Daniel Brüssler ist gerade mit Schweißarbeiten beschäftigt, als ihn sein Kollege und Chef am Arbeitsplatz überrascht. Carsten Schmieding, Geschäftsführer von Franke-Filter, will zum 30-jährigen Firmenjubiläum gratulieren. Typisch Franke-Filter! Der mittelständische Maschinen- und Anlagenbauer weiß, was er an seinen knapp 50 Mitarbeitenden hat.

Diese Wertschätzung spürt man beim aktiv-Besuch in der Firma in Bad Salzdetfurth vor den Toren Hildesheims. Wenn Geschäftsführer Schmieding durch die Produktion geht, gibt es viele Hallos, hier kurze Fragen zur Familie, dort zum Wetter im Urlaub. Viele Kollegen kennen einander lange. 

„Es ist sehr familiär bei uns“, sagt auch der 54-jährige Brüssler. Er ist wie Schmieding ein Mann der ersten Stunde bei Franke-Filter und erinnert sich gern an die Anfänge. Los ging es zu Beginn der 1990er Jahre in einer kleinen Werkstatt im benachbarten Derneburg. Nur fünf Kollegen waren sie damals, zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Firmengründer Manfred Franke. Brüssler hatte eine Ausbildung als Kessel- und Behälterbauer hinter sich, Schmieding eine als Maschinenschlosser.

Die jungen Facharbeiter waren begeistert von der Idee, Filteranlagen für Großanlagen in der Industrie zu bauen. Ihre Entscheidung, mit dem damaligen Gründer eine Marktnische in der Zulieferindustrie für den Anlagenbau zu besetzen, bereuen sie bis heute nicht.

Ölnebelabscheider braucht es in Turbinen oder LNG-Terminals

Auch Karl-Heinz Wahrhausen war von Beginn an dabei. Der Industriemechaniker lernte 1991 den heutigen Geschäftsführer an. „Ich habe zwei Monate vor ihm angefangen“, sagt Wahrhausen. Inzwischen ist der 67-Jährige in Rente, hilft aber weiterhin aus, „wenn Not am Mann ist“, wie er sagt. Während der Urlaubszeit etwa arbeite er 20 Stunden im Monat. „Und ehrlich gesagt: Es macht immer noch Spaß.“

Er sei für Franke-Filter viel auf Montage gewesen, „weltweit, überall wo unsere Anlagen laufen“, erzählt Wahrhausen. Ölnebelabscheider werden in Kraftwerken, Raffinerien, LNG-Terminals oder Turbinen eingesetzt. Und die gibt es in vielen Teilen der Erde.

„Wenn wir drei gleiche Anlagen bauen, ist das für uns schon eine Serie.“

Carsten Schmieding

In Deutschland ist das niedersächsische Unternehmen Marktführer. Die kleine Werkstatt wurde schnell zu klein. Seit mehr als 25 Jahren sitzt Franke-Filter in Groß Düngen an der Bundesstraße 243. Ein kleines, aber feines Quartier – typisch für das Unternehmen und seine Produkte.

Fast jede Anlage der Niedersachsen ist ein Unikat. „Wenn wir drei gleiche bauen, ist das für uns schon eine Serie“, sagt Schmieding. „Bei uns bekommt man nichts von der Stange. Wir bauen ausschließlich nach Kundenwunsch.“ Alles ist selbst konstruiert und bis ins Detail bearbeitet. Mögen die Produkte unterschiedlich sein – ihre Aufgabe ist immer gleich: Sie saugen und filtern feinsten Ölnebel.

Die Nachfrage steigt vor allem in den arabischen Staaten

Investitionen sind für viele Experten ein Konjunkturindikator. Da läuft in Deutschland derzeit kaum etwas, Geschäftsführer Schmieding bestätigt: Auch die Produkte von Franke-Filter werden fast alle im Ausland eingesetzt. „Ich schätze, es sind bestimmt 80 Prozent, die direkt oder indirekt in den Export gehen.“ Zurzeit spürt das Unternehmen eine starke Nachfrage aus den arabischen Ländern. Luftreinhaltung wird dort immer wichtiger. „Die Saudis investieren in den kommenden Jahren extrem“, sagt Schmieding. Ungewöhnlich hohe Stückzahlen werden aktuell am Golf angefragt.

Längst nicht alle Anfragen kann und will Franke-Filter erfüllen. Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis – das war immer die Strategie des Familienunternehmens. Denn Wachstum muss gemanagt werden. Dafür würde der Betrieb gern die Fertigung erweitern. Doch die Genehmigung läuft schleppend. Ebenso wie die Suche nach zusätzlichen Fachkräften. „Auch wir müssen kräftig die Werbetrommel rühren“, sagt Schmieding.

Das ist bei Franke-Filter die Aufgabe von Regina Müller. Klassische und Online-Werbung, Internet, Messeauftritte und firmeninterne Projekte gehören zu ihrem Job. Sie kam vor zwei Jahren ins Unternehmen und war sofort begeistert von der Stimmung im Werk. „Ich hatte hier sofort freie Hand, um mich auf das komplette Marketing zu konzentrieren. Und das bei flexibler Arbeitszeit“, sagt die Mutter zweier Töchter.

Franke-Filter lebt solche Flexibilität. Und vom Wirgefühl, das Marketing-Expertin Müller regelmäßig durch kleine Aktionen stärkt: „Wenn wir einen Fotowettbewerb starten oder das Job-Rad anbieten, dann haben wir oft eine tolle Resonanz.“

Solche Zeichen von Dankbarkeit gegenüber den Mitarbeitenden seien wichtig, findet Schmieding: „Die Kollegen sind extrem loyal und helfen mit Überstunden, wenn eine Anlage schnell zum Kunden muss.“ Und die Arbeit geht ihnen so schnell nicht aus.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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