Das Wichtigste auf einen Blick:
- Ab 50 lohnen sich ein Kassensturz, der Check der Renteninformation sowie des Versicherungsverlaufs (Kontenklärung), um auf dieser Basis gezielt fürs Alter vorzusorgen.
- Auch spätes Sparen kann sich durchaus noch lohnen – zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan, betrieblicher Altersversorgung oder freiwilligen Beiträgen.
- Wer nach dem Renteneintritt weiterarbeiten möchte, sollte das rechtzeitig mit dem Unternehmen klären – rechtliche Änderungen schaffen neue Möglichkeiten.
Spontaneität ist eine gute Sache. Doch vor allem bei der Rente zahlt sich eine langfristige Planung aus! Wie man da ab etwa Anfang 50 vorgeht, dafür hat Katja Braubach von der Deutschen Rentenversicherung Bund viele praktische Tipps. aktiv erklärt außerdem, wie es mit dem Weiterarbeiten im (Früh-)Rentenalter aussieht und welche Änderungen die schwarz-rote Bundesregierung für die Weiterbeschäftigung von Rentnerinnen und Rentnern plant..
Mit 50 Jahren: Kassensturz machen und dafür die Renteninformation nutzen
Nach dem 50. Geburtstag entspannt sich bei vielen Menschen die finanzielle Lage. Denn:
- In den letzten Jahren des Berufslebens erhält man meist ein höheres Gehalt als am Anfang.
- Die Kinder stehen finanziell zunehmend auf eigenen Beinen.
Es bleibt somit oft wieder mehr Geld übrig, das man in die Altersvorsorge investieren kann. „Das gesetzlich vorgesehene Renteneintrittsalter liegt ab Jahrgang 1964 bei 67 Jahren, für die früheren Jahrgänge etwas darunter“, sagt Expertin Braubach. Das bedeutet: Wer um die 50 ist, hat noch rund 15 Jahre Zeit für die Altersvorsorge. Deshalb ist es sinnvoll, jetzt einen vorläufigen Kassensturz zu machen.
Die Renteninformation kommt einmal im Jahr
Dazu wirft man zuerst einen Blick in die Renteninformation, mit der die Deutsche Rentenversicherung regelmäßig über den aktuellen Stand des Rentenkontos informiert. „Hier wird berechnet, mit welcher gesetzlichen Altersrente Versicherte rechnen können, wenn das Einkommen in etwa stabil bleibt“, erläutert die Expertin.
Klar ist aber auch: In gut 15 Jahren kann noch viel passieren – Jobwechsel, Erkrankungen, Scheidung oder Arbeitslosigkeit können die Prognose noch ganz schön durcheinanderwirbeln.
Kontenklärung: Wichtiger Reality-Check der Versicherungszeiten
Ebenfalls hilfreich ist die sogenannte Kontenklärung, der Abgleich des Rentenkontos mit der Realität: Sind alle Ausbildungszeiten korrekt ausgewiesen? Sind die Kindererziehungszeiten schon berücksichtigt? Und so fort.
Diesen Antrag auf Kontenklärung kann man übrigens direkt online stellen. Dafür sollte man etwa 45 Minuten Zeit mitbringen und die Unterlagen zur Rentenversicherung bereithalten.
Ab 55 erhalten Versicherte alle drei Jahre eine ausführliche Rentenauskunft mit dem persönlichen Versicherungsverlauf. Da lässt sich leicht prüfen, ob etwas fehlt.
Wie kann man ab 50 noch für die Rente sparen?
Am besten überschlägt man jetzt schon einmal grob, mit welchen weiteren Einnahmen man im Alter rechnen kann. Dazu zählen beispielsweise eine betriebliche Altersvorsorge, eine Riester-Rente, Mieteinnahmen oder ein wahrscheinliches Erbe.
Die offizielle Digitale Rentenübersicht
Einen raschen Überblick über die im persönlichen Fall bereits vorhandene gesetzliche, private und betriebliche Altersvorsorge kann die neue Digitale Rentenübersicht der Deutschen Rentenversicherung bieten. Sie zeigt gebündelt die von allen möglichen verschiedenen Anbietern übermittelten Werte. Für die Nutzung sind die persönliche Anmeldung mit Steuer-ID und Personalausweis erforderlich sowie ein NFC-fähiges Smartphone (oder ein geeignetes Kartenlesegerät). „Sie können über das Portal Ihre erworbenen Altersvorsorge-Ansprüche digital abrufen und so aus einer Hand einen Gesamtüberblick erhalten“, heißt es. Wer im Lauf des Berufslebens oft die Firma gewechselt hat, sollte checken, ob und welche Ansprüche gegenüber den einzelnen früheren Arbeitgebern bestehen.
So schließen Sie die Rentenlücke
Bei den allermeisten Menschen zeichnet sich schon bei überschlägiger Betrachtung ab, dass das monatliche Einkommen mit Rentenbeginn deutlich sinken wird. Zugleich hat man dann deutlich geringere berufsbedingte Ausgaben, da beispielsweise die Fahrt zur Arbeitsstelle wegfällt. (Lesen Sie auf aktiv-online.de mehr zum Thema Rentenlücke).
Ist aber jetzt schon klar, dass das Geld im Alter knapp werden dürfte, kann man noch etwas tun! Schließlich bleiben noch rund 15 Jahre Zeit, Geld für später anzusparen. Dies ist beispielsweise möglich durch:
- eine staatlich geförderte Betriebsrente per Entgeltumwandlung
- regelmäßige Überweisungen auf einen breit streuenden ETF-Sparplan oder
- Sparen auf einem halbwegs ordentlich verzinsten Konto.
Je früher man damit anfängt, desto besser.
Sparen für den Renteneintritt lohnt sich auch noch über 50
Viele Menschen denken, dass sich so ein spätes Sparen nicht mehr lohnt. Doch das stimmt nicht: Wer 15 Jahre lang konsequent nur 100 Euro pro Monat zurücklegt, hat danach (ohne Zinsen) immerhin 18.000 Euro zusätzlich auf dem Konto. Das reicht auf jeden Fall für ein paar Extras im Alter.
Gutverdienende können auch mit über 50 noch beträchtliche Summen aufbauen. Wer beispielsweise 500 Euro pro Monat spart, kommt (ohne Zinsen) in 10 Jahren auf 60.000 Euro, in 15 Jahren sogar auf 90.000 Euro, um die Altersrente aufzubessern.
Freiwillige Rentenbeiträge sind sofort von der Steuer absetzbar
„Ab dem 50. Lebensjahr besteht außerdem die Möglichkeit, freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen, um Abschläge bei einem vorzeitigen Renteneintritt auszugleichen“, sagt Braubach. Dabei geht es sinnvollerweise meistens um viele Tausende Euro – die man dann sofort von der Steuer absetzen kann!
Entscheidet man sich später um und will doch lieber regulär in Rente gehen, ist das freiwillig eingezahlte Geld nicht verloren. Vielmehr sorgt es für einen spürbaren Rentenaufschlag. Lesen Sie auf aktiv-online.de mehr dazu, wie man mit solchen freiwilligen Rentenbeiträgen zusätzlich fürs Alter vorsorgen kann.
Mit Mitte 50: Eventuelle Angebote des Unternehmens checken
Viele Unternehmen haben wegen des Fachkräftemangels ein großes Interesse daran, erfahrene Ältere so lange wie möglich zu halten. Deshalb bieten sie häufig Beschäftigten ab 55 oder ab 58 Jahren spezielle Arbeitszeitmodelle an. Welche Möglichkeiten es da gibt, bespricht man idealerweise rechtzeitig mit dem Unternehmen.
„Bevor man irgendetwas unterschreibt, sollte man sich individuell bei der Rentenversicherung beraten lassen, wie sich eine solche Vereinbarung auf die eigene Altersrente auswirkt“, empfiehlt Braubach. Der Arbeitgeber könne zwar allgemeine Aussagen machen, aber dies ersetze nicht die persönliche Beratung und Berechnung.
Mit 60 Jahren: Kontakt mit der Rentenberatung aufnehmen
Mit dem 60. Geburtstag ist eine individuelle Rentenberatung angesagt. Die Deutsche Rentenversicherung Bund bietet sie ihren Versicherten kostenlos an.
„Jetzt ist der tatsächliche Renteneintritt nah genug für eine konkrete Berechnung mit realistischen Zahlen“, sagt Braubach.
Das durchschnittliche Alter, in dem Menschen erstmals ihre Altersrente bezogen haben, lag 2023 bei 64,4 Jahren.
Außerdem kann man jetzt auch die eigene gesundheitliche Situation besser einschätzen: Wer absolut fit ist, plant anders als jemand mit Einschränkungen, der vielleicht früher in Rente gehen will.
In der Rentenberatung kann man die verschiedenen Optionen in Ruhe durchrechnen:
- Mit welchen Abschlägen muss man rechnen, wenn man vorzeitig in Rente geht?
- Besteht vielleicht Anspruch auf eine Rente für besonders langjährig Versicherte?
- Wie wirkt es sich auf die Rente aus, wenn man in den letzten Arbeitsjahren die Stunden etwas reduziert?
„Viele Versicherte haben unrealistische Vorstellungen und erwarten entweder viel zu hohe oder viel zu geringe Abschläge“, so die Erfahrung der Expertin.
Ein Jahr vor dem Rentenbeginn: Den Arbeitsvertrag gründlich durchgehen
Etwa zwölf Monate vor Rentenbeginn ist ein Blick in den Arbeitsvertrag sinnvoll. „Manche Arbeitsverhältnisse enden automatisch mit dem Renteneintritt, andere müssen ausdrücklich gekündigt werden“, sagt Braubach. Da bei langjährigen Arbeitsverhältnissen oftmals lange Kündigungsfristen bestehen, gilt: das Kündigungsschreiben rechtzeitig losschicken!
Wer plant, auch nach dem Renteneintritt weiter im Unternehmen aktiv zu bleiben, lotet die Optionen spätestens jetzt mit dem Arbeitgeber aus. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwa auf selbstständiger Basis, als Teilzeitkraft oder auch als Minijobber. „Bevor man sich entscheidet, sollte man mit der Rentenversicherung klären, welche Auswirkungen die gewählte Option auf die Rente hat“, empfiehlt Braubach.
Drei Monate vor Rentenbeginn: Rechtzeitig den Rentenantrag stellen!
Die Rente steht vor der Tür. Um alle nötigen Unterlagen für den Rentenantrag pünktlich einzureichen, vereinbart man spätestens drei Monate vor dem Ruhestand einen Termin mit der Deutschen Rentenversicherung. Dabei wird individuell ermittelt, was noch zu tun ist. Zudem gibt es Hilfe beim Ausfüllen des Rentenantrags.

„Der Rentenantrag sollte spätestens drei Monate vor dem Renteneintritt bei der Rentenversicherung sein“, empfiehlt Braubach. Dann hat diese genug Zeit, den Antrag zu bearbeiten, und die Altersrente kommt nahtlos im Anschluss an das letzte Gehalt.
Wer den Antrag später stellt, muss mit Verzögerungen rechnen. „Selbstverständlich wird die Rente in solchen Fällen aber nachgezahlt, man verliert also kein Geld“, so Braubach.
Später in Rente gehen: Lohnt sich der Zuschlag?!
Theoretisch kann man den Rentenantrag einfach später stellen, ob man in dieser Zeit noch arbeitet oder nicht. Für jeden nach dem regulären Renteneintrittsalter verstrichenen Monat winkt ein dauerhafter Zuschlag von 0,5 Prozent – einfach so, ohne zusätzliche Beitragszahlung. Aber lohnt sich das?
Wer früher stirbt, zahlt drauf
Dazu ein Rechenbeispiel, ohne Zinsen und andere Kniffligkeiten: Angenommen, man würde auf eine Rente in Höhe von 1.000 Euro ein Jahr lang verzichten und einfach zwölf Monate später in Rente gehen: Dann hat man auf 12.000 Euro verzichtet.
Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer von 2023 gestorbenen Frauen lag bei 22 Jahren, bei den Männern bei 19 Jahren.
Dafür gibt es danach monatlich 1.060 Euro Rente, 60 Euro pro Monat mehr. Unter dem Strich macht man damit aber erst nach 200 Monaten Gewinn, das sind fast 17 Jahre! Wer früher stirbt, zahlt also drauf.
Da wählt man also lieber einen anderen Weg zu mehr Geld im Alter: Rechtzeitig die normale Rente beantragen – und einfach noch etwas arbeiten.
Nach einem vorzeitigen Rentenbeginn: Als Frührentner weiterarbeiten
Wer vorzeitig in Rente gehen will, muss dafür in den meisten Fällen Rentenabschläge in Höhe von 0,3 Prozent pro Monat hinnehmen. Geht jemand zum Beispiel zwei Jahre früher in den Ruhestand, ergibt das einen Abzug von 7,2 Prozent. Und jedwede vorzeitige Rente fällt zusätzlich (!) auch dadurch geringer aus, dass man bis zum Rentenantritt weniger Beitragszeiten sammelt, als es sonst der Fall wäre.
Nach dem frühen Renteneintritt: Echter Hinzuverdienst oder Minijob?
Daher liegt es nahe, während einer Frührente doch noch mehr oder weniger zu arbeiten. Und seit Anfang 2023 gilt dafür keine Hinzuverdienstgrenze mehr. Das heißt: Das Einkommen wird nicht mehr auf die Rente angerechnet – egal, wie viel man verdient.
Trotzdem werden natürlich Sozialbeiträge und Steuern fällig, das gilt fürs Einkommen wie für die Rente. Folge: „Die hohe Abgabenlast senkt den Anreiz weiterzuarbeiten, auch wenn die Rente abschlagfrei bezogen werden kann“, wie ein Kurzbericht aus dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schon 2023 feststellte. „Für viele Personen, die bereits vor Erreichen der Regelaltersgrenze mit Abschlägen aus dem Erwerbsleben ausscheiden und in geringem Maße weiterarbeiten möchten, bleibt vermutlich der Minijob die attraktivere Option.“
Nach dem regulären Renteneintritt: Noch etwas weiterarbeiten?
Fürs Weiterarbeiten im regulären Rentenalter gibt es heute wie damals keine Hinzuverdienstgrenze. Nun aber könnte es sogar einen indirekten staatlichen Zuschlag dafür geben: „Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei“, heißt es im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung.
Dieses Vorhaben, das unter dem Namen „Aktivrente“ diskutiert wird, hält IW-Direktor Professor Michael Hüther für völlig unnötig: „Das ist extrem teuer und bringt kaum etwas. Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen können wir ableiten, dass viele Rentner, die ohnehin weiterarbeiten, das Geld gern mitnehmen werden – aber kaum andere einen Job aufnehmen.“ Es drohen da also erhebliche Mitnahmeeffekte auf Kosten der Allgemeinheit.
„Das Renteneintrittsalter sollte an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt werden.“
Sachverständigenrat
Dagegen könnte eine andere geplante Änderung für reguläre Altersrentner den Betrieben tatsächlich helfen: „Wir erleichtern die Rückkehr zum bisherigen Arbeitgeber nach Erreichen der Regelaltersgrenze, indem wir das Vorbeschäftigungsverbot aufheben und dadurch befristetes Weiterarbeiten ermöglichen“, heißt es im Koalitionsvertrag.
Das Vorbeschäftigungsverbot besagt, dass ein befristetes Arbeitsverhältnis in der Regel nicht zulässig ist, wenn mit demselben Arbeitgeber bereits zuvor ein Arbeitsverhältnis bestanden hat. Wenn dieses Vorbeschäftigungsverbot bald für Senioren entfällt, heißt das: Reguläre Rentnerinnen und Rentner dürfen dann sachgrundlos befristet von ihrer alten Firma beschäftigt werden – was derzeit noch nicht erlaubt ist.
Außerdem sollen die Hinzuverdienstmöglichkeiten für die Bezieher einer Hinterbliebenenrente verbessert werden, zum Beispiel für Bezieherinnen einer Witwenrente.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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Thomas Hofinger schreibt über Wirtschafts-, Sozial- und Tarifpolitik – und betreut die Ratgeber rund ums Geld. Nach einer Banklehre sowie dem Studium der VWL und der Geschichte machte er sein Volontariat bei einer großen Tageszeitung. Es folgten einige Berufsjahre als Redakteur und eine lange Elternzeit. 2006 heuerte Hofinger bei Deutschlands größter Wirtschaftszeitung aktiv an. In seiner Freizeit spielt er Schach und liest, gerne auch Comics.
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