Stuttgart. Die Menschheit braucht sie zum Formen von Autokarosserien, zum Sägen von Holz und zum Kleben von Schuhsohlen, zum Abfüllen von Bier, zum Bedrucken von Papier, zum Weben von Stoffen, zum Ausstanzen, Kneten, Verpacken, Waschen, Fräsen und Wiegen. Eigentlich für fast alles! Maschinen sind auf dem ganzen Globus unverzichtbar. Und sehr viele davon kommen aus Baden-Württemberg.

Der Maschinen- und Anlagenbau ist die beschäftigungsstärkste Industriebranche im Südwesten. Mehr als 330.000 Menschen arbeiten in den Unternehmen. Sie sorgen mit Innovationen dafür, dass die Industrie weltweit immer effizienter produzieren kann. Mathias Kammüller, Vorsitzender des Branchenverbands VDMA in Baden-Württemberg: „Die Firmen aus dem Südwesten stehen für einen erfolgreichen Einsatz für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit und für die Lösungen, die die Welt hierfür benötigt.“

Die Power-Presse

Beim Wort „Presse“ denken viele an so etwas wie eine Zitronenpresse. Aber schauen wir uns mal eine Presse an, die Karosserieteile von Autos fertigt: Das modernste Presswerk der Welt steht vor den Toren von Halle. Es ist ein Gemeinschaftswerk von Porsche und dem Maschinenbauer Schuler aus Göppingen.

Neben den insgesamt sechs riesigen Pressen wirken die Mitarbeiter winzig klein. Bis Jahresende werden dort rund 180 Kollegen arbeiten. Das Presswerk in Halle schafft pro Minute 20 sogenannte Hübe – und jedes Mal kommt ein Karosserieteil heraus, zum Beispiel eine Motorhaube oder eine Heckklappe für den Porsche Macan, der im nahe gelegenen Leipzig vom Band rollt.

Dieses Presswerk setzt neue Maßstäbe im Prozessmanagement. Jedes Teil erhält eine Kennung und wird während des Produktionsprozesses verfolgt. Alle Abläufe sind vernetzt und können mit künstlicher Intelligenz optimiert werden. So werden zum Beispiel Fehler schneller erkannt.

Die Schuler Group gibt’s übrigens schon seit mehr als 180 Jahren. Ihre Anlagen sind überall gefragt, wo Metall in Form gebracht werden muss.

Der Spritzguss-Star

Vom Dübel bis zur Auto-Verkleidung: Wo auch immer Kunststoff in Form gebracht wird, sind Spritzgieß-Maschinen von Arburg gefragt, einem der führenden Hersteller und Arbeitgeber von 3.600 Leuten. Produziert wird ausschließlich im Schwarzwald-Ort Loßburg.

Der neueste Star unter den Arburg-Maschinen ist die „Jubiläumsmaschine“ – sie heißt so, weil sie im 100. Jahr der Firmengeschichte eine ganz neue Maschinen-Generation einläutet. Besonders an ihr ist, dass sie weder rein hydraulisch noch rein elektrisch funktioniert, sondern hybrid, also mit einer Kombination beider Techniken.

Dadurch benötigt sie bis zu 50 Prozent weniger Energie und stößt bis zu zwölf Tonnen weniger CO2 pro Jahr aus. „Wir haben den Nerv der Zeit genau getroffen“, freut sich Gerhard Böhm aus der Geschäftsführung. Die Kunden – im Bild links bei einer Veranstaltung im Betrieb – seien vom neuen Spritzguss-Star begeistert.

Die Zahnbürsten-Zauberin

Wir benutzen sie (hoffentlich) mindestens zweimal täglich. Doch wo kommt unsere Zahnbürste eigentlich her? Ganz oft aus einer Maschine made im Schwarzwald!

Vor über 120 Jahren leitete das Unternehmen Zahoransky aus Todtnau mit der Entwicklung des ersten Bürsten-, Bohr- und Stopfautomaten ein neues Zeitalter der Bürstenproduktion ein. Mehr als 4.000 Kunden hat das Unternehmen heute weltweit, und es hält mehr als 700 Patente.

Mit seinen Innovationen hat Zahoransky zum Beispiel dafür gesorgt, dass wir im Zahnbürsten-Regal viele verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Designs finden. Die Maschine „Cube“ (links zu sehen) markiert einen Meilenstein.

Sie ist völlig neu konzipiert – verschiedene Zahnbürstenmodelle können damit ganz einfach auf einer einzigen Maschine hergestellt werden. 40 Bürsten pro Minute schafft schon die Basiseinheit dieser Maschine. Wer mehrere solche Einheiten koppelt, kann in der gleichen Zeit noch viel mehr Bürsten herstellen.

Der Abwasch-Erlediger

Schon mal darüber nachgedacht, wer eigentlich in den Großküchen im Betriebsrestaurant, im Hotel oder in der Mensa den Abwasch erledigt? Oft ist es eine Maschine von Winterhalter mit Hauptsitz in Meckenbeuren (Bodenseekreis). Zum Beispiel eine „MTR“ – wie auf dem Bild rechts zu sehen, hier im Hotel Bad Schachen.

So eine MTR, das steht für „Mehrtank-Korbtransportspülmaschine“, schafft bis zu 6.600 Teller pro Stunde. Solche Anlagen sind bis zu sieben Meter lang. Hinten kommt das Geschirr strahlend sauber raus – und absolut hygienisch: Die Maschine vernichtet laut Unternehmen 99,999 Prozent aller Keime.

Dank optimiertem Nachspülsystem verbraucht die Maschine bis zu 30 Prozent weniger Wasser im Vergleich zur Vorgänger-Serie. Mit optionaler Abluft-Wärmerückgewinnung können bis zu 12 Kilowattstunden Energie pro Stunde gespart werden, mit einer Wärmepumpe bis zu 18 Kilowattstunden.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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