München. „Sachlich und konstruktiv“: Mit diesen Worten beurteilt Angelique Renkhoff-Mücke die erste Verhandlung in der Tarifrunde der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (M+E). Eine Woche vor Weihnachten hatten sich die Tarifparteien zu diesem ersten Austausch zusammengesetzt. Renkhoff-Mücke, die Verhandlungsführerin des bayerischen M+E-Arbeitgeberverbands vbm, betont aber: „Die Forderungen der IG Metall bleiben realitätsfremd.“ Die Gespräche wurden daher vertagt, die nächste Verhandlung findet am 21. Januar statt.

Der vbm ruft dazu auf, bei den Verhandlungen realistisch zu sein. Denn die Corona-Pandemie hat die bayerische M+E-Industrie schwer getroffen. „Die Lage ist für viele Unternehmen sehr ernst“, betont Renkhoff-Mücke. „Gebot der Stunde ist es, die Existenz der Unternehmen zu sichern und damit auch Arbeitsplätze zu erhalten.“ Zusammengefasst heißt das: flexible Lösungen, Luft für Investitionen und geringere Arbeitskosten.

Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich verteuert für die Unternehmen die Arbeitskosten

Dazu passen die Forderungen nach 4 Prozent mehr Lohn nicht, die die Gewerkschaft auf den Tisch gelegt hat. Ebenso wenig nachvollziehbar sei die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich, so Renkhoff-Mücke. Eine Firma, die nichts verdiene, könne nicht noch mehr zahlen: „Das konterkariert den Effekt der Arbeitszeitverkürzung.“

Denn dieses Mittel wählen Betriebe, die alles tun, um ihre Mitarbeiter halten zu können, im Moment aber aufgrund fehlender Nachfrage nicht ausgelastet sind. Ein teilweiser Lohnausgleich würde ihre Arbeitskosten verteuern. „Eklatante Wettbewerbsnachteile wären die Folge“, so die vbm-Verhandlungsführerin.

Um die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich durchzusetzen, hatte die IG Metall zusätzlich den Tarifvertrag Beschäftigungsentwicklung gekündigt. Dieser regelte bereits, dass Betriebe die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit auf 29 Wochenstunden absenken können, um in Krisenzeiten Beschäftigung zu sichern – ohne Entgeltausgleich. Es sei schwer nachvollziehbar, warum man diesen Tarifvertrag genau jetzt gekündigt habe, wo man ihn benötige, so Renkhoff-Mücke.

Für die weiteren Verhandlungen appelliert der vbm an die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft. Schließlich sei das Ziel bei beiden Tarifparteien gleich: Die Beschäftigung am Standort sichern. Für den vbm geht das nicht ohne die Sicherung der Unternehmen.

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Tarifpolitik muss helfen, den Strukturwandel zu bewältigen

Die stehen – auch ohne die Corona-Pandemie – schon vor genügend Herausforderungen. Sie müssen den Strukturwandel bewältigen, die Transformation vor allem in der Automobil-Industrie angehen und die Digitalisierung meistern. Renkhoff-Mücke betont: „Die Erwartung unserer Unternehmen ist, dass die Tarifpolitik dies fördert und unterstützt.“