Coburg. Ein Beruf mit Technik soll es sein. Das war für Marie Faber von Anfang an klar. Dieses Ziel hat sie erreicht: Beim Kompressorenhersteller Kaeser in Coburg macht die 19-Jährige eine Ausbildung als Industriemechanikerin.

„Warum sollen Frauen das nicht können?“, sagt sie zur Wahl des Berufs. Nun, im vierten Lehrjahr, ist sie ganz sicher, dass es für sie der Richtige ist.

Selbst etwas herzustellen, das sei schon ein tolles Gefühl. „Ich mag das genaue Arbeiten“, so die junge Frau. In der Ausbildungswerkstatt von Kaeser hat sie beispielsweise Modelle von Zahnrädern angefertigt, um genau zu verstehen, wie deren komplexes Zusammenspiel funktioniert.

„Bewerberinnen fehlt oft das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, naturwissenschaftliche Probleme erfolgreich lösen zu können“, sagt Rüdiger Hopf, der Ausbildungsleiter von Kaeser. Studien zeigen, dass Mädchen ihr Können oft schlechter einschätzen als Jungen – trotz gleicher Fähigkeiten.

Technisches Verständnis ist gefragt

Doch Faber weiß und beweist, dass sie es kann. Genauso wie alle, die Spaß an Genauigkeit und technisches Verständnis haben, egal ob Frau oder Mann. Faber ist überzeugt: „Neben Interesse für Technik helfen mir dabei meine Geduld und auch die Flexibilität, mich auf immer neue Einsatzgebiete einzustellen.“

Diese Offenheit und der Sinn für Präzision sind Kaeser wichtig. Von kleinen Handwerks- oder Kolbenkompressoren bis zu großen Anlagen für die Industrie stellt das Unternehmen einen Großteil der benötigten Bauteile selbst her. Damit alles einwandfrei funktioniert, darf es keine Ungenauigkeiten geben. Denn Druckluft ist in der Industrie so wichtig wie elektrischer Strom – der darf schließlich auch nicht ausfallen.

Mit dem Beruf Industriemechanikerin kam Faber bei Berufsfindungstagen in der Schule in Kontakt. Daraufhin machte sie gleich mehrere Praktika, eines davon bei Kaeser, wo sie dann rasch einen Ausbildungsplatz bekam.

Als Schülerin reparierte sie mit ihrem Papa Landmaschinen

Schon als Schülerin wählte Faber einen Praxis-Zweig, die Landwirtschaft. „Ich bin in einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden“, erklärt sie. „Da durfte ich meinem Vater viel helfen, die Maschinen zu reparieren.“

Derzeit ist sie in der Montage für mittelgroße Kompressoren tätig, wo sie nach dem Abschluss fest einsteigen will. „Ich bin hier momentan die erste und einzige Frau.“ Doch das macht nichts. Als Exotin fühlt sich Faber trotzdem nicht: „Ich wurde hier von allen sehr gut aufgenommen und unterstützt.

Projekte für mehr Frauen im Metall- und Elektroberuf

  • Alles Männerjobs? Von wegen! Die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm helfen Mädchen und Frauen, ihren beruflichen Weg erfolgreich zu gehen. Dazu stellen sie seit Jahren zahlreiche Projekte zu Berufsorientierung und Talentförderung speziell für Frauen auf die Beine.
  • In der Girls’ Day Akademie kooperieren Schulen mit regionalen Unternehmen. Realschülerinnen und Gymnasiastinnen lernen dabei Naturwissenschaft und Technik anhand praktischer Arbeiten kennen.
  • „Mädchen für Technik Camps“ und „Forscherinnen Camps“ in Bayerns Unternehmen und an Hochschulen zeigen 12- bis 15-Jährigen, was mit Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) beruflich alles geht, und stärken ihr Vertrauen in technische Fähigkeiten.
  • „Neustart für Frauen“ berät und begleitet Neu- und Wiedereinsteigerinnen in den Beruf, etwa nach einer familienbedingten Auszeit.
  • Das Projekt „Frauen in Führungspositionen“ wiederum bereitet weibliche Fachkräfte in Workshops und mit Mentorinnen oder Mentoren darauf vor, Führungsaufgaben zu übernehmen.
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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