Berlin. Corona-Krise, Lieferengpässe, Putins Krieg in der Ukraine – „hätte es all das nicht gegeben, wären die Gesamtinvestitionen in Deutschland in den zurückliegenden drei Jahren um gut 70 Milliarden Euro höher ausgefallen“. So sagt es Professor Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Wegen der explodierten Energiepreise hat sich die Entwicklung zuletzt sogar weiter verschärft: Mittlerweile sieht sich jedes vierte Unternehmen gezwungen, Investitionen zusammenzustreichen. Das zeigte eine bundesweite Firmenbefragung des IW. „Die Werte sind fast so schlecht wie zur Hochphase der Corona-Pandemie“, erläutert Ökonom Bardt.
70 Milliarden Euro wären allein in den letzten drei Jahren mehr investiert worden – ohne die Krisen
Selbst wichtige Daueraufgaben wie die Digitalisierung und den Umbau zur Elektromobilität können viele Unternehmen derzeit bestenfalls mit gebremster Kraft angehen. Auch was klimaschonendere Produktionsanlagen, Fahrzeugparks und Gebäude betrifft, herrscht häufig der Rotstift.
„Das alles sind sogar für ganz Deutschland schlechte Neuigkeiten“, bemerkt Bardt. „Schließlich sind Investitionen grundlegend für die Wettbewerbskraft und den langfristigen Erfolg von Unternehmen – und damit letztlich auch für den Wohlstand im ganzen Land.“
Betriebe verlagern Produktion ins Ausland
Unterstrichen wird der Befund durch eine Mittelstandsumfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie: Wegen der extremen Energiepreise denken 17 Prozent der Firmen über eine Verlagerung von Teilen oder des gesamten Unternehmens ins Ausland nach. 8 P rozent sind schon dabei, Betriebsteile oder Jobs zu verlagern. Weitere 12 Prozent wollen zwar unverändert hierbleiben, planen Neuinvestitionen aber nur noch im Ausland.
Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.
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