Berlin. „Kein Grund zur Entwarnung“, sagte Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin, als nach der Wartung von Nord Stream 1 zunächst wieder Gas durch die Pipeline floß. Nur einige Tage später wurde die Menge stark gedrosselt. Betriebe und Belegschaften müssen stets mit allem rechnen: Wird es irgendwann zu wenig Gas für sie geben? Und in welche Höhen wird der Preis noch klettern?

„In der Industrie laufen die Maßnahmen zur Einsparung von Gas und, wo möglich, zum Wechsel des Energieträgers längst auf Hochtouren“, erklärt Russwurm. Trotzdem ist Gas unverzichtbar.

Vielen Betrieben droht Stillstand

Beispielhaft zeigt sich das in der Aluminium-Industrie. Bereits ab einer Verringerung der Gaslieferung von bis zu 30 Prozent steht hier bei der Hälfte der Unternehmen die Produktion still! Kurzfristig auf einen anderen Energieträger auszuweichen, ist nur in jedem zehnten Unternehmen möglich. Das ergab eine Umfrage des Verbands Aluminium Deutschland.

Dass ein kurzfristiger Umstieg von Gas auf Öl oder Kohle meist nicht so einfach ist, liege auch daran, dass die bürokratischen Verfahren schleppend laufen – heißt es beim Verband der Chemischen Industrie. „Unsere Unternehmen stehen in den Startlöchern, werden aber derzeit von den geltenden Regelungen ausgebremst“, erklärt VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. „Wir brauchen jetzt sofort einen Notfallplan für Genehmigungen.“

Die Sicherheit der Energieversorgung müsse oberste Priorität haben, betont der Arbeitgeberverband Südwestmetall. Deshalb befürwortet er, dass die drei noch verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland länger laufen dürfen. „Alle nationalen Ressourcen der Energiegewinnung müssen aufrechterhalten werden“, sagt Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick – „ansonsten würde unser Land auch kaum auf die Solidarität anderer EU-Staaten in einer Energie-Notsituation setzen können.“

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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