Osnabrück. Jan Herzog mag den Begriff Hidden Champion nicht. Weltmarktführer, relativ unbekannt, auf dem Land zu Haus – zwar erfüllt sein mittelständischer Betrieb alle Kriterien, um sich als „heimlicher Gewinner“ zu fühlen, doch für den Unternehmer sind Titel zweitrangig. „Wir müssen uns im Wettbewerb immer wieder neu beweisen, jeden Tag“, sagt der Chef der Maschinenfabrik Herzog. Er führt das Familienunternehmen in zweiter Generation. Statt über Superlative spricht er lieber über Innovationen.

Australien, China, Südamerika: Der Export spielt eine große Rolle

Sicherlich ist diese Einstellung ein Grund für den Erfolg der Firma. Nicht nur große Unternehmen der niedersächsischen Metall- und Elektro-Industrie erzielen beachtliche Exporterfolge, auch die vielen marktführenden Mittelständler mischen auf dem Weltmarkt kräftig mit. Herzog beschäftigt 200 Mitarbeiter in Osnabrück und rund 100 weitere in den weltweiten Niederlassungen.

Beim Gang durch die helle Fertigungshalle fällt schnell auf: Hier gibt es viel zu tun. Ein Stahlgehäuse reiht sich an das andere. Später werden sie beim Kunden zu Laborsystemen zusammengesetzt. Der bekommt von Herzog komplette Automatisierungsanlagen zur Vorbereitung von Qualitätsprüfungen – inklusive Roboter und Software. Die nehmen Proben, vollautomatisch, im Stahl- und Zementwerk, im Bergbau oder im Recycling. Weltweit sind sie im Einsatz, auch in Australien, China und Südamerika.

Das steigende Umweltbewusstsein und die wachsenden Auflagen führen dazu, dass immer mehr Branchen einen Bedarf sehen: Welche Wertstoffe sind drin: im heißen Stahl, in der geförderten Erde oder den Spänen eines geschredderten Handys? Die Antworten finden die Kunden mithilfe der Proben, die die Herzog-Anlagen bereitstellen.

Eine solche Probe ist oftmals nicht mehr als eine Handvoll Material. „Dennoch muss sie repräsentativ sein für mehrere Tonnen“, erklärt Herzog. Diese Entnahmen stehen unter extremem Zeitdruck. Um eine Charge glühenden Stahls zum Beispiel vom Hochofen ins Labor des Stahlwerks zu transportieren, liefert die Maschinenfabrik auch ein Rohrpostsystem gleich mit. Die Probe wird auf unter 100 Grad runtergekühlt. Es werden Teile herausgestanzt oder gefräst. Manchmal reichen hierfür Späne von wenigen Millimetern. Und für die Auswertung und Dokumentation der Ergebnisse liefern die Osnabrücker auch die nötige Software. Dieses Gesamtpaket macht das Unternehmen zum Weltmarktführer.

Mitarbeitersuche auch über die Social-Media-Kanäle

„Aber auch wir bleiben vom Fachkräftemangel nicht verschont“, betont der Firmenchef. Deshalb suchen die Osnabrücker in Kooperationen mit den Hochschulen Talente, setzen auf Nachwuchs aus dualen Studiengängen und machen über Social-Media-Kanälen bei jungen Leuten auf sich aufmerksam.

Über 60 Jahre ist das Unternehmen alt. Seit 2015 trägt Jan Herzog die Verantwortung: „Eigentlich wollte ich Mediziner bleiben“, sagt der ausgebildete Arzt. Nun ist er Unternehmer. Und auch das mache ihm Spaß.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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