Der Auftragsbestand der deutschen Industrie ist auf Rekordniveau: Viereinhalb Monate lang könnte sie ohne einen einzigen neuen Auftrag weiterproduzieren. Im langjährigen Durchschnitt liegt die Auftragsreichweite, die regelmäßig vom Ifo-Institut gemessen wird, nur bei knapp drei Monaten.

So erfreulich die aktuellen Daten auf den ersten Blick erscheinen mögen – sie geben Anlass zur Sorge! Die Ifo-Forscher erkennen darin nämlich die Schwierigkeiten der Unternehmen, die eingegangenen Aufträge tatsächlich abzuarbeiten. Grund dafür ist vor allem der Mangel an wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen. Besonders stark betroffen sind davon die Automobil-Hersteller, deren Zulieferer und der Maschinenbau.

Deutschland sollte nicht darauf hoffen, dass sich die Lage schnell verbessert und die Industrie-Unternehmen wieder so richtig durchstarten können. Nach wie vor hängen massenhaft Schiffscontainer, in denen so viel dringend benötigtes Material schlummert, in asiatischen Seehäfen fest. Allein wegen des rigiden Zero-Covid-Regimes in China, von wo Deutschland 15 Prozent der importierten Vorprodukte bezieht, dürften die Lieferengpässe weiter zunehmen. Und natürlich hat auch Russlands Krieg in der Ukraine die Lage verschärft. Wichtige Rohstoffe und Komponenten aus diesen beiden Staaten werden nicht geliefert. Ein Ende der Lieferkrise ist nicht absehbar.

Thomas Goldau
Redaktionsleiter aktiv

Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.

Alle Beiträge des Autors