Essen. Kaltes Wohnzimmer, nein danke! Viele Deutsche setzen in diesem Winter sicherheitshalber auch auf elektrische Heizgeräte. Von Januar bis August gingen laut GfK 960.000 Heizlüfter über die Ladentische, das waren 76 Prozent mehr als in den ersten acht Monaten 2021. Etliche Radiatoren und Infrarotstrahler dürften ohnehin daheim bereitstehen. Experten schlagen deshalb Alarm.

Der Städte- und Gemeindebund sowie der Elektro-Fachverband VDE warnen vor einer Überlastung des Stromnetzes. „Es drohen örtliche Stromausfälle“, sagt VDE-Experte Martin Kleimaier, „denn unsere Stromversorgung ist für eine derartige Zusatzbelastung nicht ausgelegt.“

Nutzt jeder achte Haushalt ein Heizgerät, sind zusätzliche Kraftwerke nötig

Im Extremfall können die Kraftwerke einfach gar nicht genug Energie liefern. Denn: Würde auch nur jeder achte Haushalt an einem kalten Winterabend ein elektrisches Heizgerät mit 2.000 Watt Leistung anwerfen, dann wären nur dafür rechnerisch sieben zusätzliche Kernkraftwerke erforderlich!

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So viel Leistung wird sich nicht bereitstellen lassen. Vor allem aber käme es zu Stromausfällen. „Wenn in einem lokalen Verteilernetz zu viele Haushalte gleichzeitig E-Heizer anstellen, wird das Netz überlastet“, warnt Kleimaier. „Es passiert das Gleiche wie zu Hause: In der Verteilerstation springt die Sicherung raus.“ Und schwupp: Stromausfall!

„Bei einem Stromausfall alle elektrischen Heizgeräte sofort ausschalten!“

Das Problem dabei: Ein Mitarbeiter muss zur Verteilerstation fahren und die defekte Sicherung tauschen. Sind die E-Heizer dann noch eingeschaltet, fliegt die Sicherung gleich wieder raus. Kleimaier rät daher: „Bei einem Stromausfall alle elektrischen Heizgeräte sofort ausschalten!“ Sonst kann das Netz nicht wieder hochgefahren werden.

Wie also umgehen mit den Geräten? Da Haushalte auch im Notfall mit Gas versorgt werden, am besten gar nicht nutzen, damit es nicht zu Lastspitzen kommt!

Zumal das teuer ist. Die Kilowattstunde Strom kostet über 40 Cent. Läuft der Stromfresser im Winter zehn Stunden am Tag, kann die Abrechnung locker 1.000 Euro höher ausfallen.

Hans Joachim Wolter
aktiv-Redakteur

Hans Joachim Wolter schreibt bei aktiv vor allem über Klimaschutz, Energiewende, Umwelt, Produktinnovationen sowie die Pharma- und Chemie-Industrie. Der studierte Apotheker und Journalist begann bei der Tageszeitung „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen und wechselte dann zu einem Chemie-Fachmagazin in Frankfurt. Wenn er nicht im Internet nach Fakten gräbt, entspannt er bei Jazz-Musik, Fußballübertragungen oder in Kunstausstellungen.

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