Mit Krisen und ihrer Bewältigung kennt sich die MHG Heiztechnik gut aus. Bestes Beispiel dafür ist der Raketenbrenner für Ölheizungen, den die Firma direkt nach der Ölkrise in den 70er Jahren entwickelte und der den Markt bis heute nachhaltig beeinflusst.

Jetzt, mitten in der aktuellen Energiekrise, startet der innovative Mittelständler aus Buchholz in der Nordheide erneut durch: Sein jüngstes Produkt, die Carbon-Flächenheizung, eignet sich vor allem für Neubauten und Energieeffizienzhäuser, ist aber auch bei Sanierungsvorhaben einsetzbar.

Wärmepumpen und Carbon-Flächenheizungen

Die MHG-Geschäftsführer Julian Bonato und Frank Schellhöh sind von ihrer jüngsten Innovation überzeugt. „Die Carbon-Flächenheizung ist eine Elektroflächen-Direktheizung, die aus feinen Carbon-Fasern besteht und direkt auf Fußböden, Wänden und Decken verlegt werden kann“, erklärt Bonato. „Sie arbeitet völlig unsichtbar, braucht keine Heizkörper oder wasserführenden Leitungen und ist platzsparend und sicher in der Anwendung.“

Zudem ist sie laut Bonato im Vergleich zu Wärmepumpen und anderen nachhaltigen Wärmesystemen „günstiger in der Anschaffung und im Betrieb“. Und wenn sie mit Strom aus regenerativen Energiequellen gespeist wird, beispielsweise aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach, kann sie sogar CO2-neutral betrieben werden.

Neue gesetzliche Vorgaben ab 2024

Die Carbon-Linie ist aber nur eine von mehreren Antworten der Heizungsexperten aus der Nordheide auf die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Heizungssystemen. Der Vertrieb von Wärmepumpen ist eine weitere Möglichkeit. Denn die letzten Gesetzesentwürfe der Politik sehen vor, dass ab 2024 in Deutschland nur noch neue Heizungen verbaut werden, bei denen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Wärmepumpen spielen dabei eine große Rolle, ebenso wie der Anschluss an ein Wärmenetz, ein Hybridsystem oder eben auch eine Stromdirektheizung.

MHG setzt auf Wärmepumpen, Wasserstoff und Elektroflächenheizungen.

„Natürlich arbeiten wir bereits intensiv an der Vermarktung von Wärmepumpen“, sagt Christian Hoffmann, Leiter Entwicklung und Programm-Management bei MHG. „Gemeinsam mit unseren Kunden, den Unternehmen der Sanitär-, Heizung- und Klimabranche, entwickeln wir gerade Programme und Workshops zum einfachen Einbau von Wärmepumpen beim Endverbraucher“, berichtet er.

Hohe Investitionssummen

Diese Technik sei zwar bewährt und grundsätzlich zum Einbau auch in älteren Gebäuden geeignet, doch so einfach, wie sich einige Politiker den Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch nachhaltige Systeme vorstellten, sei es dann in der Praxis häufig nicht. „Verschiedene Voraussetzungen müssen erfüllt sein“, sagt Ingenieur Mark Bettermann, der bei MHG als Produktmanager für Wärmepumpen arbeitet. So benötigen Wärmepumpen in der Regel großflächige Heizkörper oder idealerweise eine Fußbodenheizung, da sie mit einer geringeren Vorlauftemperatur als Gas- oder Ölheizungen arbeiten. Oft müssen die Häuser und Wohnungen noch neu gedämmt werden.

So kommen schnell Investitionssummen zusammen, die zusammen mit den stark gestiegenen Preisen für Wärmepumpen das Budget manches Bauherren übersteigen. Zudem werden Heizungsbauer benötigt, die die Anlagen fachgerecht installieren können.

Mangel an Fachpersonal

„Am Fachpersonal mangelt es aber“, sagt Bettermann. Nach Schätzungen des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) ist derzeit höchstens ein Drittel der Betriebe dafür qualifiziert – und allen fehlt es an Personal. 60.000 Fachkräfte werden laut Verband bundesweit gesucht.

„Dennoch sind die Technologien Wärmepumpe, Elektroflächenheizungen und perspektivisch auch der Einsatz von Wasserstoff der Weg, den wir in Zukunft beschreiten müssen“, sagt Entwicklungschef Hoffmann.

Auch Wasserstoff wird eine Rolle spielen

In diesem Segment ist MHG ebenfalls seit einigen Jahren erfolgreich unterwegs. Die Gas-Brennwertkessel des Unternehmens sind bereits H2-ready, also so gebaut, dass eine Beimischung von Wasserstoff möglich ist.

Und auch alle anderen Heizsysteme seien einfach zu handhaben und fähig, auf der Basis von regenerativ erzeugtem Wasserstoff und Strom häusliche Wärme zu erzeugen, ergänzt Hoffmann.

120 Mitarbeiter an zwei Standorten

MHG-Geschäftsführer Julian Bonato, der auch Vorstandschef des Arbeitgeberverbands AGV Nord ist, sieht sein Unternehmen jedenfalls bestens gerüstet, um im Heizungsmarkt auch künftig eine gute Rolle zu spielen. „Unsere überschaubare Größe mit 120 Mitarbeitern an zwei Standorten spielt dabei eine zentrale Rolle“, sagt er. „Wir können flexibel und schnell auf wechselnde Marktanforderungen reagieren.“

Dabei hält der 2005 aus einem Management-Buy-out entstandene Mittelständler auch stets den direkten Draht zum Markt, denn fast die Hälfte der Belegschaft – rund 50 Kundenberater und Servicetechniker – ist täglich im Kontakt mit Kunden und Verbrauchern.

Dort zeichnet sich übrigens der nächste Wandel ab. Bonato: „Unsere neue Carbon-Linie findet auch außerhalb unserer klassischen Kundschaft der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche sehr viel Zuspruch. Trockenbauer, Elektriker, Maler und Fliesenleger interessieren sich genauso für die einfach zu verlegende Elektroflächenheizung wie Kataloghaushersteller. Das macht mich sehr optimistisch.“

Aktueller Blick in norddeutsche Betriebe

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Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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