Rüsselsheim. Opel, 1862 gegründet, ist heute einer der größten europäischen Automobilhersteller und dank seiner umfassenden Elektro-Offensive führend bei der Reduktion von CO2-Emissionen. aktiv sprach mit Ralph Wangemann, Geschäftsführer Human Resources und Arbeitsdirektor der Opel Automobile, über den Wandel in der Auto-Industrie, der Unternehmen wie Beschäftigte herausfordert.
Herr Wangemann, wann saßen Sie das erste Mal in einem Opel?
Das war Anfang der 90er Jahre, und es war der Opel Calibra eines Freundes. Später kaufte ich mir ein Astra Cabriolet. Inzwischen habe ich fast alle aktuellen Opel-Modelle gefahren. Im Moment ist es der neue Astra Plug-in-Hybrid, und der hat mich von Anfang an extrem beeindruckt, allein schon durch das Hightech-Cockpit und die sensationelle Lichttechnik.
Die Wandlungsfähigkeit, mit der sich Opel seit Jahrzehnten gegen Krisen wehrt, ist beeindruckend. Wie macht man das?
Wandlungsfähigkeit ist wichtig, um schwierige Lebenssituationen zu überstehen. Und ja, das scheint Opel immer wieder zu gelingen. Das zeigt unsere Geschichte. Angefangen hat alles mit Nähmaschinen, dann kamen Fahrräder und schließlich das Automobil. 1928 war Opel der größte deutsche Fahrzeughersteller – damals natürlich mit Verbrennungsmotor. Und jetzt gehen wir in das Zeitalter der Elektromobilität. Zum Erfolgsrezept gehört sicher auch, bei all dem nie den Glauben an sich zu verlieren. Heute ist Opel ein nachhaltig profitables, erfolgreiches Unternehmen, und ich bin sehr stolz darauf, dass ich seit nun fast 25 Jahren hier arbeite.
Wie zeigt sich der Erfolg von Opel?
Heute haben wir bereits zwölf elektrifizierte Opel-Modelle auf dem Markt. Wir haben unseren Marktanteil im wichtigen deutschen Heimatmarkt im vergangenen Jahr deutlich gesteigert, waren der große Gewinner unter den Volumenmarken. Der Opel Corsa ist die vergangenen zwei Jahre der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland und in Großbritannien das meistverkaufte Auto überhaupt gewesen. Mindestens jeder vierte neu zugelassene Corsa fährt bundesweit elektrisch. Das gilt auch für den Mokka. Dieser Trend setzt sich 2022 fort, und das zeigt ganz klar: Unsere Modelle kommen bei den Kunden hervorragend an. Übrigens auch der neue Astra, der hier am Stammsitz in Rüsselsheim vom Band läuft – als Limousine, Kombi, mit effizienten Benzinern, Dieseln, als Plug-in-Hybrid und ab 2023 als batterieelektrischer Astra-e.
Was macht Opel so erfolgreich?
Um in unserer Branche erfolgreich zu sein, brauchen Sie gute Technologie und innovative Geschäftsmodelle. Sie brauchen eine gute Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur. Denn nur wenn die Belegschaft mitzieht, sich engagiert und mit neuen Ideen einbringt, können Sie etwas bewegen.
Schaffen alle den Wandel?
Die Schattenseite der Transformation ist ohne Zweifel der Abbau von Arbeitsplätzen, die am Verbrennungsmotor hängen. Im letzten Jahr waren das bei uns leider 2.100 Stellen. Unser Freiwilligen-Programm hat da sehr geholfen. Aber wir arbeiten auch am Umbau und Aufbau von Arbeitsplätzen, die dazu passen, dass Autos immer mehr zu rollenden Computern werden.
Was tun Sie, damit die Belegschaft den Wandel bewältigt?
Dreh- und Angelpunkt ist unsere strategische Aus- und Weiterbildung. Denn wir brauchen viel mehr Menschen mit Software-Know-how. Also stellen wir Software-Spezialisten neu ein, motivieren unsere Opel-Ingenieure, die sich bisher überwiegend mit Verbrennungsmotoren beschäftigt haben, eine Weiterbildung zum Software-Ingenieur zu beginnen. Auf Konzernebene bauen wir eine eigene Software-Akademie auf. Auch in der Ausbildung bekommen Elektronik und Digitalisierung immer mehr Bedeutung. Denn Ausbildung und Weiterqualifizierung bleiben wesentliche Bestandteile der Transformation. Aber wir brauchen den Willen der gesamten Belegschaft, diese Transformation mitzugehen.
- Geboren 1970 in Bad Reichenhall. Jura-Studium an der Universität Würzburg.
- 1998 Einstieg bei Opel als Personalreferent, danach Führungspositionen in Deutschland und Österreich, zuletzt Deputy Head HR Opel/Vauxhall.
- Seit 2019 Geschäftsführer Human Resources und Arbeitsdirektor der Opel Automobile GmbH.
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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