Ein roter Kinderwagen aus Omas Zeiten, offenbar noch fahrtüchtig. Eine Kiste Langspielplatten mit Hits von früher. Oder noch halbwegs modern wirkende Damenschuhe – alles „zu verschenken“: Solcherlei Dinge zum Mitnehmen sieht man immer öfter, vor allem im Frühling und im Sommer und besonders in den Städten. Die Sachen stehen etwa im Treppenhaus, vor Nachbars Garagentor oder auf dem Gehweg, jeder kann sich kostenlos bedienen.

An sich erst mal eine gute Sache: Wenn andere wiederverwenden, was man selbst nicht mehr braucht, ist das ja grundsätzlich nicht verkehrt.

Wer etwas im Treppenhaus abstellen möchte, sollte vorher um Erlaubnis fragen

Aber oft sind solche Aktionen nicht wirklich durchdacht. Denn was, wenn der Kram ein paar Tage draußen steht und in der Zwischenzeit ein Regenguss kommt? Durchweichte Bücher oder Möbel will ja keiner mehr haben. „Die Grenze zu wilden Müllablagerungen ist da leider fließend“, betont denn auch Evi Thiermann vom Abfallwirtschaftsbetrieb München, dem größten kommunalen Entsorgungsbetrieb Deutschlands. Viele Städte würden für störenden Trödel im öffentlichen Raum auch mal ein Ordnungsgeld verhängen.

„Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das Verschenken von gebrauchten Gegenständen auf alle Fälle sinnvoll“, so Thiermann weiter. „Aber die Dinge müssen eben auch bei Leuten landen, die sie gebrauchen können.“ Und das sei beim Abstellen vor der Haustür nicht immer der Fall. Oft würden nur gut erhaltene Gegenstände mitgenommen, der Rest bleibe als unerwünschter Müll zurück und müsse auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt werden.

Thiermann rät daher von heimlichem Hinstellen ab: „Was wo wie lange abgestellt werden darf, sollte man vorab mit dem Eigentümer des Grundstücks oder der Immobilie klären.“

Sind Mitbewohner und Hausverwaltung erst mal einverstanden, dürfen Kartons oder Körbe mit Sachen zum Mitnehmen künftig immer mal wieder im Gemeinschaftsbereich deponiert werden, etwa im Treppenhaus. Nach ein paar Tagen sollte man dann aber auch selbst entsorgen, was kein anderer mitnehmen wollte.

An sich nicht erlaubt ist es dagegen, Dinge einfach auf den Gehweg zu stellen, also auf öffentlichen Grund. Die Kommunen reagieren da im Einzelfall unterschiedlich – wobei es vor allem auf die Menge der wilden Ablagerung ankommt und darauf, ob Dinge derb im Weg stehen oder ob sie gar gefährlich für Passanten und spielende Kinder sind. Lehnt da nur ein Kuscheltier neben ein paar Büchern – oder hat jemand sozusagen den kompletten Sperrmüll aufgestapelt?

Alternativen: Flohmarkt, Kreislaufschrank & Co.

Wer in der Umgebung keine Möglichkeit hat, eine Mitnahme-Kiste legal aufzustellen, kann Gebrauchtes auch auf anderem Weg loswerden und dabei Gutes tun: Stichwort Flohmarkt. Vielerorts gibt es zudem öffentliche Bücher- oder Kreislaufschränke, in die jeder etwas hineinlegen oder herausnehmen kann.

Und natürlich kann man auch Kolleginnen und Kollegen, die man nicht persönlich kennt, eine kleine Freude machen – und zu verschenkende Dinge am Schwarzen Brett oder im Intranet anbieten, wenn der Betrieb dies erlaubt.

„Zudem können soziale Einrichtungen oft das eine oder andere gebrauchen“, so Thiermann. Am besten ruft man dort an und fragt, was wirklich benötigt wird: zum Beispiel im Winter warme Kleidung und noch gut erhaltene Schuhe für die Bahnhofsmission oder ähnliche Organisationen.

Auch die Abfallwirtschaftsbetriebe sind erfinderisch im Dienst der Kreislaufwirtschaft. „Weggeben statt Wegwerfen“ ist beispielsweise die Devise der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe. Diese betreiben eine kostenlose Online-Tauschbörse für Privates, um Dingen ein zweites Leben zu schenken. Auf awbkoeln.de findet sich alles vom Staubsauger bis zum Gartenstuhl, mit Stadtbezirk und Kontakt für Selbstabholer.

Auch an manchen Wertstoffhöfen kann man gut erhaltene, noch funktionsfähige oder auch kuriose Dinge abgeben. Sie werden zu günstigen Preisen weiterverkauft, die Überschüsse wandern ins Stadtsäckel und stabilisieren so die Abfallgebühren. Die Münchner Entsorger haben zum Beispiel kürzlich einen Pop-up-Store eröffnet – mitten in der City am Viktualienmarkt. Gut erhaltene Dinge gibt es auch in Halle 2, dem Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt (München-Pasing, Peter-Anders-Straße 15). Einen Reparaturführer mit hilfreichen Adressen und Tipps findet man unter awm-muenchen.de.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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