Bielefeld/Hameln. Der Herbst lässt die Temperaturen purzeln, die Heizung kommt auf Hochtouren. Doch dieses Jahr sollte man mit der wohligen Wärme besonders sparsam umgehen. Grund: Der Gasverbrauch muss runter, die knappen Gasreserven sollen geschont werden. Immerhin wird jede zweite Wohnung hierzulande mit Erdgas beheizt.

Und für Gasheizungen gilt: „Wählt man eine Raumtemperatur von nur 18 oder 19 Grad, liegt das Einsparpotenzial bei 20 bis 30 Prozent.“ Das rechnet man beim Bund der Energieverbraucher vor. Es gilt also, die kostbare Wärme möglichst gut in den eigenen vier Wänden zu halten. Das geht auch ohne aufwendige Umbauten: Besonders ausgerüstete Textilien können dabei helfen.

Vlies dämmt Wände

Das wird durch Thermovliestapeten möglich. Ihr Kern ist ein textiler Verbundstoff. Die Tapete wird direkt auf die Wand aufgebracht und kann dann zum Beispiel mit Raufasertapete überklebt werden. Das Textilvlies erhöht die Oberflächentemperatur der Innenwand um bis zu zwei Grad und reflektiert einen großen Teil der vom Heizkörper abgegebenen Energie in den Raum. Die Wärme kommt also gar nicht erst an die kalte Wand heran. Dadurch steigt die Temperatur schneller, die energieintensive Anheizphase verkürzt sich um bis zu 75 Prozent, wie eine Untersuchung der Technischen Universität Dortmund gezeigt hat.

Rollo reflektiert Wärme

Fenster sind energetisch eine der größten Schwachstellen in Gebäuden. Bei älteren Doppelverglasungen gehen über 40 Prozent der kostbaren Wärme im Innenraum über die Fenster verloren. Plissees, Vorhänge oder Faltrollos aus wärmeisolierendem Gewebe können da helfen. Das Bielefelder Textilunternehmen Delius etwa hat dafür Aluminiumfasern in seine Stoffe eingewebt und nutzt damit einen physikalischen Effekt: Die Alu-Fasern reflektieren einen großen Teil der Wärmestrahlung in den Innenraum und verhindern dadurch, dass über die Fenster unnötig viel Wärme nach außen abgeleitet wird. Ergebnis laut Delius: bis zu 15 Prozent weniger Heizkosten.

Teppich verhindert Wärmeentzug

Die untere Schicht eines Teppichs oder Teppichbodens wirkt isolierend, so fließt Wärme in geringerem Maße nach unten ab. Dazu kommen die Teppichfasern selbst: „Zwischen den Fasern bilden sich Wärmepolster, sie verhindern auch den Wärmeentzug über die Füße“, erklärt Eric Fricke vom Teppichhersteller Vorwerk in Hameln. Praktisch bedeutet das: In Räumen mit Teppichböden kann die Temperatur um bis zu zwei Grad geringer eingestellt werden, ohne dass die Bewohner dies als unangenehm empfinden. Das spart laut Fricke bis zu 12 Prozent der Heizkosten.

Lüften nicht vergessen!

Im Winter gut lüften? Das hört sich zunächst unlogisch an, soll doch die Wärme im Zimmer bleiben. Lüften ist aber notwendig, um Schimmelbildung zu vermeiden. Experten raten, in den Wintermonaten alle Fenster in einer Wohnung oder einem Haus dreimal pro Tag für jeweils drei bis fünf Minuten weit zu öffnen. Um unnötige Wärmeverluste zu vermeiden, sollten die Heizkörper während dieser Zeit abgedreht werden.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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