Osterode. Es knackt im Nacken, und der Rücken zwickt: Nach den Lockdowns der Corona-Zeit trifft der Bewegungsmangel inzwischen auch eigentlich sportliche Zeitgenossen. Bei Piller in Osterode organisierten die Mitarbeiter deshalb kürzlich einen Gesundheitsnachmittag. „Betriebssport hat bei uns eine lange Tradition“, sagt Personalleiterin Yvonne Anders. Durch Corona nebst Homeoffice war die Bewegung in Gemeinschaft allerdings auch bei Piller etwas eingeschlafen.
Für den speziellen Tag hatte Anders gemeinsam mit dem Betriebsrat diverse Angebote erarbeitet: von Nordic Walking über Fußball und Rückenschule bis hin zu Yoga und Zumba. Von Mitarbeitern für Mitarbeiter – auch die Trainer kamen zum größten Teil aus der Belegschaft. Und rund 200 der 600 Beschäftigten machten mit.
Jeder Mitarbeiter kann seine Wunschsportart vorschlagen
Die Resonanz gibt den Organisatoren Rückenwind. „Der Gesundheitsnachmittag war so etwas wie das Aufwärmprogramm“, erklärt die Personalchefin. Das Organisationsteam will nun möglichst alle Mitarbeiter einbeziehen und hat um Vorschläge gebeten: Welche Sportarten sind gewünscht? An welchem Wochentag, um welche Uhrzeit? So weit wie möglich sollen die Vorlieben und Tagesabläufe der Beschäftigten berücksichtigt werden.
Anders selbst macht im Winter Langlauf, im Sommer ist sie gern mit dem Motorrad unterwegs, zuletzt knapp 4.000 Kilometer quer durch Osteuropa. Die Personalchefin sieht den Betriebssport auch als eine Art Stimmungsbooster. Erst Corona, jetzt Energiekrise, Inflation und der Krieg in der Ukraine: „Ist doch normal, dass einem die schlechten Nachrichten zu schaffen machen.“ Hier könne Sport helfen – und auch im Kampf um neue Fachkräfte.
Fachkräftesuche: Das Fachwissen ist extrem wichtig
Anders ist seit Mitte des Jahres bei Piller, einem Hersteller von Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung. Schon bei ihren vorherigen Stationen Adidas und Sartorius wurden umfangreiche Projekte gestartet, um Fachkräfte zu halten und zu gewinnen. Piller gehört im Südharz zu den größeren Traditionsunternehmen; um die Anlagen zu fertigen, braucht es Erfahrung. Deshalb sind das Fachwissen der Mitarbeiter und ihre Verbundenheit zum Betrieb extrem wichtig. „Wir haben einen ausgezeichneten Ruf“, so Anders, „die Fluktuation ist sehr niedrig. Dennoch ist Nachwuchsgewinnung schon lange kein Selbstläufer mehr.“
Sie kennt die Unterschiede zwischen Konzern und Mittelständler: Es habe sie gereizt, stärker mitgestalten zu können. Beim Thema Betriebssport zum Beispiel. Und da wollen sie und ihr Team jetzt alle mitnehmen.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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