Köln. Tennisplätze mit Glaswänden, gewölbte Tischtennisplatten, Volleyball mit rundem Netz?! Noch sieht man so was selten in Deutschland. Aber die Trendsportarten Padel, Teqball und Roundnet sind auch hier auf dem Vormarsch. aktiv stellt sie vor.

Padel: Gegen die Wand

„Die Idee zu Padel hatte der Mexikaner Enrique Corcuera, als er sich in den 1960er Jahren einen Tennisplatz in seinen viel zu kleinen Garten baute.“ So erzählt es Philipp Born, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln. Was tun in so einem Fall schlechter Bauplanung? Man integriert die zu nah stehenden Wände ins Spiel! Das taten die ersten „Padeleros“. Und mischten so Elemente aus Tennis und Squash zu einer neuen Disziplin.

Heutige Padel-Boxen sind denn auch etwas kleiner als Tennisplätze. Sie haben meist Seiten- und Rückwände aus Sicherheitsglas, gespielt wird mit Kunststoffschlägern, die an ein Paddel erinnern. Daher der Name, der übrigens auf der ersten Silbe betont wird.

Die Regeln sind simpel: Ein Ball (etwas weicher als ein Tennisball) muss übers Netz ins gegnerische Feld, darf aber auch erst die eigenen Wände berühren oder hinter der Aufschlaglinie des Gegners landen – was für längere Ballwechsel sorgt. „Diese Einfachheit macht Padel für Einsteiger attraktiv“, sagt Born. „Gleichzeitig bleibt der Sport durch die taktischen Möglichkeiten auch für Geübte interessant.“ Und Padel wird immer populärer, in vielen Staaten. In Spanien etwa ist es schon Volkssport Nummer zwei hinter Fußball! Deutschland hinkt da hinterher, aber immerhin hat sich die Zahl der Courts in zwei Jahren auf rund 170 verdoppelt.

Teqball: Fußball am Tisch

Im Vergleich dazu ist Teqball noch ein Geheimtipp. Entwickelt wurde der Freizeitsport von den Ungarn Gábor Borsányi und Viktor Huszár, die sich aus Jux gern einen Fußball auf einer Tischtennisplatte zukickten. Weil das mühsam war, tüftelten sie an einem Tisch, von dem der Ball besser abprallt. 2015 brachten sie eine gewölbte Platte auf den Markt. Und dazu ein paar Regeln: Nach maximal drei Kontakten muss der Ball übers Netz gespielt werden. Benutzt werden dürfen alle Körperteile außer Arm und Hand. Prallt der Ball zweimal auf die eigene Tischseite oder auf den Boden: Punkt für den Gegner!

Teqball-Platten gibt es heute von Budapest bis Los Angeles, Fußball-Teams wie der FC Liverpool haben den Sport in ihr Training eingebaut. „Ob Teqball sich bei uns verbreitet, hängt auch davon ab, ob solche Platten im öffentlichen Raum aufgestellt werden“, sagt Experte Born.

Roundnet alias Spikeball: Schmettern mit Schmackes

Solche Infrastruktur braucht der Volleyball-Ableger Roundnet nicht. Das Spielgerät – ein kleiner Gummiball und ein zusammenfaltbares rundes Netz – passt in jeden Rucksack. Als Spielfläche reicht etwas Platz im Park. Dort wird das Netz über einen Ring gespannt, der auf dem Boden steht – und los geht’s! „Gespielt wird im Doppel, wobei sich die Spieler frei ums Netz verteilen“, erklärt Born. Der Aufschlagende schmettert den Ball mit der flachen Hand aufs Roundnet. Danach darf das gegnerische Team den Ball bis zu dreimal abwechselnd berühren, bevor er wieder zurück aufs Netz geschlagen werden muss.

Erfunden wurde Roundnet schon in den 1980ern vom US-Spieleentwickler Jeff Knurek. Seit 2008 wird es unter dem Namen Spikeball vermarktet. Seine Professionalisierung erlebt der Trendsport erst jetzt: 2021 gab es die erste deutsche Meisterschaft, im September 2022 steigt in Belgien die erste Roundnet-WM.

Michael Aust
aktiv-Redakteur

Michael Aust berichtet bei aktiv als Reporter aus Betrieben und schreibt über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach seinem Germanistikstudium absolvierte er die Deutsche Journalistenschule, bevor er als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mitarbeiter-Magazine diverser Unternehmen arbeitete. Privat spielt er Piano in einer Jazz-Band. 

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