Gesunde Ernährung ist für immer mehr Menschen enorm wichtig. Sei es, weil sie ihr Gewicht halten wollen, weil sie als Sportler besondere Bedürfnisse haben, unter Unverträglichkeiten leiden oder endlich mehr auf Regionalität und Nachhaltigkeit achtgeben wollen. Aber was heißt das für den Alltag, fürs Einkaufen und Kochen? Helfen können dabei Ernährungs-Apps. Die praktischen Helfer geben einen Überblick und machen Entscheidungen im Supermarkt und am heimischen Kühlschrank leichter.
Vorab klären: Welche Erwartung hat man an die Ernährungs-App?
Von einer Ernährungs-App wünscht man sich vor allem eins: Transparenz und individuelle und intuitive Bedienbarkeit. Die App soll helfen, zu einer gesunden Ernährung zu motivieren. Bei den verfügbaren Angeboten am Markt stellt sich auch immer die Frage nach der wissenschaftlichen Fundiertheit der Inhalte.
„Abgesehen von Institutionen wie dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Krankenkassen oder Verbraucherzentralen bieten auch Personen und Institutionen ohne entsprechende Sachkenntnis Ernährungs-Apps an. Meist haben sie ein kommerzielles Interesse. Einen Hinweis auf den möglichen Interessenskonflikt sucht der Nutzer allerdings vergeblich“, warnen Experten des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und ländlichen Raum (LEL).
Anerkannte und standardisierte Kriterien gibt es bislang leider nicht. Vor dem Download ist es also hilfreich, wenn man sich klarmacht, wer diese Infos zur Verfügung stellt und was man von der App erwartet.
Faustregel: Verlass ist meistens nur auf anerkannte Institutionen
Das Eintragen aller Daten über Körpermaße, Ess- und Trinkgewohnheiten sowie eigener Bewegungsprofile kann zeitaufwendig sein. Das muss man wollen. „Und im Hinblick auf den Datenschutz ist es wichtig, kritisch zu prüfen, welchem Datenzugriff man bei welchem Anbieter zustimmt“, so die Experten der Landeszentrums für Ernährung. Hierbei helfe der Blick aufs Impressum, das ebenso wie eine Datenschutzerklärung vorhanden sein muss. Faustregel ist: Anerkannte Institutionen bieten am ehesten zuverlässige und wissenschaftlich abgesicherte Informationen.
Wer das für sich geklärt hat, findet ein breites Angebot an digitalen Ernährungshelfern. Die hier vorgestellten Apps sind kostenlos – zumindest in den Basisversionen, die aber immer auch einen guten Überblick bieten.
Essplorer: Kalorienzähler der über Zusatzstoffe und Light-Produkte aufklärt
Diese App der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg richtet sich gezielt an ein sehr junges Publikum, das wissen will, was hinter neuen Trends und Werbeversprechen steckt. Das bezieht sich auf Lebensmittel und Ernährung, aber auch auf Kosmetika. Die App bündelt unabhängige Informationen zu diesen Themenbereichen.
Es werden zentrale Fragen beantwortet wie zum Beispiel: Was unterscheidet ein Bioprodukt von konventionell erzeugten Lebensmitteln? Wofür stehen die E-Nummern und wie erkenne ich Zusatzstoffe? Sind Light-Produkte wirklich leicht? Es gibt auch was zum Spielen, sein Wissen kann man zum Beispiel in einem Quiz testen. Und es gibt Rechner zur Ermittlung des eigenen Body-Mass-Index.
Die Entwicklung der App wurde vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gefördert, sie ist kostenlos, und die Verbraucherzentrale erhebt und speichert keine Daten. Sehr informativ und umfassend – hier können nicht nur junge Leute was lernen.
Für iOS und Android
CodeCheck: Per Barcodescanner alles über Inhaltsstoffe erfahren
Egal, ob man generell darauf achten will, was in einem Produkt steckt, oder ob man es muss, weil man etwa Allergiker ist: Die App CodeCheck ist ein praktischer Barcodescanner. Der Vorteil: Man muss nicht auf den Packungen das Kleingedruckte studieren, sondern erfährt auf einen Klick, ob und wie viel Laktose, Gluten, Fructose, Zucker, Fett und Salz in einem Produkt enthalten sind. Auch Zusatzstoffe, Parabene, Paraffine, Palmöl, Nanopartikel, Mikroplastik und vieles mehr führt die App in einem praktischen Ampelsystem auf. Man erfährt auch, woher ein Produkt überhaupt kommt und welchen Weg es hinter sich hat. Praktisch: Mit der Personalisierungsfunktion kann man die App auch individuellen Bedürfnissen anpassen. Produktalternativen spuckt sie auch aus. Die Beurteilungen der Produkte beruhen nach Angaben des App-Herstellers auf Expertenmeinungen von großen Umweltschutzorganisationen, Verbraucherinitiativen und Tierschutzorganisationen.
Es gab aber schon Kritik, unter anderem von Ökotest, dass nicht alle Angaben zu Produkten korrekt seien, teilweise kamen Produkte schlechter weg, als sie eigentlich sind. Also Ergebnisse durchaus kritisch hinterfragen. Und: Das Angebot wird durch Werbung finanziert.
Für iOS und Android
Cara Care: Protokolliert das Essverhalten von Allergikern
Immer wieder mit Verdauungsbeschwerden zu kämpfen? Bilden sich plötzlich Pöckchen auf der Haut? Möglicherweise steckt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Allergie dahinter. Dann sollte man eine Zeit lang sein Essverhalten und die Reaktionen seines Körpers protokollieren. Aber wer macht das schon heutzutage gerne mit einem Block und Stift.
Helfen kann dabei die App Cara. Sie verbindet ein digitales Ernährungs-, Gesundheits- und Stuhltagebuch. So sollen sich auch Zusammenhänge zwischen Nahrungsmittelaufnahme, Bewegung, Stress und Beschwerden entschlüsseln lassen. Man kann die Daten exportieren, um sie zum Beispiel Ärzten und Ernährungsberatern zur Verfügung zu stellen, wenn man das will. Vorbildlich: Cara bietet zudem einen Experten-Chat und (dann aber kostenpflichtig) eine Ernährungsberatung per Telefon. Man wird also nicht allein gelassen.
Die Macher der App garantieren, dass die Daten verschlüsselt auf Servern innerhalb der EU gespeichert und verschlüsselt übertragen werden. Diese kostenpflichtigen Optionen in der App werden von zahlreichen Krankenkassen bezuschusst, auch das spricht für Seriosität.
Für iOS und Android
MyFitnessPal: Für gesundes Abnehmen in Kombination mit Fitness
Derzeit super beliebt bei Abnehmwilligen: Die App MyFitnessPal errechnet anhand persönlicher Angaben und Ziele ein individuelles Ernährungskonzept. Bedarf für Kalorien, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate, Zucker und Ballaststoffe werden angezeigt, es gibt zudem übersichtliche Diagramme, die den eigenen Forstschritt beim Abnehmen anzeigen. Und man kann jede Mahlzeit wirklich einfach und unkompliziert eintragen, fürs Kalorienzählen derzeit das Maß der Ernährungs-Apps. Aber: Man muss sich dafür registrieren. Das ist allerdings kostenfrei möglich.
Wichtig: Hier geht es nicht alleine um eine gesunde Ernährung, die wichtige Brücke zu mehr Bewegung wird auch geschlagen. Die App lässt sich mit einem Fitnesstracker verbinden, Empfehlungen für Sportübungen gibt sie auch. Für den Extra-Motivationskick kann man sogar sein Profil mit dem von Freunden verbinden, sodass man gemeinsam abspecken kann. Werbefrei ist die App nicht (das geht nur gegen Bezahlung).
Das Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) sagt: „Die App bietet detaillierte Einstellungs- und Konfigurationsmöglichkeiten und gibt gerade im Bereich Ernährung einen sehr konkreten Überblick über die täglich verzehrten Nahrungsmittel.“ Da sie aber potenziell Dienste von Drittanbietern in Anspruch nimmt, sei es für Nutzende teils sehr schwer zu erfassen, welche Daten wann verarbeitet werden. Darauf muss man sich im Zweifelsfall einlassen.
Für iOS und Android
Eatsmarter: Viel mehr als ein Kalorienzähler
Gesund zu essen ist ja schön und gut, aber dazu braucht man auch die passenden Rezeptideen. Eatsmarter ist ein gigantisches digitales Kochbuch für gesunde Rezepte, die man in der App nach Zubereitungsschwierigkeitslevel, Saison, Preis oder Mahlzeit filtern kann. Viele Rezepte werden auch für Familien mit Kindern angeboten, das heißt, man muss für die Kleinen nicht noch extra kochen, wenn man selbst abnehmen will. Wer sich registriert, kann auch ein Rezeptbuch mit Favoriten anlegen, sich die Zutaten für ein Rezept als Einkaufszettel zeigen lassen und diese teilen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zusammen mit „In Form“, der Bundesinitiative für Gesunde Ernährung und Bewegung, einige Rezepte von Eatsmarter mit dem Siegel „Geprüfte IN FORM Rezepte“ ausgezeichnet.
Für: iOS und Android
RegioApp. Nicht nur gesund, sondern auch regional essen
Würden Sie auch gerne Produkte direkt aus der Region einkaufen, wissen aber nicht so recht, wo man was genau bekommt? Was wird für den täglichen Bedarf direkt in meiner Nähe angebaut oder verarbeitet und wann haben entsprechende Läden geöffnet? Mit der RegioApp findet man die nahen Erzeuger schnell und einfach.
Die App erkennt entweder auf Wunsch den Standort via GPS oder man nutzt die manuelle Ortssuche. Erzeuger und Verkaufsstellen regionaler Produkte sowie Gastronomen, die regionale Produkte verarbeiten, werden entsprechend aufgelistet.
Für iOS und Android
Saisonkalender-App: Am besten mit zum Einkaufen nehmen
Wer sich umweltbewusst und gesund ernähren will, der muss wissen, welches Obst und Gemüse wann Saison hat. Die Saisonkalender-App vom Bundeszentrum für Ernährung hilft dabei. Sie listet für den jeweils aktuellen Monat alle Gemüsearten und Früchte auf, die gerade Haupterntezeit haben. Praktisch: Nach dem gleichen Prinzip beurteilt sie auch Exoten und Zitrusfrüchte, für die es in ihren Anbauländern ebenfalls eine Saison gibt. Auch so kann man seinen Einkauf steuern.
Besonders informativ: Die App erklärt, wie sich die Angebotsmengen zusammensetzen, und verrät, wie groß zum Beispiel der Importanteil im Vergleich zur heimischen Ware bei einem Produkt ist. So ist umweltfreundliche Einkaufsplanung deutlich leichter.
Für iOS und Android
Nabu-Siegel-Check: Daumen hoch für ökologisch empfehlenswertes Essen
Man möchte ja beim Einkauf etwas für die Umwelt tun und dafür sorgen, dass das Tierwohl mehr Bedeutung bekommt. Aber ganz so einfach ist es eben nicht. Im Dschungel der Labels und Siegel verliert man schnell den Überblick, die Siegel-Check-App vom Naturschutzbund (Nabu) hilft da. Die App zeigt an, ob Lebensmittel ökologisch empfehlenswert sind oder eher nicht. Einfach das Logo der Verpackung abfotografieren.
Einen grünen Daumen gibt es für aus ökologischer Sicht empfehlenswerte Produkte, ein gelber Daumen steht für ein gutes Produkt, bei dem der Umweltvorteil besser ausfallen könnte, und ein roter Daumen signalisiert: Das hier ist keine umweltfreundliche Ware. Siegel, deren Ansprüche an das Produkt über die geltenden Standards hinausgehen, sind an zwei grünen Daumen zu erkennen. Kennzeichnungen, die nichts über den Umweltvorteil eines Produktes aussagen, aber dennoch im Lebensmittelbereich zu finden sind, haben eine neutrale Wertung.
Und: In einer Galerie kann man selbst nach Siegeln suchen oder in Produktkategorien nach vertrauenswürdigen Logos für biologisch erzeugte, fair gehandelte oder regionale Lebensmittel stöbern. Die Datenbank wird laufend aktualisiert.
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Yazio: Eine Ernährungs-App für Sportler
Muskeln aufbauen, das Gewicht halten oder reduzieren? Mit dieser App kann man seinen persönlichen Ernährungsplan passend zum Sportprogramm gestalten. Die App trackt die Kalorien sowie Nährwerte wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette. Die Lebensmitteldatenbank ist wirklich sehr ausführlich und enthält alle üblichen Speisen, man muss die verzehrten Mengen auch nicht haargenau bis aufs Gramm eingeben. Sportliche Aktivitäten werden manuell erfasst.
Außerdem gibt es Coachings, Schnittstellen zu Fitnesstrackern und eine Vielzahl von Rezepten. Die Benutzeroberfläche ist selbsterklärend und übersichtlich. Detaillierte Auswertungen, die auch grafisch sehr gut aufbereitet sind, gibt es aber nur in der kostenpflichtigen Pro-Version. Das Ernährungstagebuch kann man kostenlos führen.
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Wasser-Trinkwecker: Persönlichen Flüssigkeitsbedarf festlegen
Zur gesunden Ernährung gehört auch das richtige Trinkverhalten. Wer über den Tag immer wieder vergisst, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, für den ist der Wasser-Trinkwecker ein wirklich nützlicher Helfer.
Die App unterstützt einen dabei, täglich auch wirklich genug zu trinken. Die Trinkerinnerungen erfolgen entsprechend des persönlich festgelegten täglichen Flüssigkeitsbedarfs, den die App einem praktischerweise durch das Abfragen von Faktoren wie Alter, Gewicht, aktueller Wetterlage und sportlicher Betätigung errechnet. Und dann klingelt der Wecker, wenn es mal wieder Zeit ist, zum Wasserglas zu greifen.
Übrigens bezieht die App auch andere Flüssigkeiten mit ein, man muss also nicht nur beim Wasser bleiben. Sie zeichnet das persönliche Trinkverhalten in Grafiken und Protokollen auf, damit hat man jeden Abend einen praktischen Überblick und kann sein Trinkverhalten analysieren und für den nächsten Tag optimieren.
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Marie Schäfers hat ihren Studienabschluss in Geschichte und Journalistik an der Universität Gießen gemacht. Sie volontierte bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund und ist Leitende Redakteurin der Zeitung Sonntag-EXPRESS in Köln. Für aktiv beschäftigt sie sich als freie Autorin mit den Themen Verbraucher, Geld und Job.
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