Wie ist die aktuelle Stimmung in der baden-württembergischen Industrie? Das ermittelt jeden Monat die L-Bank, also die Staatsbank von Baden-Württemberg, zusammen mit dem Münchner Ifo-Institut.aktiv fragte Edith Weymayr, die Vorstandsvorsitzende der L-Bank, zu den Ergebnissen der jüngsten Umfragen.

Wie schätzt die baden-württembergische Industrie ihre Lage ein?

In unseren Umfragen sind die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe für die kommenden Monate von Pessimismus geprägt. Die Unternehmen stellen sich auf deutlich schlechtere Zeiten ein.

Die Betriebe haben es ja auch mit mehreren Krisen gleichzeitig zu tun. Was sind da die größten Probleme – und was dürfte daraus folgen?

Durch die Corona-Pandemie und den Kriegsausbruch in der Ukraine ist ein gefährlicher Cocktail aus Inflation, Energieknappheit und gestörten Lieferketten entstanden, der die Unternehmen im Land mutmaßlich noch über Jahre hinweg beschäftigen wird. Die massiven Preisanstiege und die als Reaktion darauf jetzt durchgeführten Zinsanhebungen der Zentralbanken wirken jeweils wachstumshemmend. Auch die drohende Gasknappheit und die enormen geopolitischen Risiken sorgen für Unsicherheit bei den Unternehmen. Ein struktureller Rückgang der Wirtschaftsleistung in Europa und insbesondere in Deutschland ist daher zu erwarten.

Ist die Industrie Baden-Württembergs da besonders betroffen?

Die genannten Belastungen und Risikofaktoren betreffen alle Unternehmen in Deutschland. Ein möglicher Standortnachteil der südlichen Bundesländer besteht allerdings darin, dass sie aufgrund ihrer geografischen Lage vergleichsweise stark von der Gasversorgung aus Russland abhängig sind. Das Interesse in Baden-Württemberg ist daher besonders groß, den strukturellen Wandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung mit aller Kraft voranzutreiben – damit auch Industriebetriebe weiterhin optimale Rahmenbedingungen vorfinden, die zum Erhalt von Arbeitsplätzen wichtig sind.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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