Straßenschuhe zum Joggen? Mit Lederbällen kicken? Auf Holzskiern ohne Helm die Pisten hinunterrasen? Das war einmal. Moderne Kunststoffe haben den Sport revolutioniert: Vom Snowboard bis zum Surfbrett, vom Kunstrasen bis zur Yogamatte, von den Schuhen bis zum Helm – die Hightech-Materialien punkten mit niedrigem Gewicht und hoher Stabilität, sie machen Sportlerinnen und Sportler schneller, leichter und mobiler. Die besten Beispiele:

Raus in den Schnee

Atemberaubende Sprünge, waghalsige Überschläge, ein rasantes Tempo: Skier und Snowboards verwandeln Schnee in einen Sportplatz. Das raffinierte Material für die Hightechgeräte stammt aus den Laboren der chemischen Industrie, etwa von BASF. Stets sind das leichte Gewicht und die Stabilität des Materials ein Vorteil, auf den jeder Athlet zählen kann. Zum Rennen erscheinen die Profis im Sportanzug mit Rückenprotektoren, Brille und Kopfschutz. Möglichst leicht, schnell und extrem belastbar muss das Material hier sein – Kunststoff eben. Die schlagfeste Außenschale der Profihelme besteht meist aus dem sehr leichten Werkstoff Carbon. Innen wird EPS-Hartschaum verwendet: Beim Sturz verformt sich das Material und kompensiert so die Aufschlagkräfte.

Intelligente Schläger

Tennislegenden wie John McEnroe oder Björn Borg hätten heute kaum eine Chance: Ihre Holzschläger mit Saiten aus Naturdarm waren schwer und unhandlich. Längst sind federleichte kohlefaserverstärkte Kunststoffe mit Kunstsaiten im Einsatz. Damit schafft etwa das deutsche Tennis-Ass Alexander Zverev beim Aufschlag 220 Kilometer pro Stunde. Heute ist die Schlaggeschwindigkeit eines Durchschnittsspielers bei internationalen Turnieren um rund 28 Kilometer pro Stunde höher als bei den damaligen Champions. Aktuell entwickeln Forscher smarte Tennisschläger: Darin stecken sogenannte piezoelektrische Materialien, die den Spielern Daten über ihre Leistung liefern. Die Schläger versteifen auch den Schlägerrahmen und reduzieren Vibrationen nach Bedarf.

Laufen, laufen, laufen – und dann den Schuh recyceln

Wandern, joggen, Fußball spielen: Sportschuhe enthalten heute kaum noch Naturfasern oder Leder, sondern verschiedene Kunststoffe. An Obermaterialien, Sohlen und Einlagen arbeiten Firmen wie Freudenberg, Michelin und Rhenoflex. Alle Komponenten für Schuhe im Freizeit- oder Profisport müssen leicht, strapazierfähig und leistungsfähig sein, um die Anforderungen an Funktionalität und Qualität zu erfüllen. Aus dem Labor von BASF stammen sogar Kunststoffe, die Energie an die Läufer zurückgeben. Das geht so: 2.500 Kügelchen aus expandiertem thermoplastischen Polyurethan (E-TPU) stecken in einer Zwischensohle. Die darin eingeschlossenen Luftzellen pressen sich beim Laufen zusammen, poppen wieder auf und verleihen dem Sportler dabei einen Schub. Übrigens: Nach fast einem Jahrzehnt Forschung bringt Adidas jetzt einen Laufschuh auf den Markt, der komplett recyclebar ist – weil er bis hin zum Schnürsenkel nur aus TPU besteht.

Ab ins Wasser

1999 glitt Australiens Superstar Ian Thorpe erstmals mit einem Ganzkörperanzug aus Spezialkunststoff durchs Becken. Die Kleidung glich der Haut eines Hais, was den Wasserwiderstand enorm verringerte. Bis 2009 folgte eine wahre Weltrekordflut, von der auch der Deutsche Paul Biedermann profitierte. Dann verbot der Weltverband Fina die leistungsfördernden Anzüge. Kunststoffe stecken aber auch in jedem Schwimmbecken, Spezialisten für diese Materialien sind Renolit und Röchling. Die Kunststoffe müssen etwa dem Kontakt mit Wasser und Chlor langfristig standhalten, sich leicht reinigen lassen und UV-beständig sein. Auch Schiffsrümpfe lassen sich heute mit speziellen „Anti-Fouling-Folien“ vor Algen- und Muschelbelag schützen.

Hightech im Sattel

Der Fahrradsattel ist für Vielfahrer oft die Problemzone Nummer eins: Was nützt das beste Bike, wenn bei langen Touren der Po schmerzt oder sich Taubheitsgefühle einstellen? Hier tat sich lange nichts – bis jetzt: BASF will mit innovativen Materialien wie E-TPU und einem neuen Konstruktionsprinzip die Satteltechnologie revolutionieren. Im Kern geht es um eine doppelte Sitzschale mit Hochleistungsstoßdämpfern, die bei Ergonomie, Komfort und Dynamik punkten soll. Das Unternehmen verspricht eine aktive Entlastung der Sitzknochen, medizinische Rückenschonung, eine zuverlässige Dämpfung bei Unebenheiten und die effektive Vorbeugung von Taubheitsgefühlen und Sitzbeschwerden. Im Sattel verbautes E-TPU soll zudem die natürlichen Beckenbewegungen unterstützen.

Am Ball bleiben

Als noch Bälle aus Kork und Gummi über die Platte flogen, war Tischtennis beschaulich. Schon 1891 folgten schnellere Bälle aus Zelluloid. Seit 2014 spielt man international mit einem anderen Plastik: Die Hightech-Komposition wiegt 2,7 Gramm, erreicht bis zu 170 Stundenkilometer und schafft 150 Umdrehungen in einer Sekunde. Hightech auch im Fußball: Früher spielte man mit einer Hülle, die aus Lederwaben zusammengenäht und mit einer Gummiblase gefüllt wurde. Bei der WM 2022 in Katar besteht der Ball komlett aus Kunststoff, der kein Wasser aufsaugt und sehr gute Flugeigenschaften besitzt. Die äußere Kunststoffhülle ist mit speziellem Schaum zur Dämpfung hinterlegt – sie gibt den Spielern ein besseres Ballgefühl. Auch wird nichts genäht, sondern alles mit einem Spezialverfahren (Thermal Bonding) heiß verklebt. So erreichen die Ingenieure neben Haltbarkeit ein Höchstmaß an Symmetrie.

Das Trikot hilft mit und macht fit

Auch das Outfit unterstützt den sportlichen Einsatz. So sitzt etwa Wäsche mit Kompressionsfunktion wie eine zweite Haut. Sie enthält elastische Bänder, umhüllt mit einer Beschichtung auf Basis eines Polyurethanwerkstoffs. Das Material verbessert die Körperhaltung und schützt vor früher Ermüdung: Dehnen sich die Bänder beim sportlichen Einsatz, speichern sie kurzzeitig Energie und geben sie den Athleten im Bewegungsablauf zurück. Das fördert Stärke und Ausdauer. Und auch klimafreundliche Sportkleidung gibt es bereits: Die Trikots von Real Madrid bestehen aus Hochleistungs-Recyclingmaterialien.

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Sabine Latorre
Bis 2024 Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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