Frankfurt. Viele positive Signale verzeichnet der Ausbildungsmarkt der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) in Hessen. aktiv sprach darüber mit Sebastian-Frederik Kühnel, er ist Geschäftsführer Bildung, Digitales und Technologietransfer beim Arbeitgeberverband Hessenmetall.

Wie ist die M+E-Industrie ins neue Ausbildungsjahr gestartet?

Die Unternehmen setzen auf den Nachwuchs. Jugendliche, die jetzt noch einen Ausbildungsplatz suchen, haben gute Chancen. So gibt es momentan in Hessens M+E-Industrie noch rund 100 freie Ausbildungsplätze, Startpunkt Herbst 2021. Anders als im vergangenen Jahr ist auch die Übernahmequote wieder auf mehr als 90 Prozent gestiegen, wie unsere aktuelle Ausbildungsumfrage im Sommer zeigt. Das ist ein sehr positives Signal. Auch mit Blick auf die Pandemie sind die Abläufe dieses Jahr eingespielter als 2020.

Wie steht es um die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen?

Drei Viertel unserer befragten Unternehmen halten in diesem Jahr am Angebot von Ausbildungsplätzen ähnlich wie im Vorjahr fest oder erhöhen die Anzahl der Plätze sogar. Umgekehrt musste jedoch ein Viertel der Pandemie oder dem Strukturwandel Tribut zollen und Ausbildungsplätze reduzieren.

Wurden alle Plätze besetzt?

Fifty-fifty. Die eine Hälfte der Befragten hat alle Plätze wie geplant besetzt, die andere Hälfte konnte das nicht. Es scheiterte in der Regel an zu wenigen oder ungeeigneten Bewerbungen. Das wundert leider nicht, wenn man bedenkt, dass Berufsorientierung schon vor der Pandemie einen schweren Stand hatte. Das hat sich in den vergangenen zwei Schuljahren leider noch einmal verschärft, weil Angebote wie Ausbildungsmessen oder Praktika nicht mehr stattfinden konnten.

Was sind die wichtigsten Ausbildungsberufe der Branche?

Generell sind alle M+E-Ausbildungsberufe zukunftsrelevant und anpassungsfähig, wie man an den Neuordnungen aus dem Jahr 2018 sieht. Klar ist, dass der Bedarf gerade an IT-Fachkräften stetig wächst und sich das auch in der Ausbildung widerspiegelt. Der Trend setzt sich ganz gewiss fort. Wichtig wird sein, digitale Grundkompetenzen zu vermitteln, die auch über das reine Jobprofil hinausgehen, sei es zum Verständnis von Geschäftsprozessen, zur Digitalisierung von Geschäftsmodellen oder auch zur daten- und plattformbasierten Wertschöpfung.

Wie digital ist die Ausbildung in Hessens M+E-Industrie?

Die Frage ist: Was verstehen wir alles unter „digital“? Der Austausch innerhalb der Ausbildung über Lernplattformen, virtuelle Konferenzsoftware, Messengerdienste und so fort ist mittlerweile bei einem großen Teil der Betriebe Standard. Das hat sich während der Pandemie etabliert, und das wird bleiben, wie unsere Umfrage belegt. Auch die angepassten M+E-Ausbildungsordnungen bilden zentrale Aspekte der Digitalisierung der Arbeitswelt und Anwendungskompetenzen von Industrie 4.0 als Teil der Digitalisierung ab, etwa IT-Sicherheit oder additive Fertigungsverfahren. Gerade weil wir aber in Zeiten der technologischen Dynamik leben, muss sich das Ausbildungssystem künftig inhaltlich und methodisch flexibel weiterentwickeln. Das gilt auch für die Berufsschulen.

Bedarf an IT-Fachkräften wächst: Sebastian-Frederik Kühnel, Geschäftsführer Bildung beim Arbeitgeberverband Hessenmetall, sieht da einen anhaltenden Trend.
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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