Alfeld. Die Auto-Industrie ist im Umbruch. Megatrends wie der Elektroantrieb oder die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen treiben die Autobauer um. Viele Zulieferer suchen sich neue Märkte, andere bleiben gerade jetzt bei ihrer Entscheidung für die Auto-Industrie als Kunde. Eine davon ist die Inno Tape GmbH aus Alfeld: „Das Auto ist unsere DNA“, sagt Geschäftsführer Thomas Weiser. „In dieser Branche haben wir unseren Platz gefunden.“
Seit zwei Jahren geht Inno Tape diesen Weg. Der Betrieb ist spezialisiert auf Klebebänder im und am Auto: Sie befestigen, verbinden, isolieren, dämpfen oder dichten ab. Diese sogenannten Konverter sichern Anbauteile, leiten die Elektronik oder schützen Teile am Auto. Vor harten Preiskämpfen, einseitiger Abhängigkeit oder geringen Margen hat Gründer Weiser keine Angst. Der 50-jährige Unternehmer hält auch andere Märkte für anspruchsvoll. „Es gibt überall Ecken und Kanten“, sagt er beim Besuch von aktiv. „Auch auf anderen Märkten wird mit harten Bandagen gekämpft.“
Inno Tape fokussiert sich auf die Weiterverarbeitung
Man spürt: Der Mann ist überzeugt von seiner Technologie. Er hatte früh die richtige Nase: Als Schüler kam er bei einem Ferienjob mit dem Thema Klebebänder in Kontakt. Er lernte Groß- und Außenhandelskaufmann und hatte im Jahr 2000 die Idee für Inno Tape. Damals hatte er erkannt, dass es zwar Produzenten von Klebelösungen gab, die waren allerdings meist Teil eines Handelshauses oder größeren Herstellers. Niemand kümmerte sich ausschließlich um die Weiterverarbeitung von Klebeband, sagt Weiser: „Ich hatte schon immer Bock darauf, einfache Produkte in Prozesse zu integrieren und Probleme zu lösen.“
Doch der Weg vom Start-up zum Autozulieferer war lang. Von Pessimisten ließ sich der Gründer nicht abhalten. „Viele unkten, es geht alles nicht. Das wird nie was“, erinnert er sich. „Doch meine Oma sagte immer: Es geht alles, nur der Frosch hüpft.“ Sprich: Alles ist möglich! Das habe ihn geprägt. „Ich wusste, irgendwie geht es doch.“
Die Idee war da, die Motivation riesig. Das Problem: Keiner verstand, was er vorhatte. „Ich wollte einen Produktionsbetrieb aufmachen. Keinen Händler, kein Ingenieurbüro oder einen Kiosk. Ich wollte einen Zulieferer entwickeln. Dafür brauchte ich Maschinen, Material und natürlich Geld.“ Die Banken winkten ab. Schließlich half ein befreundeter Unternehmer. „Es war der 30. Geburtstag meiner Frau. Da konnte ich meinen Freund von meiner Idee überzeugen. Er wollte investieren und stellte mir auch eine Produktionshalle zur Verfügung.“
„Ich wollte einen Zulieferer entwickeln. Dafür brauchte ich Maschinen, Material und natürlich Geld“
Thomas Weiser, Gründer von Inno Tape
Weiser erinnert sich an schwierige Anfangsjahre. An viele Gespräche und Zusagen, die später nicht gehalten wurden. Es habe sich damals wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt. „Viele sind einfach nicht mehr ans Telefon gegangen“, sagt er heute. „Das war eine spannende, aber total anstrengende Zeit. Alles musste gleichzeitig passieren – Geld beschaffen, Kunden besuchen, Lösungen für Kunden entwickeln und dann an der Maschine stehen und produzieren.“
Fast alle Beschäftigten kommen aus den umliegenden Orten
Heute ist das Unternehmen ein Leuchtturm in Südniedersachsen. Politiker kommen gern, wenn Erfolgsbeispiele gezeigt werden sollen. Die Büroräume, erzählt Weiser, seien 20-mal größer als zum Start, die Produktionsflächen mehr als 10-mal so groß. Auch der Personalstamm ist kontinuierlich gewachsen: Fast alle Beschäftigten kommen aus den kleinen Orten der Nachbarschaft. „Aus einem Umkreis von rund 15 Kilometern“, sagt Weiser. Diese Verbundenheit mit der Region ist Teil des Erfolgsrezepts. Eine strukturschwache Region muss kein Standortnachteil sein.
Weiser selbst sieht sich als Treiber, der versucht, seine Idee zu leben. „Das mache ich gern. Aber es geht bei Inno Tape nicht um mich, sondern um die Menschen, die hier arbeiten“, sagt er. Fachkräfte, Fachkräfte, Fachkräfte – das ist auch für die Inno Tape GmbH die Herausforderung der Zukunft. Im Unternehmen kümmert sich Weisers Ehefrau Anuschka schon seit mehr als zehn Jahren um die Personalentwicklung. Sie hat ein Händchen für Menschen und ihre Bedürfnisse. Und einen Blick für Kunst: Überall im Unternehmen stehen Skulpturen, hängen Bilder an der Wand, sind interessante Objekte zu sehen.
Um anderen den Betrieb und die Technologie näherzubringen, hat Anuschka Weiser früh auf Social Media gesetzt, um Mitarbeiter zu gewinnen. Als „Corporate Influencerin“ für Inno Tape ist auch Tochter Zarah aktiv, das jüngste der fünf Kinder der Unternehmerfamilie: Sie hat die Produkte und Prozesse der Firma schon vor Jahren in Youtube-Videos vorgestellt. „Wir sind ein typischer Familienbetrieb“, sagt ihr Vater Thomas. „Wir alle glauben an diese Technologie. Und da geht noch deutlich mehr.“
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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