Wenn in Deutschland von „Energiewende“ die Rede ist, geht es meist um Biogas, Wind- oder Sonnenenergie. Oft vergessen wird dabei der nachwachsende Rohstoff Holz, obwohl inzwischen jeder vierte deutsche Haushalt mit Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzeln heizt. Gut für die Umwelt, denn das senkt unseren Ausstoß an klimaschädlichem CO2 nach offiziellen Berechnungen um etwa 30 Millionen Tonnen im Jahr.
Allerdings geht die Ökobilanz nur auf, wenn die Öfen den modernsten Standards entsprechen. Viele der rund elf Millionen „Festbrennstofffeuerstätten“ in der Bundesrepublik sind technisch jedoch so veraltet, dass sie die gesetzlichen Emissions-Grenzwerte nicht einhalten.
Schon zwei Öfen mit Energieeffizienzklasse A+
Daher arbeiten einige Fachleute seit Jahren am „Ofen der Zukunft“. Ganz vorne mit dabei: das Familienunternehmen Leda in Leer, das zu den innovativsten Ofenspezialisten Europas zählt. Die Firma befasst sich nicht erst seit gestern mit ökologischen Fragen, bereits 1995 erhielt sie den Bundespreis für eine elektronische Ofen-Abbrandregelung zur Emissionsminderung.
Aktuell hat sie gleich zwei Öfen im Angebot, die dank modernster Technik hocheffizient arbeiten. Die Modelle „Peppa“ und „Corna“ mit Energieeffizienzklasse A+ und einer Heizleistung von je drei Kilowatt (kW) eignen sich besonders für Niedrigenergiehäuser, die einen hohen Dämmfaktor und einen niedrigen Wärmebedarf haben.
LED-Lichtsignale zeigen, ob alles passt
Geschäftsführer Folkmar Ukena zeigt auf den Sockel der Öfen: „Sehen Sie das grüne LED-Licht? Es zeigt: Die Temperatur im Brennraum passt genau, Holzmenge und Luftzufuhr sind im richtigen Verhältnis. Leuchtet es rot, ist die Hitze im Ofen zu hoch, ein blaues Signal dagegen weist auf zu wenig Wärme hin. So kann der Benutzer jederzeit sehen, ob er richtig heizt.“
Ukena kennt sich mit der Materie bestens aus, das wird schnell klar. Der Diplom-Ingenieur und DiplomWirtschaftsingenieur ist ein Mann der Praxis, der sich seit vielen Jahren mit dem komplizierten Thema auseinandersetzt.
Viele Grenzwerte wurden verschärft
„Die 1. Bundesimmissionsschutz-Verordnung (BImSchV) für Kleinfeuerungsanlagen wurde nach langen Diskussionen zum März 2010 novelliert“, erklärt er. „Viele Grenzwerte wurden dabei verschärft. Daher müssen bis Ende 2020 tatsächlich die meisten holzbefeuerten Öfen, die vor 1994 gebaut wurden, entweder ausgetauscht, stillgelegt oder nachgerüstet werden.“
Leda begann schon vor vielen Jahr mit der Entwicklung umweltfreundlicher Öfen
Soweit die Vorgaben, aber mit dem Vollzug hapert es. Denn die Aufgabe der Kontrolle und der Aufklärung der privaten Ofenbesitzer fiel seinerzeit den Schornsteinfegern zu. Die jedoch hatten erst mal mit anderen Themen zu tun, unter anderem mit den Folgen ihres verlorenen Monopols.
An den rechtlichen Verhältnissen für die betroffenen Haushalte ändert das wenig – falls sie ein älteres Gerät aus der Zeit vor 1994 betreiben und nichts ändern, ist für sie bald der Ofen aus.
Elektronische Steuerung für die Luftzufuhr
Damit das nicht passiert, haben die Fachleute aus Leer sich eine Menge einfallen lassen. Neben dem bereits beschriebenen LED-Signal, das wie eine Schalthilfe im Auto funktioniert, und einem Katalysator, der im oberen Teil des Ofens sitzt, experimentieren sie mit einem elektronischen Staubabscheider für den Kamin. Außerdem gibt es für alle, die es ein bisschen komfortabler mögen, eine elektronische Steuerung, die die Luftzufuhr vollautomatisch regelt.
Entwickelt werden diese und andere Innovationen in der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die über eine gut ausgestattete Werkprüfstelle verfügt. In diesem Labor werden neue Ofenmodelle ausführlich getestet, ehe sie in die Serienfertigung gehen.
Hohe Kosten durch EEG und CO2-Abgabe
Geschäftsführer Ukena: „Der Bereich Forschung und Entwicklung ist für uns sehr wichtig, damit wir unseren Vorsprung nicht verlieren. Wir investieren hier jedes Jahr etwa 1 Million Euro.“
Investiert wurde aber auch in anderen Bereichen. 2019 installierte Leda in der Gießerei eine hochmoderne Formanlage und weihte eine neue Logistikhalle mit Hochregallager ein. Insgesamt kam so in den vergangenen Jahren eine Investitionssumme von rund 8 Millionen Euro zusammen – viel Geld für einen mittelständischen Familienbetrieb, der allein wegen der neuen CO2-Abgabe und der Umlage aufgrund des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) jährlich etwa 400.000 Euro zahlen muss.
Dennoch will das Unternehmen weiter modernisieren, die nächsten Schritte sind bereits geplant. Ukenas Credo: „Wir wollen bezahlbare Lösungen entwickeln, denn Heizen mit Holz ist gut für die Umwelt und darf kein Privileg für Reiche sein.“
Aktuelles Urteil: Brennholz lagern kann teuer werden
Lagert man Brennholz zu nahe an der Grundstücksgrenze, haftet man für
Brandschäden bei Nachbarn, falls der Stapel mal Feuer fängt. Auf die Brandursache kommt es dabei nicht unbedingt an, wie ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm klarmacht (17. 10. 19, 24 U 146/18).
In dem Fall hatte eine Grundstückseigentümerin nach Angabe des
Gerichts „direkt neben einer auf dem Nachbargrundstück stehenden Doppelgarage einen überdachten Holzunterstand errichtet“. Eines Nachts
stand das dort gelagerte Brennholz in Flammen: Hitze und Rauch beschädigten auch die Garage, in der zwei Ferraris standen – Gesamtschaden: rund 35.000 Euro. Haften muss die Frau, weil sie mit dem Holzunterstand den „bauordnungsrechtlich gebotenen Mindestabstand“ zum anderen Grundstück verletzt hat.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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