Auf dem Firmengelände von BSH Hausgeräte in Giengen an der Brenz rangiert ein Lkw vor einer Laderampe. Im Führerhaus sitzt ein Mensch – der aber nichts tut. Er ist nur aus Sicherheitsgründen dort, gesteuert wird der Lkw vom Büro aus. In einem stationären Lkw-Cockpit lenkt hier ein Mitarbeiter der Firma Fernride das Fahrzeug am Monitor. Die nötigen Daten erhält er von Kameras und Sensoren am realen Lkw. Teleoperieren nennt man das. In Zukunft könnte man nicht nur einen, sondern mehrere Laster auf diese Art steuern – ganz ohne Lkw-Fahrer.

Video: Das bringt Intralogistik 4.0 für Betriebe und Beschäftigte

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Fernride ist einer der Partner im Forschungsprojekt Yard Management HDH, das von BSH geführt wird. Yard Management oder Yard Logistik umschreibt die Prozesse rund um Wareneingang, -ausgang und die Abwicklung von Umfuhren – also die Schnittstellen zwischen Transportlogistik und Lagerlogistik auf dem Werkgelände.

Im Projekt wird erforscht, wie diese Prozesse so digitalisiert und automatisiert werden können, dass sie effizient und zuverlässig funktionieren – trotz drastischen Personalmangels. Projektleiter Henrik Ebner sagt: „Wir wollen ein möglichst universell übertragbares Konzept entwickeln.“ Dafür stellt BSH sein Werkgelände in Giengen als Testfeld zur Verfügung. Der Standort ist eines der zentralen Logistik-Drehkreuze des Unternehmens. Pro Tag werden hier bis zu 200.000 Hausgeräte transportiert. Der Verkehr ist komplex, die Prozesse sind anspruchsvoll und zeitkritisch.

Gefährliche Bereiche müssen speziell abgesichert werden

Ganz wichtig ist dabei auch die Sicherheit. Denn wenn der Lkw sich rückwärts der Laderampe nähert, darf niemand in diesen Bereich hineinlaufen – er wäre nämlich dann im toten Winkel. Falls dies doch passiert, wird die Person von Sensoren der Bosch-Tochter ITK Engineering an den Ladetoren erfasst. Das System sendet in Echtzeit eine Warnmeldung an den Fahrer. Diese unverzögerte Datenübertragung ist unabdingbar für die sichere Steuerung schwerer Fahrzeuge. Auf dem BSH-Betriebsgelände läuft sie über ein eigenes 5G-Mobilfunknetz, das unabhängig vom öffentlichen Netz funktioniert.

Dass durch Automatisierung neue Gefahrenstellen entstehen, weiß auch Matthias Göhner vom Sensorikhersteller Leuze aus Owen. Er schildert ein Beispiel aus dem Automobilbau: „Dort bringen sogenannte Zugwagen die Autoteile, wie etwa Türen, an den Montageort. Früher saßen auf diesen Wagen Menschen, heute fahren sie autonom.“ Deshalb müssen diese Bereiche speziell abgesichert werden. „Dafür brauchen Sie Sensoren, die unterscheiden können, ob sich ein Mensch oder ein mobiler Roboter in einen solchen Bereich hineinbewegt“, erklärt Göhner.

Sicherheit ist aber nur eins der großen Themen, die die Intralogistik zunehmend prägen werden. Mobile Robotik etwa ist ein anderes. Das Intralogistik-Netzwerk Baden-Württemberg sieht vier übergeordnete Megatrends: Digitalisierung und Automatisierung, autonome Systeme, künstliche Intelligenz sowie die enge Kollaboration zwischen Mensch und Maschine.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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