München. Mal geht es um Kokain in der Bananenkiste. Dann um einen gesprengten Geldautomaten oder, schlimmer, einen Mord mit einer Toten in der Güllegrube. In all diesen unterschiedlichen Fällen ermittelt seit 75 Jahren das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA). So lange gibt es die Behörde schon. Seither hat sich einiges getan bei der Verbrecherjagd.

Auch die Bayern sind keine Engel, das kann man vorab festhalten. Doch im Bundesvergleich ist der Freistaat das sicherste Land. Er hat die niedrigsten Fallzahlen und die höchste Aufklärungsquote, wie ein Blick in die aktuelle Kriminalstatistik (2020) zeigt.

Demnach wurden in Bayern zwei Drittel (66,4 Prozent) der Straftaten aufgeklärt gegenüber 57,2 Prozent im Bundesschnitt. Mit 4.291 Straftaten pro 100.000 Einwohner – die niedrigste Zahl seit 41 Jahren – steht Bayern besser da als die übrige Bundesrepublik, wo es im Schnitt 6.209 Fälle sind.

Im Ranking der sichersten deutschen Städte über 100.000 Einwohner steht Erlangen auf Platz eins, gefolgt von Fürth, Gleiches gilt für München und Augsburg in der nächsten Größenklasse.

Früher ging es um Geldfälscher, heute ist es Cybercrime

Heute haben es die Ermittler mit ganz anderen Verbrechen zu tun als noch vor einigen Jahrzehnten. In der Nachkriegszeit arbeiteten für die Behörde gerade mal 20 Köpfe. Sie beschäftigte sich damals vor allem mit Delikten wie Geldfälschung sowie der Suche nach Vermissten.

Seither ist die Mannschaft stark gewachsen, zählt heute rund 2.000 Mitarbeitende. Sie sind unter anderem zuständig für Ermittlungen zu organisierter Kriminalität und Cybercrime, etwa Betrug im Internet. Ein Schwerpunkt ist der Kampf gegen Darstellungen sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Heute helfen Gesichtserkennung und DNA-Analysen

Pinsel und Ledertasche: Equipment zur Fingerspurensicherung um 1960.

Häufig kommen die Beamten Tätern mit digitalen Mitteln auf die Spur. Wo früher noch Fingerabdrücke mit der Lupe verglichen wurden, setzt man heute auf DNA-Analysen, Scanner und den Abgleich mit großen Datenbanken. „Gesichtserkennung ist die Antwort auf die rasant zunehmende Menge an Lichtbildern und Videomaterial in den Ermittlungsverfahren“, so die Behörde. Solche biometrischen Verfahren helfen den Experten, Tatverdächtige, Zeugen oder auch Opfer von Verbrechen eindeutig zu identifizieren. Die digitale Methode funktioniert auch in Corona-Zeiten bei Trägern einer Mund-Nasen-Maske – denn wichtig für den Abgleich ist vor allem die Augenpartie.

Alles digital: Eine Kollegin des LKA Bayern bei der Auswertung von Fingerabdrücken.

Rund 60.000 Spuren untersuchen die Spezialisten jährlich im Labor

Techniker, Naturwissenschaftler und IT-Experten unterstützen die Arbeit im LKA. Am Kriminaltechnischen Institut werden mittels aufwendiger Labortechnik Zigtausende Spuren analysiert. Selbst winzigste Teilchen von Haut, Speichel oder Blut genügen, um Licht in knifflige Fälle zu bringen. Das ist mühevolle Kleinarbeit: Jährlich werden in den Laboren rund 30.000 Untersuchungsanträge mit rund 60.000 Gegenständen und Spuren vorgelegt. Rund 200.000 Analysen fallen dabei jährlich an.

Mit dem „Holodeck“ inspizieren die Kommissare den Tatort virtuell

Die Anfänge: Eine Fernschreibmaschine (Baujahr 1932). Die Nachrichten wurden vor dem Versenden auf Lochstreifen gelocht.

Früher wurde mit Fernschreibmaschine und Lochstreifen kommuniziert. Heute rollt das LKA mit neuer Technik auch alte Fälle auf, sogenannte Cold Cases. Etwa einen ungeklärten Mord an einem jungen Mädchen in Unterfranken; er geschah vor mehr als 30 Jahren, die Leiche fand man damals in einer Güllegrube. Feinere DNA-Analysen gaben hier wichtige Hinweise, der Tatort wurde erneut untersucht.

Immer wieder ermittelte das LKA in aufsehenerregenden Fällen, etwa nach der Entführung des Unternehmersohns Richard Oetker (1976), dem verheerenden Anschlag auf das Oktoberfest (1980) und dem Attentat im Münchner Olympia-Einkaufszentrum (2016).

Künftig macht es virtuelle Realität ein Stück leichter, die Täter zu überführen. Derzeit tüfteln Experten an einem „Holodeck“. Damit lässt sich ein Tatort aus der Ferne virtuell begehen, die Kollegen können sich dort sogar besprechen.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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