München. Zurück in den Beruf, wenn man lange raus war. Zum Beispiel nach einer Babypause oder weil ältere Angehörige Pflege benötigt haben. Ist gar nicht so leicht, da wieder den Fuß in die Tür zu bekommen. Denn die Arbeitswelt dreht sich weiter, während man zu Hause Windeln wechselt. Ganz besonders im Moment ändert sich viel und auch schnell durch die Digitalisierung. Und plötzlich passt das, was man mal gelernt hat, nicht mehr zu den Anforderungen am Arbeitsmarkt.

Das Modellprojekt „Neustart für Frauen“ setzt hier an und ebnet den Weg zurück in den Job. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit haben darin gemeinsam erprobt, was am besten hilft, damit aus einer beruflichen Auszeit kein Ausstieg für immer wird. Das Projekt ist Teil der Initiative Fachkräftesicherung plus (FKS+) von vbw und Bayerischer Staatsregierung.

Bestärken, beraten und begleiten waren Ziel des Projekts mit 53 Teilnehmenden (darunter zeitweise auch ein Mann) an den vier Standorten Dingolfing, Donauwörth, Landshut und Bad Kissingen. Die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) haben alle fit gemacht und in Kontakte mit bayerischen Firmen gebracht.

Das geschah ganz individuell, passend zu den unterschiedlichen Lebenslagen. Unter den Teilnehmenden waren etwa viele Alleinerziehende Mitte 30, teils mit Migrationshintergrund. Im Schnitt hatten sie zweieinhalb Jahre von einer beruflichen Tätigkeit pausiert, meistens zur Betreuung ihrer Kinder.

Vor allem digitale Kompetenzen sind gefragt

Zu Beginn standen neben einer Neurorientierung in vielen Fällen ganz praktische Fragen. Etwa, wie man den Alltag mit Familie so organisiert, dass genügend Zeit zum Lernen bleibt.

In Workshops und im virtuellen Klassenzimmer wurden die nötigen Kenntnisse vermittelt. Dazu kam Praxis an Projekttagen und bei Hospitationen im Betrieb sowie gezielte Qualifizierung – je nach Bedarf der Teilnehmerinnen. Die Auffrischung digitaler Kompetenzen stand dabei im Mittelpunkt – denn ohne sie geht es heutzutage nicht.

Knapp die Hälfte der Teilnehmenden hat inzwischen den beruflichen Wiedereinstieg geschafft und ist in bayerischen Unternehmen untergekommen, so die Bilanz. Einige wenige haben abgebrochen, die übrigen Frauen sind noch auf Jobsuche. Dies betrifft vor allem jene Kandidatinnen, die bisher keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen.

Doch auch das lässt sich ändern und nachholen. Dafür gibt es weitere Programme wie „Chance Berufsabschluss in Teilzeit“. Auch diese werden von vbw, Regionaldirektion und der Bayerischen Staatsregierung gefördert.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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