München. Die Digitalisierung ist die grundlegende Aufgabe unserer Zeit. Das gilt nicht nur für den Staat oder die deutsche Industrie, sondern auch für die Landwirtschaft. Klimawandel, Tierwohl, mehr Effizienz – bei all diesen Herausforderungen helfen den bayerischen Landwirten Vernetzung, moderne Technik und neues Denken. Basis dafür ist allerdings eine hervorragende und zeitgemäße Dateninfrastruktur.

Daran fehlt es jedoch vielerorts noch. „Viele Bauern können auf ihrem Acker nicht einmal vernünftig telefonieren“, sagt Christian Metz. Er ist Leiter des „Kompetenz-Netzwerks Digitale Landwirtschaft Bayern“ der Innovationsplattform „Bayern innovativ“.

Schon heute werden moderne Anwendungen genutzt

Dabei wartet schon die neue technische Herausforderung. „5G wird immer wichtiger“, erklärt Metz. Der neue Mobilfunk-Standard, der Breitband einfacher als bisher in die ländlichen Räume bringen kann, ist für die moderne Landwirtschaft zentral. „Da werden wir es mit enormen Datenmengen zu tun haben“, prognostiziert der Experte. „Vor allem die Vernetzung autonomer Maschinen und das Arbeiten mit Echtzeitdaten über Cloudsysteme benötigt zwingend 5G.“

Bereits heute werden auf dem Acker, im Stall oder auch am Weinberg neue Methoden, Verfahren und Anwendungen für die digitale Zukunft genutzt und weiterentwickelt. Denn klar ist: Die Digitalisierung wird das Leben und die Arbeit von uns allen weiterhin rasant verändern. Auch das von Bauern und Winzern.

Effizienz: Drohnen am Weinberg

Alzenau. Von Wetterprognosen per künstlicher Intelligenz bis zum drohnengestützten Pflanzenschutz von Rebstöcken: Bayerische Winzer setzen zunehmend auf die Digitalisierung. „Der Weinbau befindet sich auch in der digitalen Transformation. Viele Arbeitsschritte werden heute von Hightech-Geräten erledigt“, sagt die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach. „Der Weinberg 4.0 wird damit Realität.“

Zusammen mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat sich Gerlach erst kürzlich im unterfränkischen Alzenau ein Bild von neuen Entwicklungen im Weinbau gemacht. Bei der Unkrautbekämpfung etwa helfen Laserscanner und autonom fahrende Hackroboter. Auch Drohnen mit Spritztank kommen zum Einsatz, um Pflanzenschutzmittel in Steillagen auszubringen.

Darüber hinaus erhalten Winzer mit einem digitalen Weinlagen-Atlas genaue Informationen zu Wetterdaten, etwa zu möglichem Frost oder erwartbarer Trockenheit. Zusätzlich gibt es digitale Prognosen über Risiken zu Krankheiten und Schädlingsbefall. „Nur wenn unsere Winzer mit digitaler Unterstützung konkurrenzfähig bleiben, können sie auch künftig ihren wertvollen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und der Wirtschaftskraft einer ganzen Region leisten“, sagt Landwirtschaftsministerin Kaniber.

Automatisierung: Partner für den Stall

Grub. Sensoren, Software, Systeme: Auch der Stall wird digitalisiert. Das Projekt „DigiMilch“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Standort im oberbayerischen Grub bei München beschäftigt sich mit neuen Anwendungsmöglichkeiten in der Milchviehhaltung. Dabei geht es unter anderem um das Tierwohl, aber auch um eine effiziente Bewirtschaftung und Qualitätssicherung.

So können Kühe heute verschiedenste Sensoren tragen, die wertvolle Daten liefern – über Körpertemperatur, Aktivität oder sogar den pH-Wert im Pansen. Das lässt Rückschlüsse auf das Essverhalten und den Gesundheitszustand der Tiere zu. Der Vorteil dabei: Die Sensoren schlagen schnell Alarm, wenn etwas Außergewöhnliches geschieht. Der Bauer kann dann früher reagieren.

Gleichzeitig gibt es heute viele automatisierte Helfer im Stall, die teilweise völlig autonom und untereinander vernetzt arbeiten und so dem Bauern Arbeit abnehmen. Das sind zum Beispiel selbstständig arbeitende Futterschieber oder Einstreugeräte. Selbst die Entmistung erfolgt heute automatisch. Auch Melkroboter sind immer häufiger im Einsatz, arbeiten eigenständig sowie standardisiert und erfassen nebenbei für jede Kuh Milchmenge und Melkzeitpunkt.

Daten: Infos über den Acker

Ruhstorf. Wer mehr Informationen hat, trifft bessere Entscheidungen. Das gilt auch für den Ackerbau. Welche Sorte Weizen nehme ich? Oder lieber ein anderes Getreide, gar eine andere Frucht? Was mache ich im folgenden Jahr? Bauern leben von Erfahrung und Wissen, bekommen aber mittlerweile viele Daten und Informationen, die ihnen helfen.

Das fängt bei der Wetter-App an und hört bei Programmen auf, die Bodenbeschaffenheit, Topografie und weitere Faktoren berücksichtigen, um Qualität und Ertragskraft eines Feldes kleinteilig zu erfassen und zu beurteilen. Da Felder sehr heterogen sein können, macht es oft schon Sinn, die Düngung zu variieren. Das Ausbringen des Düngers erfolgt dann teils schon digital gesteuert und mit autonom fahrenden Maschinen. Drohnen sorgen für einen Überblick von oben – und helfen unter anderem dabei, Schädlingsbefall schnell zu erkennen.

Ein Zentrum für den digitalen Pflanzenbau ist das niederbayerische Ruhstorf. Dort hat die Firma Siemens kürzlich eine Initiative zur Förderung der digitalen Landwirtschaft in Kooperation mit der ortsansässigen Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ins Leben gerufen. So könnte die Bedeutung von Ruhstorf für die digitale Landwirtschaft weiter wachsen.

Ohne 5G läuft nichts

  • Der Mobilfunkstandard 5G gilt als Wegbereiter der digitalen Transformation. Er ermöglicht vor allem deutlich höhere Datenübertragungsraten.
  • Zudem sorgt er für eine deutlich geringere Latenz, also eine kürzere zeitliche Verzögerung bei der Übertragung.
  • 5G legt den Grundstein für die skalierbare Vernetzung von Geräten und Maschinen.
  • Deutschland zählt als ausgeprägtes Industrieland zu den potenziell größten Nutznießern von 5G.
Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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