Dieser Mann versteht etwas vom Mischen. Ralf Rohmann steht stolz neben einer Maschine, die fast aussieht wie eine Küchenmaschine. Nur größer. Solche Anlagen sind teilweise mehrere Meter hoch und breit. Darin entstehen Beton und Instantgetränke, Bremsbeläge und Energieriegel. Neuerdings auch die Füllung von Lithium-Ionen-Akkus! „Egal was man produziert“, sagt Geschäftsführer Rohmann, „man braucht immer die richtige Mischung der Rohstoffe.“

Daher beliefert die Maschinenfabrik Gustav Eirich aus Hardheim im Odenwald heute auch rund 13 verschiedene Branchen. 85 Prozent der Maschinen gehen ins Ausland. Sie mischen, mahlen, granulieren oder trocknen zum Beispiel. „Auf der ganzen Welt sind rund 22.000 Anlagen von uns im Einsatz“, erzählt Rohmann (57), der das Unternehmen zusammen mit Stephan Eirich führt, beim Besuch von aktiv. Wenn das sein Ururgroßvater gewusst hätte: Der öffnete 1863 seine erste Werkstätte, reparierte die Mühlen der Region und lieferte Geräte für die Landwirtschaft. Damals gab’s noch nicht mal Strom oder Autos.

Maschinenbauer Eirich im Video

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Lösungen finden für die spezifischen Probleme der Kunden

Im vergangenen Jahrhundert baute Eirich vor allem Maschinen für die Baubranche in Serienfertigung – zum Mischen von Mörtel, Putz und Beton. Heute werden viele Anlagen für spezielle Kundenbedürfnisse entwickelt. „Die Maschine ist eigentlich nur noch die Hülle“, verdeutlicht Rohmann. „Denn das, was wir verkaufen, ist die Verfahrenstechnik.“

Das heißt: Ein Kunde will etwas produzieren und braucht dafür ein effizientes Verfahren. Eine Firma kam zum Beispiel mal mit dem Problem, dass in der Produktion einer Rasen-Dünger-Mischung die Dünger-Kügelchen immer nach unten fielen, weil sie schwerer sind als die Grassamen. „Wir haben dann ein Verfahren entwickelt, um Samen und Dünger miteinander zu verbinden“, schildert der Unternehmer. Aktuell tut sich für seine Firma ein ganz neues, gigantisches Geschäftsfeld auf.

Eirich will Gigafactories ausstatten

„Wir haben eine Methode entwickelt, wie Lithium-Ionen-Speicher viel effizienter hergestellt werden können, als das bisher möglich ist“, erläutert der vierfache Vater. Noch ist der Fertigungsprozess in Gigafactories nämlich sehr aufwendig. Wofür man in der Akku-Herstellung Mixer braucht? Ganz einfach: In Batterien steckt der sogenannte Slurry, eine Paste aus einem Pulvergemisch. „Die ersten unserer neuesten Spezial-Mischer dafür werden zurzeit in Betrieb genommen“, freut sich Rohmann.

Solche neuen Herstellungsverfahren werden im Technikum entwickelt. Hier wird permanent an verschiedenen Mischanlagen getestet und ausprobiert. Kürzlich war sogar eine Abordnung aus Indien zu Gast: Kundschaft, die sich für das neue Verfahren zur Herstellung von Akkus interessiert. Für Rohmann gehören solche Kontakte in alle Welt zum Geschäftsalltag.

Und die Liebe zur Produktion ist ihm wohl in die Wiege gelegt. „Mein Herz hat schon immer für die Industrie geschlagen“, erzählt er, „denn ich mag es, an etwas zu arbeiten, was man sehen und anfassen kann. Das ist einfach was ganz anderes als im Bereich Dienstleistung oder Verwaltung.“ Nach der Mittleren Reife machte er erst mal eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Später holte er das Fachabitur nach und studierte Betriebswirtschaftslehre.

„Deutschland muss attraktiver werden“

Dann wurde er gefragt, ob er die Unternehmensnachfolge antreten will. Seit 2002 ist er Geschäftsführer und Gesellschafter. Und meint heute lachend: „Manchmal bin ich froh, dass ich damals noch keine Ahnung hatte, was da alles auf mich zukommt!“

Damit meint er die beiden großen Krisen, die das Unternehmen seitdem durchmachte. Die erste im Jahr 2014: Die chinesische Regierung schränkte Importe ein, sodass Eirich etwa ein Drittel der schon angenommenen Aufträge plötzlich annullieren musste. Dann Corona: Der Auftragseingang lief schleppend, nichts war mehr planbar. Trotz allem sagt Rohmann: „Auch diese Erfahrungen waren wichtig für uns.“

Und: „Je breiter wir aufgestellt sind, desto optimistischer können wir in die Zukunft blicken. Dieses Jahr haben wir viel vor.“ Deutschland müsse allerdings für Unternehmen wieder attraktiver werden. Das hofft er auch für seine Kinder. Sie sind zwischen 21 und 27 Jahre alt und zeigen Interesse, im Familienunternehmen die sechste Generation zu vertreten.

Das Unternehmen

  • Im Jahr 1863 eröffnete Gustav Eirich eine Werkstatt. Man nannte ihn den „Mühlen-Arzt“, weil er Mühlen reparierte. In fünfter Generation führen Ralf Rohmann und Stephan Eirich das Unternehmen heute.
  • Die Eirich-Gruppe hat inzwischen 16 Standorte und mehr als 1.300 Beschäftigte weltweit.
  • Ein Museum am Hauptsitz in Hardheim zeigt die Firmengeschichte anhand spannender Exponate. Gruppen und Schulklassen können sich per Mail anmelden unter eirich@eirich.de
Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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