Stuttgart. Berufsorientierung unter Pandemiebedingungen ist ganz schön schwierig. Aber die Schulabgänger des Jahres 2021 sollten sich trotzdem nicht entmutigen lassen, sagt Johannes Krumme, Geschäftsführer des Netzwerks SchuleWirtschaft Baden-Württemberg im Gespräch mit aktiv. Denn die Chancen in der Industrie sind bestens.

Warum sollten sich junge Leute für eine Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie entscheiden?

In der Metall- und Elektro-Industrie können sie viel bewegen. Denn die Branche treibt gerade die Zukunftstechnologien voran, die für den Klimaschutz wichtig sind, wie etwa die E-Mobilität. In einer so innovativen Branche sind die beruflichen Perspektiven hervorragend. Außerdem ist die Bezahlung besser als in anderen Branchen, und das schon in der Ausbildung.

Das klingt tatsächlich verlockend. Trotzdem zögern dieses Jahr noch mehr Jugendliche mit dem Einstieg in eine duale Ausbildung. Woran liegt das?

Viele gehen zunächst weiter zur Schule, um einen höheren Abschluss zu schaffen. Das war auch schon vor Corona so. Pandemiebedingt kommt aber hinzu, dass im vergangenen Schuljahr an den Schulen kaum Platz für die Berufsorientierung war. Nach dem langen Lockdown lag der Fokus auf Nachholen und Aufholen des Unterrichtsstoffs und darauf, trotz allem den Schulabschluss möglichst gut zu schaffen.

Also ein straffes Notprogramm. Was hat das Ganze emotional mit den Jugendlichen gemacht?

Sehr viel, und das darf man nicht unterschätzen! Viele Schulabgänger sind verunsichert. Sie wissen nicht, was sie wollen, weil sie keine Möglichkeiten hatten, es etwa mit Praktika herauszufinden. Und sie fragen sich, ob das, was sie aus der Schule mitbringen, überhaupt ausreicht für eine anspruchsvolle Ausbildung. Schließlich hatten sie monatelang keinen normalen Unterricht. Die langen Schulschließungen haben auch gehörig auf die Motivation gedrückt. Für 15- oder 16-Jährige sind Kontakte zu Gleichaltrigen enorm wichtig – viel wichtiger als für Erwachsene.

Wäre es dann für die Schulabgänger, die noch unentschlossen sind, nicht besser, erst mal abzuwarten, bis eine Orientierung wieder einfacher ist?

Nicht unbedingt. Denn das wäre verlorene Zeit. Der Einstieg in die schon laufende Ausbildungsrunde ist über die Nachvermittlung bis Ende Januar immer noch möglich. Wem das zu knapp ist, der sollte sich trotzdem jetzt schon umschauen und die Initiative ergreifen. Denn nächstes Jahr kommen ja die Schulabgänger 2022 dazu, und dann könnte es enger werden. Wer jetzt schon aktiv wird, hat die Nase vorn.

Und wie können sie das konkret angehen?

Es gibt viele Möglichkeiten, sich online über die Berufe in der Metall- und Elektro-Industrie informieren, zum Beispiel mit der M+E-Berufe-App, die man sich aufs Handy laden kann. Oder auf den Karriereseiten der Unternehmen. Freie Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg kann man online bei der Berufsinformation der Arbeitsagenturen suchen. Wer als Nachzügler jetzt noch einsteigen will, kann sich auch an die Industrie- und Handelskammer wenden. Alternativ bietet sich auch erst mal ein Praktikum an oder eine Einstiegsqualifizierung, um dann 2022 eine Ausbildung zu beginnen.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

Alle Beiträge der Autorin