Köln. Wer in Metropolen wie Berlin, Köln oder München eine Wohnung sucht, muss viel Geduld mitbringen: Das Angebot ist klein, die Nachfrage riesig. Besserung ist nicht in Sicht. „Gerade in den großen Städten und im direkten Umland wird zu wenig gebaut“, erklärt Michael Voigtländer, Immobilienexperte im Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Die Parteien der Ampel-Regierung haben deshalb ein ehrgeiziges Ziel in den Koalitionsvertrag geschrieben: „Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen.“
Ist das realistisch? Noch jedenfalls ist das Ziel sehr weit entfernt. 2021 sind nicht einmal 300.000 Wohnungen entstanden. Und Voigtländer betont: „Es ist weder sinnvoll noch ist es möglich, 400.000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen.“
Es wird viel genehmigt, aber nicht gebaut
Ein großes Problem sei der Fachkräftemangel im Bauwesen. „Es gibt zu wenige Handwerker. Da haben wir ein echtes Kapazitätsproblem, wenn wir gleichzeitig noch die klimagerechte Sanierung des alten Wohnungsbestands voranbringen möchten.“
Ein zweites Problem: Material ist teuer oder fehlt. Der Preis für Holz, Stahl und anderes Material ist deutlich gestiegen. Folge: Bauvorhaben werden gestoppt oder pausieren. Das zeigen aktuelle Zahlen vom Statistischen Bundesamt. 2021 gab es einen „Überhang“ von rund 850.000 genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen – das waren 67.000 mehr als 2020.
293.393 Wohnungen wurden im Jahr 2021 fertiggestellt.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zudem fehlt es im innerstädtischen Raum schlichtweg an Bauland. Eine sinnvolle Lösung könnten Dachaufbauten bei bestehenden Häusern sein, die noch ein oder zwei Etagen zusätzlich ermöglichen. Und man sollte darüber nachdenken, größere Wohnungen zu teilen, schlägt Voigtländer vor. „Denn der Bedarf an kleinen Wohnungen ist in den Städten besonders hoch.“
Während sich in den Ballungsräumen also zu wenig tut, wird in anderen Landesteilen mehr gebaut, als nachgefragt wird. Etwa in den ostdeutschen Flächenstaaten oder im Saarland. Das sieht der Experte mit Sorge: „Anstatt auf die bloße Anzahl neuer Wohnungen zu schauen, sollten wir darauf achten, dass Wohnraum vor allen dort gebaut wird, wo er fehlt.“
Was macht den Baufirmen weiter noch zu schaffen? Darauf gibt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie im Interview mit dem Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) Antwort: iwd.de.
Nadine Bettray schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Sie studierte Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen. Anschließend zog es sie zum Arbeitgeberverband METALL NRW in Düsseldorf. Am Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen absolvierte sie ein Volontariat. Wenn Nadine nicht am Schreibtisch sitzt, jubelt sie Rot-Weiss Essen zu oder rennt mit ihrem Hund durch den Wald.
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