Freiburg. Deutschland setzt gerade heftig auf die Wärmepumpe. Aber: Nutzt die im Altbau überhaupt etwas? Und muss man da vorher sanieren? aktiv hat darüber mit dem Ingenieur Marek Miara vom Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg gesprochen, der das Thema schon seit 20 Jahren erforscht.

Dr. Marek Miara, kann man mit einer Wärmepumpe einen Altbau beheizen?

„Definitiv ja“, sagt Experte Miara, „in den allermeisten Fällen funktioniert das.“ Wärmepumpen können heutzutage ausreichend hohe Heizkreis-Temperaturen liefern, um in Altbauten für angenehme Raumwärme zu sorgen. Miara und sein Team haben das in Feldtests bei rund 350 Wohnhäusern, darunter 200 alte, nachgewiesen.

Welche Temperaturen schaffen die Geräte denn heute?

55 bis 60 Grad Celsius im Heizkreislauf (das ist die sogenannte Vorlauftemperatur) liefern sie problemlos. Manche Wärmepumpen erreichen sogar gut 70 Grad, etwa wenn sie mit dem Kältemittel Propan arbeiten. Die in Altbauten nötigen hohen Vorlauftemperaturen sind also kein Problem mehr, so Miara. „Aber selbst in unsanierten Häusern braucht man die laut unseren Tests nur an den kältesten Tagen: In der Regel reichen 55 Grad für eine angenehme Raumwärme.“

Können die alten Heizkörper drinbleiben? Oder braucht man eine Fußbodenheizung?

Dass eine Wärmepumpe eine Fußbodenheizung erfordert, stimmt nicht. Meistens kann man die vorhandenen Heizkörper weiter nutzen. Zumal sie in älteren Häusern oft überdimensioniert sind. Aber: „Manchmal empfiehlt es sich, die Heizkörper in den Räumen auszutauschen, in denen mehr Wärme gewünscht ist“, sagt der Ingenieur. „In Ess- und Wohnzimmer sowie im Bad sollte man Plattenheizkörper einbauen.“ Die brauchen niedrigere Vorlauftemperaturen, die Pumpe arbeitet energiesparender.

Muss man das Haus vorher sanieren und dämmen?

„Es ist besser vorher zu sanieren, unbedingt nötig ist das aber nicht“, so Miara. „Wenn man erst nachträglich dämmt, können sich moderne Pumpen problemlos auf den dann geringeren Wärmebedarf einstellen.“ Oft bieten auch ältere Häuser Doppelglasscheiben, eine gedämmte Kellerdecke oder ein abgedichtetes Dach: Schon das erleichtert den Einbau einer Wärmepumpe.

Und was kostet der Einbau?

Das Heizgerät selbst kostet laut Miara aktuell 10.000 bis 20.000 Euro. Inklusive Einbau und Entsorgung alter Geräte muss man mit Kosten von 25.000 bis 50.000 Euro rechnen. Je nach Alter und Art der bisherigen Heiztechnik sowie Einkommen gibt es aber 30 bis 70 Prozent Förderung. Maximal förderfähig sind Ausgaben von bis zu 30.000 Euro.

Ist das jetzt tatsächlich die Alternative zur Gasheizung?

Fakt ist: Gas wird wegen der steigenden CO2-Bepreisung in Zukunft viel teurer. „Wer jetzt eine neue Heizung braucht, sollte eine Wärmepumpe einbauen“, sagt Miara. „Wer noch Zeit hat, kann warten, bis sich der Markt beruhigt hat. Langfristig spricht in Gebieten ohne Fernwärme alles für die Wärmepumpe!“

Hans Joachim Wolter
aktiv-Redakteur

Hans Joachim Wolter schreibt bei aktiv vor allem über Klimaschutz, Energiewende, Umwelt, Produktinnovationen sowie die Pharma- und Chemie-Industrie. Der studierte Apotheker und Journalist begann bei der Tageszeitung „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen und wechselte dann zu einem Chemie-Fachmagazin in Frankfurt. Wenn er nicht im Internet nach Fakten gräbt, entspannt er bei Jazz-Musik, Fußballübertragungen oder in Kunstausstellungen.

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