Hannover. Keine Angst vor Digitalisierung! Das sagen die „Techkollegen“. Alle Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall laden sie zum Workshop nach Hildesheim ein. Das Ziel: Digitalisierung für jeden verständlich erklären – ganz simpel, kreativ und unkompliziert. Am 3. November geht das halbtägige Robotik-Trainingsprogramm an den Start. Ein Schnupperkurs, wie Jens Harde, Geschäftsführer des Luftfahrtzulieferers Howmet Aerospace, sagt. Er hat das Konzept der „Techkollegen“ mit seinem Team entwickelt und rät: „Die Firmen sollen sich die nötigen Fachkräfte vor allem in der eigenen Belegschaft holen.“

In seinem Unternehmen haben fast alle der 250 Mitarbeiter an den internen Schulungen zum Thema „Industrie 4.0“ oder „Digitalisierung allgemein“ teilgenommen. „Das Konzept passt nicht nur für uns. Jedes produzierende Unternehmen ab zehn Mitarbeitern kann es anwenden“, sagt Harde. Es gehe längst nicht mehr nur um die Fachkräfte von morgen. „Wir müssen auch die Fachkräfte von heute erreichen. Männer und Frauen, die seit 20 oder 30 Jahren im Beruf sind. Sie müssen wir motivieren und fortbilden für neue Aufgaben.“ Harde hat dafür unter anderem ein Video drehen lassen – in dem reale Mitarbeiter von Howmet erst ängstlich auf Roboter schauen und nach und nach die automatischen Helfer akzeptieren, weil die eintönige Arbeiten übernehmen.

Schulungen auf Augenhöhe – von Kollegen für Kollegen

„Wie kriegen wir es hin, dass die Mitarbeiter auch unter den sich rasant verändernden Bedingungen gern arbeiten und ihre Leistung bringen?“ Diese Frage steht für das Howmet-Team im Mittelpunkt. Die Mitarbeiter überzeugen, ihnen Spaß vermitteln, Überforderung vermeiden – das funktioniert, weil die Schulungen auf Augenhöhe durchgeführt werden, von Kollegen für Kollegen. „Wir erklären wie bei der ‚Sendung mit der Maus‘“, so Harde. Um die Seminare bewerben sich die Mitarbeiter. Transparenz ist wichtig: Deshalb hat es bei Howmet einen großen Besprechungsraum hinter gläsernen Wänden gegeben – für jeden in der Produktion einsehbar.

Howmet gehört zu einem US-Konzern, ist operativ jedoch selbstständig. Harde: „Wir agieren in diesem Wandel wie ein Mittelständler, ohne Hilfe oder Einfluss des Konzerns.“ Im Gegenteil: Die weltweiten Standorte schauen mit Neugier auf die Erfolge in Niedersachsen, so Harde: „Wir sind Vorreiter im Konzern.“

Pandemie hatte Lage für Howmet dramatisch verschärft

Bei den Hildesheimern war die Idee aus der Not geboren. „Wir wussten schon vor Corona, dass wir unseren Standort nur halten können, wenn wir unsere Kosten um 20 Prozent senken“, erzählt Fabian Lindberg (38). Er gehört zu einem fünfköpfigen Team, das bereits 2018 den digitalen Prozess angestoßen hat.

Die Pandemie hatte die Lage für Howmet dramatisch verschärft. Der Umsatz ist aufgrund der Luftfahrtkrise um mehr als 50 Prozent zusammengebrochen. Personelle Anpassungen waren unumgänglich. Mittelfristig sehen die Hildesheimer Licht am Ende des Tunnels. Geschäftsführer Harde ist überzeugt: „Das verdanken wir im besonderen Maße unseren Schulungsprogrammen.“

Der Workshop

  • Am 3. November stellen die Techkollegen ihr Training und gemeinsam mit der Firma ibk IngenieurConsult Anwendungsmöglichkeiten der Robotik im Workshop vor.
  • Infos und Anmeldungen auf der Seite X4B Serviceagentur für die Wirtschaft: x4b.de/seminare
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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