Frankfurt. „Ohne unsere Unternehmen sind gerade im Klimaschutz viele der hochgesteckten Ziele nicht erreichbar“, sagt Harald Weber vom Maschinenbauverband VDMA. Denn: Ob Wasserstoffwirtschaft, Wertstoffrecycling oder Grünstromnetze: Die Anlagen dafür sind oft „made in Germany“. Und der Weltmarkt für saubere Energietechnologien könnte bis 2030 auf 650 Milliarden Dollar pro Jahr wachsen, erwartet die Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) im VDMA. Das wäre dreimal mehr als heute.
Inlandsaufträge gleichen Russland-Einbruch aus
Mega-Aufträge gab es schon 2022 für die Netzanbindung von Offshore-Windparks in der Nordsee. Diese sollen ab 2029 so viel Strom liefern wie vier bis fünf Kernkraftwerke. Die Inlandsbestellungen für die Branche verdoppelten sich damit fast auf 6,6 Milliarden Euro – ein langjähriger Top-Wert.
650 Milliarden Dollar 2030 –Der Weltmarkt für Umwelttechnik wächst rasant
Quelle: VDMA
Der Auftragsschub aus dem Inland macht den Verlust des Russland-Geschäfts fast wett. Als Folge von Putins Angriff auf die Ukraine war dieser bis dahin wichtige Posten weggebrochen.
„Die Energiewende schlägt sich mittlerweile in den Aufträgen nieder, da ist richtig Musik im Markt“, bestätigt auch AGAB-Sprecher Klaus Gottwald. Das gelte nicht nur mit Blick auf Deutschland und Europa. Andere Länder haben im Kampf gegen den Klimawandel ebenfalls hohe Ziele – etwa die USA, China und Indien.
Deutschlands Großanlagenbauer sehen sich da in einer Schlüsselrolle. „Wir sind bei Umweltschutz-Technologien international generell im Vorteil“, sagt Hannes Storch, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. „Schließlich beschäftigen wir uns schon lange damit, haben Vorsprünge aufgebaut.“
Alles bestens also? „Leider nicht“, winkt Storch ab, der auch Geschäftsführer des Anlagenbauers Outotec in Oberursel ist. Im Soll stehe etwa die Politik: Sie müsse Genehmigungsverfahren beschleunigen, damit Zukunftsprojekte vorangetrieben werden können – etwa der Bau von Stromtrassen und Wasserstoff-Pipelines. Sorgen bereiten den Großanlagenbauern auch der Mangel an Mikrochips, die hohen Kosten für Energie und Rohstoffe sowie die erstarkende chinesische Konkurrenz. Hinzu kommt der Fachkräftemangel: „Er führt bereits zu Verzögerungen bei der Projektabwicklung“, berichtet Hannes Storch.
Auch aus solchen Gründen bremst Professor Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts, die Hoffnungen auf ein „grünes Wirtschaftswunder“: „Es ist eher mit Schweiß und Tränen zu rechnen als mit einem großen Boom.“ Doch immerhin, die Chancen liegen in der Luft.
Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.
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