Grenzach-Wyhlen. Martin Häfele leitet die deutsche Niederlassung des niederländischen Life-Science-Konzerns DSM in Grenzach-Wyhlen. 700 Beschäftigte produzieren hier Vitamine und Feinchemikalien für die ganze Welt. Gleichzeitig hat der promovierte Manager den Vorsitz beim Verein „Chemie und Pharma am Hochrhein“. Warum er sich Zeit dafür nimmt, verrät er aktiv im Interview.
Herr Häfele, was ist das für ein Verein, für den Sie sich so engagieren?
Wir sind eine Plattform zur Zusammenarbeit der chemischen und pharmazeutischen Industrie unserer Region mit allen Interessensgruppen. Dazu gehören die Landkreise, Kommunen, Verbände, die Gewerkschaft und die Bürger am Hochrhein. Wir treffen uns seit Jahren regelmäßig, mal in einem Unternehmen, mal in einer Gemeinde. Während der Pandemie waren es virtuelle Treffen …
… und Sie reden dort über was?
Über eine erfolgreiche Standortpolitik, für die wir gemeinsam eine Infrastruktur entwickeln mit Blick auf wirtschaftliche, soziale sowie ökologische Aspekte. Oder darüber, wie wir Jugendliche und Arbeitskräfte aus- und weiterbilden. Es geht immer um den direkten Austausch: miteinander sprechen, sich verstehen, sich informieren. Das vermeidet Ängste und Konflikte. In diesem Jahr wollen wir eine Bürgersprechstunde einführen.
Eine arbeitsintensive Idee …
Früher waren wir ein runder Tisch. Den haben die Betriebsräte angeregt, als es in der Region Probleme bei Neuansiedlungen von Unternehmen gab. Aber wir wollten mehr: Seit 2019 sind wir nun ein Verein mit sieben Mitgliedsfirmen – BASF, DSM, Evonik, Novartis, RheinPerChemie, Roche und Energiedienst. Das Besondere ist unser großer Beirat, der in die aktive Vereinsarbeit eingebunden ist. Dem gehören zum Beispiel Gemeinden an, Landkreise, der Arbeitgeberverband, die Gewerkschaft, die Gewerbeschule, die Wirtschaftsförderung. Früher war auch eine Bürgerinitiative dabei, die hat sich aufgelöst. Zu den Treffen kommen Geschäftsführer, Landräte und Bürgermeister, das ist schon ein Statement.
Ihre wichtigsten Themen?
Wir Unternehmensvertreter berichten, wie wir in der Region weiterwachsen wollen und was es für Herausforderungen gibt – wie den Arbeitsmarkt oder die Energietransformation. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir den Wandel nachhaltig gestalten. Wir sprechen zudem darüber, wie wir als Unternehmen integer und verantwortungsvoll produzieren. Damit erreichen wir ein tieferes Verständnis unserer Situation.
Was für Aktionen haben Ihnen besonders gut gefallen?
In jüngster Zeit waren das zwei Dinge: Wir haben ein Science-Mobil gebucht und 2.000 Kindern aus der Region das Erleben von Chemie durch Experimente ermöglicht. Das bringt Akzeptanz für die Branche. Und es gibt die Idee, Schichtarbeit in Teilzeit anzubieten. An dem Projekt arbeitet DSM jetzt zusammen mit der Agentur für Arbeit. Die Ergebnisse bringen wir dann in den Verein ein.
Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.
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