Hildesheim. Das Video beginnt mit dynamischer Musik. Das Logo von Howmet Aerospace zischt über den Bildschirm. Dann erscheint Rainer Pätzold auf dem Display und begrüßt mit einem sympathischen Lächeln den Zuschauer. Schon sieht man Mitarbeiter an Maschinen und Roboter in Aktion. Mit solchen flotten Videos erklären Pätzold und sein fünfköpfiges Trainer-Team ihren Kollegen bei Howmet die digitale Zukunft im beruflichen Alltag.

Pätzold ist gelernter Industriemechaniker. Und nun für die Firma auch engagierter Filmemacher. Kommunikation hat er als Berufssoldat bei der Bundeswehr gelernt. „Vor einer Gruppe oder in die Kamera zu sprechen, fällt mir nicht schwer“, sagt er. So hat er die Anregung von Geschäftsführer Jens Harde, Schulungen mit Videos einfach, schnell und spielerisch zu gestalten, rasch umgesetzt. Sein Chef hatte die Idee aus Ungarn mitgebracht.

Hochfeste Verbindungselemente aus Titan für Luft- und Raumfahrt

Inzwischen nehmen fast alle der 250 Mitarbeiter des Hildesheimer Howmet-Standorts an den firmeninternen Schulungen zur Digitalisierung teil. Im Werk gibt es schon zwei kollaborierende Roboter, kurz Cobots, sowie sechs Industrieroboter in der Fertigung. Howmet (früher Arconic) stellt am Standort hochfeste Verbindungselemente aus Titan für die Luft- und Raumfahrt her.

Das Unternehmen setzt darauf, dass die Mitarbeiter freiwillig die wichtigen Schulungen machen. Howmet verzichtet dabei auf externe Referenten und Trainer, um Hemmschwellen zu senken und Schulungen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Deshalb wurden vor zwei Jahren fünf Mitarbeiter zu Trainern weiterqualifiziert, darunter Pätzold.

Was ist ein Roboter? Wie funktioniert er?

„Wir wollen die Digitalisierung so einfach wie möglich erklären“, berichtet er, „wie bei der ,Sendung mit der Maus‘.“ So sind auch die Videos aufgebaut: Was ist ein Roboter? Wie funktioniert er? Die Kollegen lernen so, dass ein Roboter mechanische Tätigkeiten verrichtet und dabei von Sensoren überwacht wird. Während Industrieroboter Spezialisten sind, die hinter abschirmenden Zäunen arbeiten und von Experten programmiert werden, sind Cobots Allrounder. Sie benötigen keine Schutzzäune, arbeiten mit den Beschäftigten Hand in Hand und werden vom Bediener programmiert.

Jede Schulung dauert anderthalb Stunden und richtet sich meistens an vier Kollegen. Mit ihnen dreht Pätzold nach der Schulung ein kurzes Video über das Gelernte, das er zur Auffrischung vor dem nächsten Kurs zeigt. „Selbst wenn zwei Monate dazwischenliegen, durch den Kurzclip sind die Teilnehmer wieder schnell im Thema. Das kommt gut an.“

Es gibt Beginner-, Fortgeschrittenen- und Profi-Kurse. Den Starterkurs haben bisher 180 Mitarbeiter besucht. Viele Teilnehmer treibt nicht nur die berufliche Neugier, weiß Pätzold: „Einige kommen, um mit Kindern und Enkeln auf Augenhöhe über die Digitalisierung reden zu können.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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