Köln. Die Wirtschaft bemüht sich nach Kräften, Schüler aller Altersstufen mit vielen verschiedenen Projekten für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern – kurz: für MINT. aktiv sprach darüber mit dem Bildungsexperten Professor Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Sie haben ermittelt, dass es bundesweit etwa eine halbe Million offene Stellen für MINT-Fachkräfte gibt. Wissen die Schüler vielleicht nicht genug über diese Berufe?

Wir brauchen an den Schulen systematisch eine deutlich bessere Berufsorientierung als bisher. Dass sie an den allgemeinbildenden Schulen Baden-Württembergs ausgebaut werden soll, ist schon mal ein gutes Signal.

Angebote zur Berufsorientierung kommen ja besonders oft von den Arbeitgebern.

Ja, Arbeitgeberverbände wie Südwestmetall engagieren sich da sehr stark. Weil sie wissen, dass eine gute Bildung und Berufsorientierung für den Standort überaus wichtig ist. Das gilt für Baden-Württemberg übrigens noch mehr als für viele andere Bundesländer.

Warum?

Wenn Baden-Württemberg ein eigener Staat wäre, wäre er einer der forschungsstärksten der Welt! Hier sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, gemessen an der Wirtschaftsleistung, spitze. Aber genau deshalb hat das Bundesland eben auch einen noch viel höheren Bedarf an MINT-Fachkräften als andere.

Arbeiten eigentlich auch Zuwanderer in MINT-Berufen?

Ja, viele, und das hilft der Wirtschaft im Südwesten sehr. Ohne diesen Effekt wäre die Fachkräftelücke nämlich noch viel größer.

Die Begeisterung fürs Forschen weckt Südwestmetall ja sogar schon bei Kita-Kindern. Ist das nicht etwas übertrieben?

Nein! Wenn es in früher Kindheit schon Anregungen für technisches Experimentieren gibt, dann kann man Kinder auch später viel leichter dafür begeistern.

Bei vielen Jugendlichen gibt es bestimmt trotzdem Vorurteile gegenüber MINT-Berufen.

Ich würde eher sagen, es gibt noch immer Klischees. Viele denken zum Beispiel, dass technische Berufe mehr für Männer als für Frauen geeignet sind. Das ist natürlich Unsinn. Daher ist es wichtig, die Berufsorientierung noch klischeefreier zu machen.

Aktuell sind MINT-Kräfte gesucht. Aber bleibt das so? Hat man da also auch künftig gute Chancen?

Absolut! MINT-Qualifikationen werden immer noch wichtiger, weil sie bei vielen Trend-Themen eine große Rolle spielen: künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Digitalisierung. Wer also eine Ausbildung oder ein Studium im MINT-Bereich macht, hat auf jeden Fall gute Perspektiven – auch bei den Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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