in dem Hemeraner Unternehmen zum Werkzeugmechaniker Stanztechnik ausgebildet. Der Beruf war ihm nicht unbekannt – sein Vater ist vom Fach. Lang + Menke kannte der junge Mann aber nur dem Namen nach: „Ich hatte viel Gutes über die Ausbildung gehört.“
Mittlerweile kennt er sich aus. Das Familienunternehmen produziert Präzisionsstanzteile für verschiedene Branchen. Die teils filigranen Federn, Kohlebürstenhalter oder Befestigungselemente finden sich im Auto, in der Waschmaschine oder der elektrischen Zahnbürste. Es sind individuell für jeden Kunden entwickelte Produkte – der Bau der Werkzeuge, mit denen sie gefertigt werden, spielt da eine entscheidende Rolle.
16 Auszubildende in der eigenen Lehrwerkstatt
Für den Fachkräftenachwuchs gibt es seit 1953 eine eigene Lehrwerkstatt - eher selten für ein Unternehmen dieser Größe mit rund 240 Mitarbeitern, meint Ausbildungsleiter Ulrich Hertel: „Drei bis fünf Werkzeugmechaniker-Azubis stellen wir jedes Jahr ein.“ 16 sind aktuell im Betrieb. „Man sieht hier, was die Älteren machen, tauscht sich aus und bekommt viel mit“, sagt Zuzanski. Das findet er gut.
Gerade bereitet er sich auf die Abschlussprüfung Teil I vor, danach geht es in die einzelnen Abteilungen. Dort wird er auch die ersten eigenen Werkzeuge bauen. Der 17-Jährige freut sich drauf: „Ich bin sehr neugierig, lerne gerne was Neues. Das ist spannend.“
Angefangen hat er wie alle anderen mit dem Grundlehrgang: feilen, sägen, bohren. Danach ging es an die Maschinen, erst an die konventionellen, dann, inklusive Programmierung, an die CNC-Anlagen. „Die Technologie schreitet schnell voran“, sagt Hertel, „früher hat man drei bis vier Werkzeuge im Jahr gebaut. Heute ist eins in drei bis vier Wochen fertig.“ Darauf bereitet er die Azubis vor. „Die Übungen werden immer komplexer und anspruchsvoller“, erklärt der Ausbildungsleiter: „Der Umgang mit den Mess- und Prüfmitteln ist ganz wichtig. Die Toleranzen werden immer geringer.“
Ausbildung eröffnet viele Möglichkeiten
An eigenen kleinen Projekten können die Azubis das erproben. Nicht alles klappt auf Anhieb. „Ich bin neulich beim Fräsen mit viel zu hohem Vorschub ins Werkzeug gegangen. Das war ganz schön laut“, berichtet der Azubi ehrlich. Solche Fehler mache man nur einmal. „Man muss kreativ sein und improvisieren, wenn man vor Problemen steht“, sagt er, „und selbstständig arbeiten.“
Zu fünft habe man einen Lkw gebaut: „Das hat einen Monat gedauert, 50 Teile sind das.“ Der Laster steht jetzt neben seinen Vorgängermodellen im Aufenthaltsraum. Die Teamarbeit ist eine gute Vorbereitung auf spätere Aufgaben, bei denen Facharbeiter und Projektleiter gemeinsam Lösungen für die Kunden finden. „Die Mitarbeiter in der Konstruktion haben alle im Werkzeugbau angefangen“, erklärt Hertel – die Ausbildung eröffnet viele Möglichkeiten.
Persönlich: 3 Fragen an David Zuzanski
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich hatte immer schon was mit Technik am Hut, und mein Papa ist Werkzeugmechaniker. Daher kannte ich den Beruf schon.
Was reizt Sie am meisten?
Der Spaß an der Arbeit und kleine Erfolge, wenn man etwas Neues schafft.
Worauf kommt es an?
Man muss konzentriert arbeiten. Kleine oder auch große Fehler schleichen sich schnell ein.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
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