Hildesheim. Wenn er morgens in die Firma fahre, sei er „auch deshalb gut drauf, weil ich der Umwelt durch meine Arbeit etwas Gutes tue“. So sagt es Roman Ziesing. Der 28-jährige Innovationsmanager arbeitet seit vier Jahren bei der Firma Gebrüder Heyl Analysentechnik. Und was dieses Familienunternehmen aus Hildesheim produziert, sorgt für sauberes Wasser in über 60 Staaten!
Das Unternehmen fertigt Mess- und Regelsysteme, die Geräte arbeiten in der Industrie, in Krankenhäusern oder in Schwimmbädern. Sie überwachen Brunnenwasser, helfen bei der Sterilisation von OP-Besteck und sorgen mit dafür, dass die Trinkwasserqualität in Wasserwerken hoch ist.
Familienunternehmen mit Duz-Kultur
Der Nachhaltigkeitsgedanke sei ihm bei der Wahl des Arbeitsplatzes sehr wichtig gewesen, sagt Ziesing. Wobei ihm die Entscheidung für Gebrüder Heyl aus einem weiteren Grund leicht fiel: Schon als Kind wurde er vom Vater, der ebenfalls hier arbeitet, mitgenommen in den Betrieb.
„Wenn ich von jemandem überzeugt bin, kann ich gut loslassen.“
Tilman Heyl, Geschäftsführer
Den Chef Tilman Heyl spricht Ziesing mit Vornamen an. „Wir sind hier mit vielen per Du“, bestätigt auch Emma Bushin-Reimann. Die 30-Jährige ist für das Personalwesen zuständig. „Hier bin ich für alle Emma.“ Starre Hierarchien? Gibt es bei Gebrüder Heyl nicht. Es liegt wohl auch an dieser Unternehmenskultur, dass der 50-Mitarbeiter-Betrieb so erfolgreich ist. „Wenn ich von jemandem überzeugt bin, dann kann ich gut loslassen und Verantwortung abgeben“, sagt Geschäftsführer Heyl beim aktiv-Besuch.
Bushin-Reimann hat dieses Vertrauen selbst erlebt. Die Industriekauffrau war nach eigenen Worten anfangs „total ängstlich bei dem Gedanken, Personalverantwortung zu übernehmen“. Doch der Chef habe an sie geglaubt: „Da bin ich ins kalte Wasser gesprungen – und habe gelernt zu schwimmen.“
Sie erzählt auch gern die Geschichte, wie Heyl nach Feierabend Mitarbeitern mit Nachhilfe weitergeholfen hat. Auch das ein Zeichen für den guten Teamspirit.
Solche Beispiele erklären, warum die Fluktuation im Unternehmen gering ist: Wer bei Gebrüder Heyl eine Ausbildung beginnt, bleibt fast immer bis zur Rente. Doch auch hier ist die Azubi-Lücke zu spüren. Der Trend zum Studium „macht uns zu schaffen“, so Bushin-Reimann.
Yoga, Massage, E-Tankstelle: Angebote sollen Fachkräfte locken
Gebrüder Heyl bietet denn auch eine Reihe von Anreizen, um sich im Wettbewerb um Fachkräfte zu behaupten. Es gibt auf Wunsch E-Dienstwagen, E-Bikes, Yoga-Kurse, Massagen oder individuelle Weiterbildungsangebote. Und das Tanken an der E-Tankstelle, die von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Firmendach gespeist wird, ist für Beschäftigte kostenlos.
Innovationsmanager Ziesing weiß solche Angebote zu schätzen. Und nicht zuletzt auch, dass er seinen Husky Sam mit ins Büro bringen darf.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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