Nürtingen. „In der Firma bin ich jetzt die Expertin für 3-D-Druck“, sagt Despina Lang. Und sie sagt es strahlend. Denn diese Technik hat es ihr angetan – von dem Moment an, als sie zum ersten Mal einen 3-D-Drucker sah. Das war in der Lehrwerkstatt beim Nürtinger Maschinenbauer Heller. Wie und auf welchen Umwegen sie dort hinkam, erzählt sie beim Besuch von aktiv.

Schon als Kind hatte Lang eine Vorliebe für Handwerkliches und Technisches. „Mein Vater ist Elektriker, meine Mutter Schneiderin. Mit meinem Opa, der Schreiner war, habe ich früher viel gemacht. Zum Beispiel einen Setzkasten gebaut für die Fingerhutsammlung meiner Mutter. Den habe ich damals schon selbst geplant und gezeichnet.“

Bagger und Kräne haben sie schon in der Jugend fasziniert

Auch in der Schule waren ihr Technik und Konstruktionszeichnungen lieber als Hauswirtschaft oder Sprachen. Nach dem Realschulabschluss wusste Lang aber nicht so recht, was sie machen sollte. Sie ging dann erst mal aufs technische Gymnasium mit dem Schwerpunkt Gestaltung und Medientechnik. „Dort hatte ich erste Berührungspunkte mit CAD-Programmen und 3-D-Konstruktion. Das hat mega Spaß gemacht.“

In der Abi-Zeit machte sie ein Praktikum bei einem Bauingenieur und war fasziniert von den großen Baumaschinen auf den Baustellen. Also fing sie an der Uni Stuttgart ein Bauingenieurstudium an. Da standen auch Grundlagen der technischen Darstellung auf dem Lehrplan – unter allen Fächern ganz klar ihr Favorit. „Nach vier Semestern kam ich dann aber irgendwann an den Punkt, an dem mir klar wurde: Die Bagger und Kräne – die finde ich viel interessanter als das eigentliche Bauen“, erinnert sich die junge Frau.

Das Studium war ihr zu theoretisch

Zudem war ihr das Studium doch zu theoretisch, es fehlte der direkte Bezug zur Praxis. Das ist hier, im Industriebetrieb, ganz anders: „Wenn ich im Büro etwas konstruiere und nicht weiterkomme, dann gehe ich einfach runter in die Fertigung und schaue mir an, wie es dort gemacht wird.“ Das Studium tatsächlich abzubrechen, war freilich keine leichte Entscheidung: „Ich habe das lange überlegt.“

Bei der Suche nach einer Ausbildung hörte sie dann auf ihr Bauchgefühl: Technisches Produktdesign sollte es sein. Und das in einer Fabrik, in der es Maschinen gibt. Deshalb entschied sie sich für einen Eignungstest bei Heller. „Die Lehrwerkstatt und die Maschinen haben mich schon damals schwer beeindruckt“, sagt Lang. In der Ausbildung zur technischen Produktdesignerin durfte sie sich während der Corona-Flaute auch mal mit Augmented Reality beschäftigen. Überhaupt wird bei Heller die Möglichkeit großgeschrieben, Dinge einfach mal auszuprobieren.

Mit dem 3-D-Drucker stellt sie Prototypen her

Genau das hat sie dann auch mit dem 3-D-Drucker gemacht. Lang erzählt: „Wenn Praktikanten kommen, geben wir ihnen eine Form, die sie zeichnen dürfen. Diese Formen waren bisher immer aus Metall, also ziemlich schwer, manche auch schon rostig oder mit Macken. Deshalb habe ich gedacht: Ich drucke was aus Kunststoff für die Praktikanten.“ Seitdem ist der 3-D-Druck ihr Ding: Damit stellt sie Teile her, die andere Abteilungen brauchen, zum Beispiel für Tests. Oder Prototypen für die Spindel-Entwicklung, wo sie seit einem Jahr arbeitet und CAD-Modelle entwirft.

Über die Zukunft macht sich die 26-Jährige keine großen Gedanken: „Irgendwann kann ich noch einen Techniker machen. Aber im Moment fühle ich mich genau da richtig, wo ich jetzt bin.“ Die Firma sei wie eine zweite Familie für sie geworden. Sie ist Jugend- und Auszubildendenvertreterin, macht Yoga beim Betriebssport und ist in der Betriebsfeuerwehr. Dieses Hobby hat sie schon lange. Seit ihrer Jugend ist sie bei der freiwilligen Feuerwehr im Heimatort Unterensingen – und seit damals begeistert von den Maschinen: „Die fand ich schon früher toll und wollte sie gern bedienen können.“

Nachgefragt

Welchen Tipp haben Sie für junge Leute, die vor der Berufswahl stehen?

Schaut euch möglichst viel an, probiert alles Mögliche aus! Das geht am besten mit Praktika. Die sollten aber mindestens eine Woche dauern, damit ihr wirklich herausfindet, was euch liegt und Spaß macht.

Ein Studium abzubrechen ist also kein Beinbruch?

Das kann passieren. Mir ist dadurch erst klar geworden, was ich wirklich will. Es ist nicht schlimm, mal die Richtung im Leben zu wechseln und einen neuen Weg einzuschlagen. Für mich war es die beste Entscheidung.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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