Stuttgart. Sie können unermüdlich Tunnel in Sand oder Erde fräsen – dabei machen sie aber keinen Lärm. Sie riechen nicht, haaren nicht und sind überhaupt sehr sauber. Sie wollen nicht Gassi gehen und brauchen auch ansonsten nicht allzu viel Zuwendung: Ameisen. Als Haustiere haben sie in den USA schon lange Tradition. Und inzwischen gibt es auch hierzulande eine kleine Fan-Gemeinde, die langsam, aber stetig wächst – nicht zuletzt auch seit Corona.

Ganz allgemein gehe der Trend zu kleineren Tieren, die sich günstig halten lassen: Das sagt jedenfalls René Hiersigk vom Ameisenversand „My Ant“. Bei ihm bestellen alle Altersgruppen, Singles wie Familien, zunehmend auch Kindergärten. Konkurrent Martin Sebasta wiederum beliefert aus seinem „Antstore“ neben privaten Haltern auch Zoos, Naturkundemuseen, Schulen, Universitäten oder Filmgesellschaften.

Vom Ameisenstaat können wir Menschen noch was lernen

Für Groß und Klein sind die Insekten ein interessantes Beobachtungsobjekt, eine Art lebendiger Biologieunterricht. Da kann man viel lernen: zum Beispiel, wie eine große Gemeinschaft das Zusammenleben in einem Staat organisiert. Die Aufgaben sind klar verteilt und werden fleißig erfüllt von den starken Krabbeltierchen, die ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichts schleppen können.

Als geeignete und sichere Behausung dient ein sogenanntes Formicarium, das ist eine spezielle Zuchtbox, die man als komplettes Set bestellen kann. Erweiterbare Starter-Kits gibt es für weniger als 200 Euro. Die transparenten Kästen bestehen aus einem Nestbereich und einem Bereich für Auslauf und Futter. Die Ameisen selbst werden oft einfach mit dem Formicarium-Set mitgeliefert – als ganzer Staat mit Königin, Arbeiterinnen, Eiern und Larven. Oder man kauft sie separat.

Ameisen lieben Mehlwürmer, aber es gibt auch vegetarische Arten

Was aber fressen die Tiere, womit kriegt man sie satt? Zu ihren Leibspeisen gehören Grillen, Asseln, Schaben oder Mehlwürmer. Die gute Nachricht für Vegetarier: Manche Ameisenarten geben sich auch mit Körnerfutter oder Blättern und Blüten zufrieden.

Viel Platz nimmt so eine Ameisenfarm nicht in Anspruch. Wichtig ist aber zu wissen: Wer mit einer Kolonie beginnt, muss sich darauf einstellen, irgendwann anzubauen! Denn so ein Ameisenvolk wächst mit der Zeit. Und es muss auf jeden Fall artgerecht gehalten werden – sonst gehen die Tiere schlimmstenfalls ein, wie Experte Sebasta betont.

Tipps zur richtigen Haltung gibt es etwa unter ameisen-ratgeber.deoder ameisenwiki.de, eine ausführlichere Beratung bieten die Anbieter wie myants.de oder  antstore.net

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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