Der durchschnittliche Neuwagenpreis erreichte zuletzt mit 37.790 Euro einen neuen Höchststand, so Zahlen der Deutsche Automobil Treuhand (DAT), eines Spezialisten für Fahrzeugbewertung mit Sitz in Ostfildern bei Stuttgart. Wer nicht gleich eine solche Summe auf den Tisch legen möchte, kann sein Auto auch leasen. Welche Möglichkeiten und Risiken diese Form der Autofinanzierung bietet, erklären Martin Weiss, Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung und Heinz-Gerd Lehmann vom ADAC Nordrhein.

Welche Vorteile hat das Pkw-Leasing?

Ähnlich einer Miete muss eine monatliche Rate für Nutzung, Wertverlust und Verwaltungskosten gezahlt werden. „Der Vorteil des Leasings ist die bequeme, kalkulierbare Art, an ein Auto zu kommen“, sagt Weiss. Der Spezialist für Kraftfahrzeug-Daten erklärt weiter: „Man weiß dann genau: Ich habe fixe monatliche Ausgaben, vielleicht sogar inklusive Service und Wartung.“

Auch für Fahrer, die gern die aktuellsten Modelle ausprobieren, sei Leasing interessant, meint der Experte. Denn nach einer Laufzeit von zwei bis vier Jahren wird der Wagen in der Regel wieder zurückgegeben und der nächste kann kommen. Der Durchschnittspreis privat geleaster Autos lag 2021 allerdings bei 55.200 Euro und damit weitaus höher als der Wert für Neuwagen.

Welche Arten des Leasings gibt es?

Beim sogenannten Restwertleasing klärt ein von der Leasinggesellschaft eingesetzter Gutachter bei der Rückgabe des Fahrzeugs, ob der anfangs vereinbarte Restwert des Autos noch erzielt werden kann oder ob Beschädigungen Nachzahlungen rechtfertigen. Neben dem Restwertleasing gibt es das Kilometerleasing. Hier wird vorab vereinbart, wie viele Kilometer der Kunden fahren darf. Je nach tatsächlicher Kilometerleistung sind anschließend Nachzahlungen oder Erstattungen möglich.

Kann man auch Elektroautos leasen?

Ja, laut DAT geschieht dies sogar mit steigender Tendenz. Ein Grund dafür sei die große Unsicherheit bezüglich der Haltbarkeit des Akkus, so Experte Weiss: „Wenn ich ein E-Auto nach zwei bis drei Jahren einfach wieder zurückgebe, habe ich nicht das Risiko eines Totalausfalls einer Batterie und die damit verbundenen hohen Kosten. Zudem kann man so für sich selber prüfen, ob ein Elektroauto in den eigenen Alltag passt.“

Welche Risiken gibt es, wenn man das Pkw-Leasing privat vornimmt?

Bei der Rückgabe des Autos kommt es laut Weiss manchmal zum Streit darüber, was eine zulässige Gebrauchsspur oder eine unzulässige Beschädigung ist. ADAC-Technikexperte Heinz-Gerd Lehmann sieht das sogar noch kritischer: „Die übermäßige Zahl der Rückgaben macht Ärger.“ Er könne jedem nur raten, gerade im Leasing sehr pfleglich mit dem Auto umzugehen, sonst zahle man drauf.

Hinzu kommt noch: Die Konditionen haben sich nach Angaben der DAT wegen gestiegener Zinsen verschlechtert, ebenso die Verfügbarkeit von Neufahrzeugen. „Die Zeit der absoluten Schnäppchen ist aktuell vorbei“, so Weiss. Eine Alternative zum Kauf bleibe das Leasing dennoch, schließlich sei der Kauf eines neuen Pkws ebenfalls teurer geworden.

Wo kann man sich informieren?

Der Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften stellt einen Leitfaden für eine faire Übergabe zum Download zur Verfügung: vmf-verband.de. Einen Überblick über aktuelle Leasingangebote bieten auch Internet-Plattformen. Experte Weiss rät jedoch, sich direkt bei Händlern über ihre Angebote zu informieren. Angesichts der aktuellen Lieferengpässe bei Neuwagen sei es nämlich denkbar, dass am Ende des Leasingvertrags kein Anschlussfahrzeug vorhanden ist: „Händler können eventuell auch eine Lösung für die Überbrückungszeit finden.“

Wie beliebt ist Leasing?

Bis vor wenigen Jahren wurde diese Art der Finanzierung immer beliebter. Nach Zahlen der DAT stieg allein von 2018 auf 2019 der Anteil der Leasingnehmer an allen privaten Neuwagenkäufern von 14 auf 22 Prozent. Die Anbieter, zumeist Banken der Autohersteller, hätten dank niedriger Zinsen und hoher staatlicher Prämien für elektrifizierte Fahrzeuge sehr attraktive Angebote machen können, so Weiss.

2021 jedoch ging es leicht bergab, nur noch 18 Prozent aller privaten Neuwagenkäufer waren Leasingnehmer. Dieser Anteil wird sich nach Einschätzung des Experten auch in näherer Zukunft in diesem Korridor bewegen.

Tobias Christ
Autor

Nach seinem Germanistik-Studium in Siegen und Köln arbeitete Tobias Christ als Redakteur und Pauschalist bei Tageszeitungen wie der „Siegener Zeitung“ oder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derzeit schreibt er als freier Journalist Beiträge für Print- oder Onlinemedien. Für aktiv recherchiert er vor allem Ratgeberartikel, etwa rund um die Themen Mobilität und Arbeitsrecht. Privat wandert der Kölner gern oder treibt sich auf Oldtimermessen herum.

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