Was ist dran an der Aussage, die Armen hierzulande würden immer ärmer und die Reichen immer reicher? Im Bundestagswahlkampf war diese These ja des Öfteren zu hören. Ein Blick in neue Daten aber ergibt ein anderes Bild.

Tatsächlich schließt sich die Einkommensschere ein wenig. Während die einkommensschwächeren 40 Prozent der Deutschen zwischen 2015 und 2018 ein Einkommensplus von 7,1 Prozent verzeichnen konnten, kamen die einkommensstärkeren 60 Prozent auf 5,6 Prozent, jeweils inflationsbereinigt. Das sind die aktuellsten Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel, einer Langzeitbefragung mit 14.000 Haushalten. „Der hitzigen Debatte um eine sich öffnende Einkommensschere zwischen Arm und Reich fehlt die wissenschaftliche Basis“, stellt das Institut der deutschen Wirtschaft fest, das sich die Daten ganz genau angesehen hat.

Demnach hätte die Einkommensungleichheit eigentlich sogar noch stärker zurückgehen müssen. Dank des brummenden Arbeitsmarkts nämlich waren mehr Menschen in Lohn und Brot als je zuvor. Aber die zeitweilig sehr hohe Migration schlägt sich nun in der Statistik nieder: So erzielen vor allem Geflüchtete anfangs niedrige Einkommen.

Vom Aufschwung in den Jahren vor der Pandemie haben also alle Einkommensgruppen profitiert, die unteren sogar etwas stärker als die höheren.

Thomas Goldau
Redaktionsleiter aktiv

Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.

Alle Beiträge des Autors