Nürnberg. Ohne Ergebnis ist die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverband vbm und der IG Metall in Nürnberg zu Ende gegangen. Die Verhandlungspartner haben sich auf Anfang Oktober vertagt.

Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Entgelts um 8 Prozent. Dies bezeichnet Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin aufseiten des vbm, als realitätsfremd. „Wir befinden uns mitten in einem noch nie da gewesenen Mix aus schweren Krisen“, begründete sie die Ablehnung der IG-Metall-Forderung. „Wir werden nur mit einem maßvollen Abschluss die Balance zwischen den Interessen der Beschäftigten und denen der Unternehmen halten können.“

Arbeitgeber schenken IG Metall ein Einrad – für Balance in der Tarifrunde

Um auch symbolisch für Balance in der Tarifrunde zu werben, überreichte Renkhoff-Mücke vor Beginn der ersten Verhandlungsrunde ein Geschenk an IG-Metall-Bayern-Chef Johann Horn: ein Einrad. Schließlich hätten Gewerkschaft und Arbeitgeber die gleiche Herausforderung: Balance zu halten für die Stabilisierung der Arbeitsplätze in Bayern. Doch das sei mit großen Lohnforderungen derzeit auf keinen Fall möglich.

Denn aktuell liege die Produktion um rund 8 Prozent niedriger als vor der Corona-Krise. Zudem können neun von zehn Unternehmen ihre Aufträge nicht abarbeiten, weil Vorprodukte fehlen. „Leider verweist die IG Metall nur auf die Auftragsbestände, aber nicht auf die massiven Probleme beim Abarbeiten“, erklärte Renkhoff-Mücke. „Das belastet Umsatz und Gewinn unserer Unternehmen. Hohe Personalkostensteigerungen sind daher aktuell nicht abbildbar“, so die vbm-Verhandlungsführerin.

Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Ein großer Teil der Unternehmen rechnet nicht damit, dass sich die Lage vor Ende des kommenden Jahres 2023 bessert. Trotzdem gehört die IG-Metall-Forderung zu den höchsten der letzten 30 Jahre. Im Jahr 2008 wurden beispielsweise 8 Prozent gefordert, im Jahr 1992 sogar 9,5 Prozent.

Die IG Metall unterdessen begründet ihre 8-Prozent-Forderung mit der hohen Inflation, die auch die Beschäftigten empfindlich trifft. Das sehen die Arbeitgeber auch. Doch die Unternehmen leiden ebenso unter den gestiegenen Preisen besonders für Energie und Vorprodukte – und sie können diese höheren Preise oft nicht an Kunden weitergeben.

Tarifvertragsparteien müssen Betrieben und Beschäftigten die Unsicherheit nehmen

Der vbm appelliert an die Vernunft der IG Metall in den kommenden Verhandlungen. Aus seiner Sicht braucht es Planungssicherheit für die Unternehmen sowie ein tragfähiges Ergebnis innerhalb der Friedenspflicht.

„Wir als Tarifvertragsparteien müssen den Unternehmen und Beschäftigten die Unsicherheit nehmen und tarifpolitisch Balance halten. Alles andere wäre in der aktuellen Lage gefährlich“, betonte die vbm-Verhandlungsführerin. Die Tarifpartner kommen am 6. Oktober wieder zusammen.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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