Stuttgart. Seit dem letzten Frühjahr kämpft sich die Metall- und Elektro-Branche durch die Corona-Krise. Und es scheint kein Ende zu nehmen. Der zweite Lockdown hat die – zuvor wieder etwas optimistischeren – Erwartungen erneut getrübt. Die jüngste Konjunkturumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hat ergeben: Über drei Viertel der deutschen Industriefirmen erwarten größere Produktionslücken für das erste Halbjahr 2021. Rund die Hälfte rechnet auch für 2022 noch mit Produktionsausfällen.

In Baden-Württemberg ist die Stimmung ebenfalls gedämpft, speziell in der so wichtigen M+E-Industrie. Betont vorsichtig ist denn auch die Einschätzung von Edith Weymayr, der Vorstandsvorsitzenden der Landesförderbank L-Bank: „Die Zeichen stehen auf Erholung in diesem Jahr“, sagt sie, „aber wir haben in der Pandemie gelernt, dass eine langfristige Prognose schwierig ist.“ 

Schon seit 2018 geht die M+E-Produktion zurück

Eine Rückkehr zur normalen Konjunktur scheint jedenfalls noch nicht in Sicht. Aber was heißt überhaupt „normal“?! Die M+E-Produktion geht deutschlandweit schon seit Mitte 2018 zurück, die Branche war bereits 2019 in der Rezession. Ähnliches gilt für Baden-Württemberg. Der L-Bank-Ifo-Konjunkturtest zeigt es deutlich: Schon länger ging es im Verarbeitenden Gewerbe bergab. Seit dem Corona-Schock hat sich das Geschäftsklima der Industrie zwar wieder verbessert, dennoch liegt der Index noch weit unter den guten Werten von 2018. Zudem belasten die hohen Lohnkosten im Vergleich zur internationalen Konkurrenz die M+E-Unternehmen.

Trotz Krise stehen teure Investitionen an

Trotz aller Belastungen und Unwägbarkeiten müssen die Firmen weiterhin in die Zukunft investieren. Das kann L-Bank-Chefin Weymayr bestätigen: „Wir sehen, dass die Unternehmen die Zukunftsthemen unserer Zeit angehen: den Klimawandel und die digitale Transformation. 2020 war unser Programm der Innovationsfinanzierung 4.0 ein echter Renner.“
Denn die Unternehmen wissen: Corona ist ein heftiger, aber hoffentlich vorübergehender Einbruch. Gleichzeitig sind noch ganz andere Hürden zu nehmen – allen voran der Strukturwandel in der Auto-Industrie, aber auch in der M+E-Industrie insgesamt.

Die Standortfaktoren sind ein Hemmschuh

Leider erweisen sich die politisch beeinflussbaren Rahmenbedingungen zunehmend als Bremsklotz: Im neuen Ranking des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW schneidet der Standort Deutschland bedenklich schlecht ab! Mit Blick auf die laufende Tarifrunde mahnt daher Wilfried Porth, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall: „Viele Unternehmen stehen vor kostenträchtigen, gravierenden Umwälzungen. Sie müssen jetzt in die wirtschaftliche Erholung und gleichzeitig in neue Geschäftsmodelle investieren. Deshalb brauchen wir Entlastung statt weiterer Belastungen, wenn wir unsere Unternehmen wettbewerbsfähig halten und die Arbeitsplätze sichern wollen.“

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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