München. Wie gut kann unser Land, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaftsordnung eine Krise bewältigen? Die Antwort darauf gibt eine aktuelle Studie des Roman-Herzog-Instituts (RHI): „Ziemlich gut!“ Im internationalen Vergleich gehört Deutschland mit seinem System der Sozialen Marktwirtschaft – hinter den skandinavischen Ländern – zu den erfolgreichsten Volkswirtschaften. Und ist deutlich resilienter, also krisenfester, als andere Industriestaaten.
Warum ist das so? Die Studienautoren vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zogen für ihre Untersuchung verschiedene internationale Studien heran, die das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersucht haben. Das IW-Ergebnis: Besonders resilient sind Staaten mit freiheitlichen, demokratischen Systemen. So stehen stets die skandinavischen Länder mit ausgeprägtem Sozialstaat an der Spitze der Ranglisten, gefolgt von mitteleuropäischen Marktwirtschaften wie Deutschland oder Frankreich. Schlusslicht bilden jeweils die Staaten mit autokratischen Systemen wie Russland oder China.
Letztere seien zwar in der Krise auch „robust“, heißt es, aber eben nicht „resilient“. Wobei resilient bedeutet, dass Staaten flexibel reagieren, sich wandeln, Fortschritt und neue Ideen zulassen und aus Krisen herauskommen, indem sie sich an neue Situationen anpassen. Auf autokratische Staaten trifft das eben regelmäßig nicht zu.
Die Bereitschaft, sich zu verändern, ist besonders wichtig
Anders dagegen die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft, sagt Professor Randolf Rodenstock, Vorstandsvorsitzender des RHI: „Sie erweist sich auch für zukünftige Krisen als erstaunlich gut gerüstet. Denn die für ein resilientes System wichtigen Bausteine Freiheit, Fortschritt und Veränderungsbereitschaft zeichnen gerade die Soziale Marktwirtschaft aus.“ Krisen und Schwankungen kommen zwar vor – doch da reagierten resiliente Systeme sozusagen wie das Immunsystem: Es bekämpfe ein Virus und werde dadurch stärker.
Laut Rodenstock macht das Hoffnung, wenn es um die zentralen Herausforderungen der Zukunft geht: demografischer Wandel, Digitalisierung, Dekarbonisierung und die Gefahr der Deglobalisierung. „Die Soziale Marktwirtschaft ist dafür gut gewappnet.“
Allerdings dürfe sich Deutschland nicht einfach auf dem guten Status quo ausruhen. In einigen Bereichen müsse gehandelt werden, etwa bei der Anpassung der Rentenformel an die veränderte Demografie. Oder beim technologieoffenen Ausbau der erneuerbaren Energien. „Gerade hier brauchen wir dringend einen effektiven Bürokratieabbau, etwa um Planungsverfahren schneller und effizienter zu gestalten“, so Rodenstock. Die schnelle Realisierung der Flüssiggasterminals sei ein positives Beispiel: „Dies zeigt, wie wichtig Entbürokratisierung für schnelle Problemlösungen und damit langfristig auch für die Resilienz eines Staates ist.“
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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