München. Auch während der Corona-Pandemie setzen die Unternehmen in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie weiterhin auf Ausbildung und Nachwuchssicherung. Laut aktueller Umfrage der Arbeitgeberverbände der bayerischen M+E-Industrie bayme vbm haben sie für das im September beginnende Ausbildungsjahr fast 13.600 Ausbildungsverträge abgeschlossen.
Dies ist gegenüber dem Vorjahr zwar ein leichter Rückgang um 1,6 Prozent, aber schon für 2022 planen die Unternehmen, wieder mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Sie rechnen bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen mit einem Plus von etwa 3,1 Prozent.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme vbm, kommentierte: „Die Betriebe nehmen ihre Verantwortung sehr ernst, setzen auf Nachwuchssicherung und bieten den jungen Menschen gute Perspektiven.“
Die Unternehmen würden mehr Lehrstellen anbieten – aber es fehlen Bewerber
Insgesamt sieht der Ausbildungsmarkt in Bayern für Ausbildungswillige sehr positiv aus. Trotz des leichten Rückgangs an Ausbildungsplätzen aufgrund der Corona-Pandemie kommen auf jeden Suchenden branchenübergreifend immer noch rechnerisch knapp 1,6 offene Lehrstellen. Deutschlandweit sind es 1,2 offene Stellen pro Bewerber. „Das ist für die Auszubildenden ein sehr erfreuliches Verhältnis“, zieht Brossardt für Bayern Bilanz. Es zeige, dass die hiesigen Betriebe auch mit Ausbildung dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Tatsächlich geben fast sechs von zehn Unternehmen an, dass sie sogar noch mehr Auszubildende einstellen würden – sofern sie geeignete Bewerber finden könnten. Vier von zehn Firmen klagen, dass insgesamt zu wenig Bewerbungen für die offenen Stellen bei ihnen eingehen. Nur für gut zwei von zehn Unternehmen ist die Corona-Pandemie der Grund dafür, weniger junge Menschen auszubilden. „Wir sehen: Gerade grundsätzlich strukturelle Probleme wie der Mangel an geeigneten Bewerbern und der Transformationsprozess im Bereich von Metall, Elektro und IT werden durch die Pandemie stärker ans Tageslicht befördert“, betonte Brossardt.
Entsprechend bilden auch 9,7 Prozent der Unternehmen unter Bedarf aus. Gut 12 Prozent nehmen mehr Auszubildende auf, als sie benötigen.
Dass die Unternehmen auf Nachwuchs angewiesen sind, zeigt sich auch in der erneut hohen Übernahmequote der ausgelernten Fachkräfte. Über 90 Prozent der Betriebe übernahmen 2021 ihre Auszubildenden befristet oder unbefristet. Für das kommende Jahr planen sogar 94 Prozent der Unternehmen, ihren Auszubildenden ein Übernahmeangebot zu machen. „Die Entwicklung lässt die langsam wiederkehrende Zuversicht der Unternehmen nach Corona erkennen“, so Brossardt.
Gestiegen ist bei 12 Prozent der Firmen auch der Bedarf an dual Studierenden. Zwei von zehn Unternehmen nutzen diese Kombination von betrieblicher Lehre und Hochschulstudium auch, um ihre Mitarbeiter weiterzuqualifizieren.
Digitale Tools unterstützen während der Corona-Pandemie bei der Ausbildung
Ausbildung in Corona-Zeiten – das hat für die Unternehmen im Freistaat auch einiges an neuer Organisation bedeutet. „Sie haben mit großem Engagement auf den angestoßenen Wandel durch die Pandemie reagiert“, so Brossardt. Sieben von zehn Unternehmen ermöglichten ihren Auszubildenden, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Knapp die Hälfte setzte auf digitale Veranstaltungen. Etwa die Hälfte der Unternehmen versetzte Auszubildende in andere Abteilungen, um sie trotz der Pandemie umfassend einzuarbeiten.
Auch das Werben um neue Auszubildende fand für viele Firmen anders als vorher und eher digital statt. Dies hat sich bewährt, sodass die Betriebe auch für die Zeit nach Corona planen, verstärkt digitale Wege zu nutzen. So wollen sich sechs von zehn Unternehmen künftig an digitalen Veranstaltungen wie Berufsorientierungsmessen beteiligen. Gut die Hälfte will digitale Berufseignungstests nutzen und auch digitale Bewerbungsgespräche durchführen.
Motivation der Azubis ist sehr hoch
Für die Vermittlung von Lerninhalten nutzen insgesamt 16,3 Prozent der Unternehmen digitale Lernplattformen. Mit Abstand am höchsten war der Anteil dabei bei den gewerblich-technischen Berufen: Über 88 Prozent vermittelten Lerninhalte online.
Trotz der veränderten Bedingungen ist aus Sicht der Betriebe die Motivation der jungen Menschen bei ihrer Ausbildung positiv. Ausgedrückt in Schulnoten, weisen sie eine Motivation zwischen 2,3 bis 2,86 auf. „Für die bayerischen Betriebe ist dieses Ergebnis erfreulich“, kommentierte Brossardt. „Ein motivierter Auszubildender im Betrieb ist ein Gewinn, von dem beide Seiten profitieren.“
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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