Heidelberg. Die einen nutzten den Lockdown für Gartenarbeit, die anderen zum Aufräumen. Anne Schiller aber war in der tristen Zeit ganz auf ihre Weise aktiv: Sie tauchte tief in eine Fantasiewelt ein, die sie selbst in ihrem Kopf erschaffen hat. Und nutzte die Zeit der Kontaktbeschränkungen, um an einer Fantasy-Trilogie weiterzuschreiben!
„Schreiben ist für mich der ideale Ausgleich zur Arbeit“, sagt die junge Frau, „dabei kann ich super entspannen und abschalten.“ aktiv trifft die Autorin beim Unternehmen ABB in Heidelberg, wo Schiller im globalen Produktmanagement arbeitet. Sie erzählt: „Ich habe schon als Jugendliche viele Fantasy-Romane verschlungen und auch schon kleine Texte geschrieben.“
Als Beruf wählte sie dann trotzdem etwas sehr Wirklichkeitsnahes: Wirtschaftsingenieurin. Warum eigentlich? „Meine Mutter ist Wirtschaftsjuristin, mein Vater Elektroingenieur, das hat mich geprägt, ich wollte unbedingt etwas Technisches machen!“
Auch im Job braucht sie Kreativität: Um neue Lösungen zu finden
Kreativität ist auch in ihrem Berufsalltag gefragt. Die junge Frau fing 2016 beim Technologieunternehmen ABB an, mit einem dualen Studium. An der Industrie gefällt ihr, dass man hier so viele verschiedene Möglichkeiten hat – und im Produktmanagement sowohl mit Wirtschaft als auch mit Technik zu tun hat.
Inzwischen begleitet sie Innovationen für die Gebäudeautomation, die zum Beispiel normale Bürogebäude zu „smart buildings“ machen: Da geht es etwa um Sensoren und Aktoren, die dafür sorgen, dass in Gebäuden auf Knopfdruck eine bestimmte Lichtstimmung entsteht. Oder dass sich zu einer bestimmten Uhrzeit die Jalousien automatisch öffnen.
„In diesem Bereich tut sich technisch sehr viel, es wird nie langweilig“, sagt die 24-Jährige. Sie hat mit verschiedenen Abteilungen zu tun, lernt fremde Länder und Kulturen kennen. Derzeit arbeitet sie mit Kollegen daran, digitale Konzepte umzusetzen, um den Kunden noch mehr datenbasierte Services anbieten zu können: „Da sind Ideen und Vorstellungsvermögen gefragt.“
Gerade an Vorstellungsvermögen mangelt es ihr nicht – und so sprudeln manchmal auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch Ideen aus ihr heraus, wenn sie nach der Arbeit ihre Fantasiewelt per Tastatur zum Leben erweckt. „Die Idee zu meinem Roman hatte ich schon mit 14 – in einem Traum!“
Der erste Band heißt „Aikaria – die Flügel des Phönix“. In der Geschichte geht es um die 16-jährige Stella, die denkt, sie sei ein ganz normales Mädchen. Doch tatsächlich ist sie Teil einer Prophezeiung und dazu bestimmt, eine magische Welt vor Gefahren zu beschützen. Gemeinsam mit ihrem Gefährten Severyn will Stella herausfinden, was es mit der Prophezeiung auf sich hat. Dabei muss sie sich zauberhaften Geschöpfen und dunklen Geheimnissen stellen.
Im Lockdown schrieb sie viel – teilweise vier Stunden am Tag
Schiller hatte den ersten Band schon vor Corona fertig. Im Lockdown machte sie dann kräftig weiter, schrieb teilweise vier Stunden am Tag. Das durchzuhalten, dabei habe ihr auch die Ausbildung im ABB Training Center geholfen: „Sie hat mir neben dem Fachlichen auch viele wichtige Kompetenzen wie Zeitmanagement und strukturiertes Arbeiten vermittelt.“
Den ersten Band hat sie im Januar zunächst selbst bei Books on Demand herausgebracht. Inzwischen hat die Hobby-Autorin aber einen Verlag gefunden, der alle drei Bände veröffentlicht. Momentan überarbeitet die junge Frau daher den dritten Band – schreibt aber gleichzeitig auch ihre Masterarbeit im Bereich „Digital Innovation and Business Transformation“. Auch das macht ihr Spaß, wobei sie hier auf Fantasy-Elemente doch lieber verzichtet.
Nachgefragt
Wieso sind Sie Wirtschaftsingenieurin geworden?
Ich hatte schon immer ein Faible für Mathe und Technik – und bin da auch durchs Elternhaus geprägt.
Und warum Fantasy-Autorin?
Ich habe schon als Kind viel gelesen, zum Beispiel „Harry Potter“. Schreiben ist schon lange eine Leidenschaft von mir, ich bin einfach gerne kreativ.
Wie ergänzen sich Job und Hobby?
Kreativität braucht man für beides! Und das Schreiben ist für mich ein super Ausgleich zur Arbeit, wie für andere Sport oder Fernsehen.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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